Zuletzt aktualisiert am 28.09.2024 um 0:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Die Meldung, dass ausgerechnet der Pisa-Sieger Finnland ab 2016 die Schreibschrift aus den Lehrplänen der Grundschulen streichen wolle, hat Bildungsexperten in Deutschland entsetzt. Das flüssige Schreiben soll durch das Schreiben an der Tastatur ersetzt werden. Auch in Deutschland lernen immer mehr Schüler nur eine Grundschrift. Kritiker warnen, dass man eine elementare Kulturtechnik verlieren wird.
Miserables Schriftbild
Häufig beklagen Lehrer, die Handschriften ihrer Schüler und Schülerinnen seien unleserlich, das Schriftbild schlecht ausgeprägt. Ein Drittel der Kinder hätten ernsthafte Schwierigkeiten beim Erlernen der Handschrift. Finnland setzt nun auf ein flüssiges Tippen auf der Tastatur, weil diese Fähigkeit künftig fließend beherrscht werden müsse. Deutsche Bildungsexperten warnen davor, dass man damit die Feinmotorik der Kinder vernachlässige. Bessere Lesbarkeit könne nicht den Verlust der Schreibschrift bedeuten.
Grundschrift an deutschen Schulen
Immer mehr Schulen in deutschen Bundesländern distanzieren sich von der Schreibschrift und nehmen eine neue Grundschrift, die der Druckschrift ähnelt, in ihre Lehrpläne auf. Das Konzept dieser Basisschrift stellt es den Kindern frei, wie sie die Buchstaben verbinden. Die Kultusministerkonferenz macht bei Handschriften keine Vorgaben und lässt es offen. Die Handschrift müsse nur gut lesbar sein und flüssig zu schreiben.
Die Tendenz zur Grundschrift liegt darin begründet, dass Kinder neben der Druckschrift noch eine der drei verbundenen Schreibschriften lernt. Die Lateinische, die vereinfachte Ausgangsschrift oder die Schulausgangsschrift als Relikt der ehemaligen DDR. Politiker möchten durch die generelle Einführung der Grundschrift dem Durcheinander ein Ende bereiten.
Abschaffung der Schreibschrift – PRO
- Eine klassische Handschrift zu entwickeln, fällt vielen Kindern schwer. Statt sich auf Inhalte zu konzentrieren, sorgen sich viel zu viele Schüler um das Aussehen der Buchstaben.
- Schüler, die ihre Texte am Computer verfassen, haben weniger Schreibblockaden.
- Ein großer Vorteil ist, dass Kinder nicht mehr Druck- und Schreibschrift lernen müssten.
- Beim Schreiben am Computer kann man mit den Korrekturprogrammen eine fehlerfreie Rechtschreibung erlangen.
Abschaffung der Schreibschrift – CONTRA
- Schreibschrift unterstützt gerade durch die fortlaufende Linienführung den flüssigen Schreibablauf.
- Man kann sich beim schnellen Schreiben Texte genauer merken und sinnlich besser erfassen.
- Wenn Schüler zu langsam schreiben, vergessen sie ihre Geistesblitze.
- Das Schreiben per Hand fördert auch das logische Denken. Synapsen im Gehirn werden besser trainiert und das Lernen mit der Erinnerung verknüpft. Kinder, die per Hand schreiben, können deutlich besser lesen und lernen als die Kinder, die eine Tastatur nutzen.
Auch die Schweizer halten nicht mehr viel von ihrer „Schnürinschrift“. Eine Mehrzahl der Kantone und Lehrer wollen ebenso eine Grundschrift mit nicht verbundenen Lettern einführen. Auch hier sollen die Kinder ab der zweiten Klasse beginnen, ihren eigenen Schreibstil zu entwickeln, indem sie die Buchstaben verbinden. Ziel ist, eine gut lesbare Gebrauchsschrift zu entwickeln.
Schreibschrift ist nicht nur von ästhetischer Natur. Sie ist ein Teil der Persönlichkeit mit hoher Aussagekraft. Die Grundlagen dafür werden im frühesten Kindesalter geschaffen. Gut leserlich sollte eine Handschrift auf jeden Fall sein. Und wer sich eine Schönschrift zulegen möchte, wird künftig vielleicht einen Kurs in Kalligrafie machen müssen. Arbeitshefte zum Selbstlernen gibt es bereits im Internet.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- spiegel.de: Finnland schafft die Schreibschrift ab
- faz.net: Schreibschrift stirbt aus
- spiegel.de: Schweizer wollen Schreibschrift abschaffen
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