Zuletzt aktualisiert am 10.10.2024 um 16:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Die Grundschüler von heute werden in 20 Jahren auf einen Arbeitsmarkt treffen, der wenig mit dem zu tun hat, was wir heute kennen. Die vierte industrielle Revolution ist bereits im Anrollen, aber die Lehrpläne unserer Schüler sind noch aus dem letzten Jahrhundert. Experten glauben, es sei sinnvoller, die Logik von Algorithmen zu begreifen, statt eine Fremdsprache zu lernen. Andere Länder machen es uns bereits vor und haben das Fach Informatik verpflichtend in den Schulunterricht aufgenommen.
Schöne Neue Welt
Der technologische Fortschritt auf dem Gebiet der Digitalisierung und Automatisierung macht den Umbau des deutschen Bildungssystems unumgänglich. Darin sind sich führende Wissenschaftler und Wirtschaftsexperten einig. Nach einer Studie von Michael Osborne und Carl Frey von der Universität Oxford, die mehr als 700 Berufe analysierte, wird 2036 jeder zweite Arbeitsplatz in den USA und in Europa mit dem digitalen Wandel verloren gehen. Wegfallen werden den einfachen Büros — und Assistenzarbeiten oder die produzierenden Arbeiten in kleinen Fabriken oder mittelständischen Betrieben. Nicht nur durchschnittlich qualifizierte Berufe werden sich verändern. Auch Branchen im Niedriglohnsektor werden überflüssig. Von der Umstrukturierung werden aber auch Berufsgruppen betroffen sein, die auf lange Sicht gute Verdienstmöglichkeiten versprochen hatten. Der Grund für die drohenden Arbeitsplatzverluste liegt im technischen Fortschritt der Multifunktionsroboter und der künstlichen Intelligenz, die die vollständig automatisierte Industrie 4.0 einläuten. Zukunftsfähig sind Berufe, die soziale Kompetenz oder Kreativität erfordern oder eine exzellente individuelle Dienstleistung darstellen.
Das Bildungssystem ist entscheidend
Heute diskutieren wir über den Mangel an Fachkräften auf dem deutschen Arbeitsmarkt. In 20 Jahren wird es nicht nur um die Qualifikation am Arbeitsplatz gehen. Eine Volkswirtschaft in der digitalen Welt wird nur dann wettbewerbsfähig sein, wenn die junge Generation gut gebildet ist und über ausreichende Computerkenntnisse verfügt.
Schlüsselqualifikation digitale Kompetenz an deutschen Schulen
Wenn es um Medien und Informatik geht, schneiden deutsche Schulen im internationalen Vergleich eher schlecht ab. Meist fehlen Computer und WLAN-Verbindungen und viele Lehrer wollen oder können gar nicht mit Computern, Notebooks oder Tablets im Unterricht umgehen. Nach einer 2014 vom Bundesministerium geförderten internationalen ICILS —Studie setzen nur neun Prozent der deutschen Lehrer täglich digitale Medien im Unterricht ein. Deutsche Lehrer sind laut dieser Studie nicht nur schlechter ausgebildet, sondern auch deutlich skeptischer als ihre Kollegen in vergleichbaren Ländern. Dabei ist es Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern, das Interesse der Jugendlichen für moderne Technologien zu wecken. Aber wie soll man begeistern, wenn man sich selbst nicht auskennt. Die Ausbildung der Pädagogen ist dafür noch zu wenig auf digitale Medien ausgerichtet.
Die Vermittlung von digitalen Kenntnissen im aktuellen Schulsystem ist rudimentär. Es werden Informatik-AGs angeboten, die höchstens als Einführungskurse in die Textverarbeitungs-, Tabellenkalkulations — und Präsentationsprogramme von Microsoft Office verstanden werden können. An einigen Schulen gibt es ambitionierte Projekte, von einer flächendeckenden Vermittlung von Programmierkenntnissen ist Deutschland noch weit entfernt. Stattdessen diskutieren wir über ein Handyverbot an deutschen Schulen und warnen davor, cyberkrank zu werden. Tatsächlich geht es darum, eine Generation verantwortungsvoller junger Menschen mit einem guten Bildungsniveau und ordentlichen digitalen Kompetenzen auszustatten, damit sie sich dem Wandel, der sicher kommen wird, ohne Ängste stellen können.
Wir brauchen eine denkfähige, gut ausgebildete Generation, die in der Lage ist, Prozesse zu hinterfragen, Zusammenhänge zu erkennen, die Systeme beurteilen und kritisch denken kann. Allein eine umfangreiche Bildung ebnet diesen Weg in das digitale Zeitalter. Wer sich auf einen lebenslangen Lernprozess einstellt, der eine Kombination aus Beobachtung, Verständnis, Inspiration, Ergänzung und Durchführung in Verbindung mit modernster Technologie ist, wird letztendlich Erfolg auf einem neuen attraktiven Arbeitsmarkt haben.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- faz.net: Weltwirtschaftsforum in Davos: Das ist die größte Herausforderung der Digitalisierung
- blogs.faz.net: Die Gewinner der Vierten Industriellen Revolution
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