Zuletzt aktualisiert am 10.10.2024 um 20:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 4-5 Minuten
Immer mehr elektronische Whiteboards erobern die Klassenzimmer. Die meisten Schüler sind begeistert. Lehrer sind geteilter Meinung. Für viele ist die elektronische Errungenschaft nicht mehr wegzudenken. Andere verwünschen sie, weil zu viel Technik darin steckt. Was steckt wirklich in den Whiteboards und wie kann man sie gelungen einsetzen?
Computer trifft auf Tafel
Ein interaktives Whiteboard ist im Prinzip eine große weiß beschichtete elektronische Schultafel, die mit einem Computer und Beamer verbunden ist. Auf der Oberfläche kann virtuell wie auf einem klassischen Whiteboard geschrieben werden. Die Daten werden an den Computer übermittelt, der in Echtzeit die Informationen an das Board weitergibt. Im Grunde vereint die elektronische Tafel die Möglichkeiten von Wandtafeln mit den vielseitigen Präsentationsmöglichkeiten des Computers. Alle Tafeln sind mit einer passenden Software ausgestattet. Es gibt verschiedene Typen, aber alle stimmen in ihrer Grundfunktion überein.
Analog-resistive Smartboards
funktionieren wie große Touchscreens. Zum Schreiben oder Zeichnen können entweder der Finger oder eigene Stifte benutzt werden. Diese sind farbig kenntlich gemacht und lösen durch das Herausnehmen aus dem entsprechenden Ablagekasten einen Kontakt aus, der dann die dazugehörige Stiftfunktion für das Zeichnen und Schreiben aktiviert.
Trigonometrischen Starboards
basieren auf Laser-, Ultraschall- oder Infrarot-Technologie. Einige Boardtypen dieser Art benötigen für die Eingabe einen besonderen Stift, der Ultraschall- oder Infrarotsignale aussendet. Die Boardoberfläche verfügt über entsprechende Empfänger, die das Infrarotlicht oder die Aussendung des Ultraschallsignals erkennen und diese an die Software übermitteln.
Elektromagnetische Aktivboards
verfügen über eine robuste, kratz- und stoßfeste Melamin-Oberfläche. Sie reagiert nicht auf Druck, sondern nur auf spezielle Stifte. Deshalb kann hier ein herkömmliches Lineal problemlos benutzt werden, um eine Linie zu ziehen. Auch wenn die Hand im Schreibmodus das Board berührt, entsteht kein Abdruck, weil das Board nur auf den Stift reagiert.
Kriterien für den Erwerb eines Boards
Bei der Hardware geht es in erster Linie um die Größe. Es gibt Boards, die wie herkömmliche Tafeln höhenverstellbar sind oder über ausklappbare Seitentafeln verfügen. Sie können wahlweise mit grüner Tafeloberfläche oder mit Whiteboardbeschichtung bestellt werden. Beide sind magnetisch und ermöglichen zusammen mit der interaktiven Tafel einen interessanten Medienmix. Ist der Beamer oberhalb der Tafel angebracht, steht der Lehrer nicht im Projektionslicht und wird auch nicht geblendet. Manche Beamer erzeugen auch bei kurzem Abstand ein gestochen scharfes Bild auf der Tafel. Auch die Frage nach der Robustheit und der Oberflächenbeschaffenheit ist nicht zu unterschätzen, ebenso ob die Bedienung per Finger oder Eingabestift erfolgen soll.
Auch die Software beeinflusst die didaktischen Möglichkeiten im Unterricht. Es gibt Softwarepakete für Grundschulen bzw. weiterführende Schulen. Alle verfügen über bestimmte Grundfunktionen, um das Tafelbild bunt und abwechslungsreich zu gestalten. Mathematiktools wie Zirkel, Lineal, Winkelmesser, Geodreieck usw. werden digital auf den Bildschirm gezaubert. Es gibt alles. Vom klassischen Radiergummi bis zur digitalen Schrift-, Zahlen- oder Formenerkennung, welche handschriftliche Notizen in digitalen Text oder Formen umwandelt. Notenlinien, Koordinatensystem und Landkarten sind eine enorme Zeitersparnis und ergänzen ein ästhetisches Tafelbild. Jeder Lehrer kann seine eigene Toolleiste individuell gestalten und abspeichern. Eine spannende Abwechslung bietet der Vorhang, der vorbereiteten Text oder Bilder auf der Tafel verbirgt. Tipptopp lässt sich ein Brainstorming einrichten, weil Wörter und Bilder an der Tafel verschoben werden können. Im Zuge einer aktiven Unterrichtgestaltung können Landkarten, Grafiken und Formen – wie beim Schreiben auf Folien – zusammen mit den Schülern beschriftet und ergänzt werden. Eine Einbindung von Objekten, Bildern, Screenshots, Fremddateien und Programmen ist ebenso möglich wie das Drucken und Speichern der Tafelbilder. Sie können in Powerpoint, Word, pdf, HTML und Flash umgewandelt und exportiert oder als E-Mail Anhang an die Schüler versendet werden.
Vorteile
Lehrer und Schüler haben keinen Kreidestaub mehr an ihren Händen und Kleidern. Übelriechende Stifte für das Whiteboard sind nicht mehr nötig. Der meiste Spezialstifte sind kabel- und batteriefrei und bieten alle Funktionen der bekannten PC-Maus.
Durch den Einsatz von authentischen Arbeitsmaterialien, wie Dokumentationen, Filmen, Bildern oder interaktiven Landkarten entsteht ein positiver Lerneffekt. Wegen der anschaulichen Darstellung und der Methodenvielfalt erhöht sich die Wachsamkeit der Schüler. Auch eine bessere Nachbereitung ist möglich.
Auf lange Sicht bedeutet der Einsatz vorbereiteter elektronischer Materialien für den Lehrer eine Verkürzung der Vorbereitungszeit. Schüler und Lehrer können ihre Medienkompetenzen verbessern und bei optimaler Ausschöpfung verkürzt sich auch die Unterrichtszeit.
Nachteile
Die Bedienung von Technik und Software verlangt eine gewisse Einarbeitungszeit. Schüler, die sich an der Tafel ungeschickt anstellen, könnten von den Mitschülern belächelt werden.
Auch der Stromverbrauch, der Ersatz von Leuchtmittel im Beamer, die Wartung der Hard-und Software und schließlich die hohen Anschaffungskosten sind nicht zu unterschätzende Faktoren.
Didaktisch könnte die elektronische Tafel ähnlich wie beim Einsatz von Folien auf dem Overheadprojektor zum Präsentationsunterricht verlocken.
Die elektronische Tafel verleitet dazu, dass Schüler weniger mitschreiben. Das verhindert, dass die ohnehin wenig ausgeprägte Kompetenz des handschriftlichen Schreibens nicht gefördert wird. Für spontane Anschriften eignen sich die herkömmlichen Tafeln besser.
Wenn die Technik versagt, sollte immer eine ausreichend große Ersatztafel zur Verfügung stehen.
Die Möglichkeiten, elektronische Tafeln in den Unterricht zu integrieren, sind immens. Eine Ausschöpfung dieser Vielfalt macht alleine noch lange keinen guten Unterricht. Lehrerinnen und Lehrer sollten die Potenziale methodisch und didaktisch klug in den Unterricht integrieren. Dann ist die Anschaffung von interaktiven Whiteboards an unseren Schulen eine gelungene Investition in die Zukunft.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
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