Über Beamte ranken sich viele Witze, Vorurteile und Halbwahrheiten, dabei gibt es den „klassischen Beamten“ gar nicht. Trägheit und das faule Herumsitzen am Schreibtisch sowie ein beständiger Dienst nach Vorschrift mit einem geregelten, pünktlichen Feierabend ist ein gern herangeführtes Bild in der öffentlichen Wahrnehmung. Doch der Staatsdienst zeigt in Wahrheit ganz andere Facetten, ist vielfältig und anspruchsvoll.
Anzahl der Beamten in der Bundesrepublik?
Bei der letzten statistischen Erfassung im Juni 2016 waren in Deutschland 1 672 415 Beamte beschäftigt. Über 1,2 Millionen Beamte arbeiten hierbei bei den einzelnen Bundesländern und rund 186 000 bei den Kommunen. Etwa 180 000 Beamte sind direkt beim Bund tätig und 31 000 bei der Sozialversicherung. Die Angaben für Länder und Bund beinhalten die 30 000 in der Bundesrepublik vorhandenen Richter.
Unterschiede zu anderen Beschäftigten?
Angestellte bekommen für die von ihnen geleistete Arbeit ein Entgelt. Die Bezüge der Beamten sind im Wesentlichen eine Gegenleistung für die Diensterfüllung gegenüber dem Dienstherrn. Der Beamte geht die Pflicht ein, seine Aufgaben mit voller Hingabe und seiner gesamten Arbeitskraft gegenüber dem Staat oder dem Land zu erfüllen. Für diesen Einsatz wird der Beamte vom Dienstherrn alimentiert. Dieses Prinzip gewährleistet dem Beamten finanzielle Sicherheit und einen angemessenen Lebensstandard. Die Regelung bezieht sich auch auf Krankheit, Berufsunfähigkeit und das Alter. Die Besoldung stellt eine wirtschaftliche Unabhängigkeit sicher, sodass der Beamte sich vollends seinen beruflichen Anforderungen widmen kann.
Vorteile der Stellung des Beamten?
Die in der Öffentlichkeit bestehende Feststellung, dass Beamte „unkündbar“ sind, trifft in der Regel zu. Eine endgültig gesicherte Position entsteht mit der Verbeamtung auf Lebenszeit. Natürlich können auch Beamte aus dem Dienstverhältnis entlassen werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn der Beamte einen groben Verstoß begangen hat, der durch ein Gerichtsurteil mit einer Haftstrafe geahndet wird. Dienstliches Fehlverhalten oder Fehlverhalten mit öffentlicher Wahrnehmung kann disziplinarrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen und in besonders schweren Fällen ebenso zur Entlassung führen.
Nachteile des Beamtenstatus?
Der beamtenrechtliche Eid sich mit voller Hingabe dem Dienstherrn zu verpflichten beinhaltet auch Nachteile. So verfügt der Beamte über kein reales Demonstrations- und Streikrecht. Geht es um die Besoldungsbezüge des Beamten, so muss der Dienstherr nicht in Verhandlungen mit einem Tarifpartner treten, er ordnet schlichtweg an. Unter dieser Voraussetzung war es unter anderem Anfang des neuen Jahrtausends möglich das Urlaubs- und Weihnachtsgeld (13. Monatsgehalt) zu kürzen oder sogar ganz abzuschaffen.
Voraussetzungen für Beamtenanwärter?
Die beamtenrechtliche Laufbahn steht in der Regel deutschen Staatsbürgern offen, aber auch hier gibt es Ausnahmen. Diese gelten für Personen aus anderen EU-Ländern sowie aus Liechtenstein, der Schweiz und Norwegen. Bedingung ist ein tadelloser Leumund nach einem Auszug aus dem Bundeszentralregister und dem Vorliegen keinerlei Straftaten. Außerdem besteht der Grundsatz der Eignung, Befähigung für das Amt und die fachliche Kompetenz. Zu Beginn der Anwartschaft steht eine gesundheitliche Eignungsuntersuchung durch einen Amts- oder Betriebsarzt sowie ein für die diversen Bereiche unterschiedlicher individueller Einstellungstest.
Perspektive für die Jugend?
Nach der letzten Umfrage des Deutschen Beamtenbundes und der Tarifunion ist der Öffentliche Dienst und in Verbindung damit auch die Stellung des Beamten gerade bei jungen Menschen populärer denn je. Die dargestellte Sicherheit des Arbeitsplatzes, aber auch die damit verbundene anspruchsvolle Tätigkeit spielt dabei eine gewichtige Rolle. Allein in den kommenden Jahren werden rund 700 000 Beamte altersbedingt aus dem Dienst ausscheiden und schon jetzt fehlen in der Bundesrepublik über 100 000 Fachkräfte für den öffentlichen Dienst.
Nach Ansicht vieler Experten sowie der Pressesprecherin der Dachgewerkschaft des Deutschen Beamtenbundes und Tarifunion, sei aufgrund dieser Tatsache die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes bedroht. Es sei hiermit wichtig den bevorstehenden Aufgaben entsprechende zeitnahe Lösungen entgegenzubringen und den notwendigen Nachwuchs zu generieren. Eine berufliche Perspektive auch für die Zukunft stellt das Beamtentum in jedem Fall dar.