Gehört man zu den 50+ denken viele über die Pension nach; Foto: fotolia.com #78690732
Im Alter weniger arbeiten müssen oder früher in Rente gehen — die Überlegungen sind naheliegend, wenn man sich jenseits der 50 befindet. Und die Beweggründe unterschiedlich. Die einen fühlen sich den hohen Arbeitsbelastungen nicht mehr gewachsen, andere betrachten den Ausstieg als Ausgangspunkt für eine attraktivere Lebensplanung. Das 1996 vom Bundestag erlassenen Altersteilzeitgesetz macht dies möglich.
Altersteilzeit als Chance
Das Altersteilzeitgesetz sollte ursprünglich älteren Arbeitnehmern den gleitenden Wechsel vom Berufsleben in den Ruhestand ermöglichen, um die Arbeitsbelastungen im Alter zu reduzieren. Arbeitslose sollten durch die frei werdenden Arbeitsplätze integriert werden und Ausgebildete übernommen werden. In den vergangenen Jahren wurde die Altersteilzeit überwiegend nicht zum moderaten Übergang in die Verrentung genutzt, sondern in Form einer Frühausgliederung aus dem Erwerbsleben — dem sogenannten Blockmodell.
Blockmodell = Vorzeitiger Ruhestand
Das Blockmodell besteht aus zwei Phasen. In der ersten Phase, der Arbeitsphase, arbeitet man voll bei reduziertem Gehalt. Der Arbeitnehmer geht sozusagen in Vorleistung. In der zweiten Phase, der Freistellungsphase, wird er von der Arbeit freigestellt und bezieht weiterhin das Gehalt der Altersteilzeit. Das Blockmodell entspricht genau genommen einer vorzeitigen Verrentung.
Niedersachsen setzt Anreize durch Blockmodell 2015
Das Land Niedersachsen hat eine
Neuregelung der Altersteilzeit für verbeamtete Lehrer verabschiedet. Die Ansprüche können ab dem 55. Lebensjahr geltend gemacht werden. Das Modell besteht aus einem aktiven Block von 60% und einem passiven von 40%. Man erhält in beiden Blöcken jeweils 70% der Bezüge. Auch die Pensionen werden entsprechend gekürzt.
Beispiel: Ein Lehrer wählt 10 Jahre. In den ersten sechs Jahren wird er bei vollem Stundenumfang ein geringeres Einkommen beziehen. In den folgenden vier Jahren ist er bei gleichen Einkünften vom Unterricht freigestellt.
Vorteile gegenüber dem alten Modell
Bisher konnten in der Altersteilzeit nur Wochenstunden reduziert werden. Ein früheres Ausscheiden aus dem Dienst war nicht möglich. Mit vermindertem Deputat müssen aber alle anderen Pflichtveranstaltungen wie Konferenzen, Klassenfahrten, Fortbildungen etc. trotzdem wahrgenommen werden. Das entlastet nicht wirklich. Das neue Modell ist diesbezüglich deutlich attraktiver. Insbesondere Schulleitern kommt die Reform sehr entgegen. Deren Tätigkeit verträgt sich nicht mit Teilzeitarbeit, wohl aber mit dem Arbeiten in Blöcken. Ein weiterer Vorteil: Durch das Ausscheiden von Lehrkräften werden früher Stellen für den pädagogischen Nachwuchs geschaffen.
Nachwuchs gesucht
Das alte Altersteilzeitmodell wurde von verbeamteten Lehrern nicht richtig angenommen. Von dem neuen Modell werden viel mehr Lehrer Gebrauch machen. Besonders Schulleiter werden darauf zurückgreifen. Allerdings sind schon heute sind zahlreiche
Schulleiterstellen unbesetzt. Gleichzeitig herrscht an den meisten Schulen chronischer Fachlehrermangel. Wenn das Blockmodell bei den Lehrern gut ankommt, brauchen die Schulen dringend gut ausgebildete Lehrkräfte von den Universitäten.
Soziales Ungleichgewicht?
Auch wenn Altersteilzeit dafür gedacht ist, Lehrern einen gewissen Ausgleich für die erhöhte Stundenzahl und den
Mehraufwand zu gewähren, ist sie nicht unbedingt sozial gerecht. Sie funktioniert nur bei denen, die sich einen 30% Gehaltsverzicht leisten können. Lehrer, deren Kinder noch in der Ausbildung sind, werden vielleicht auf eine Rentenverfrühung verzichten müssen. Auch Frauen, die wegen Kindererziehung geringere Bezüge im Alter erhalten, werden nicht in der Lage sein, auf einen Teil ihrer Einkünfte zu verzichten.
Ist einmal der Entschluss gefallen, vorzeitig aus dem Dienst zu scheiden, kommt man um finanzielle Einbußen nicht herum. Die neue Lebensplanung schafft aber Raum für Perspektiven. Und unter Umständen stößt man bei der Suche nach dem, was man immer schon einmal tun wollte, auf eine Reihe von Möglichkeiten, um diese Lücke im Geldbeutel zu füllen.