Zuletzt aktualisiert am 06.02.2025 um 13:26 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Es gibt tatsächliche Dinge, auf die man in der Ausbildung nicht vorbereitet werden kann. Dazu gehören die schrecklichen Bilder von Mord, Vergewaltigung und anderen menschlichen Abscheulichkeiten. Doch nicht nur aufgrund dieser Tatsache erleiden viele Polizisten im Laufe ihrer Beschäftigung ein Trauma, sondern vor allem auch, wenn sie Gebrauch von ihrer Dienstwaffe machen müssen. Obwohl sich jeder, der täglich mit Mord und Totschlag zu tun hat, irgendwann eine Schutzmauer aufbaut, kommt es immer wieder zu Schlüsselerlebnissen, die diese ins Wanken bringen können.
Prävention statt Behandlung
Eine Statistik der Polizei besagt, dass ein Polizist im Dienst jede Woche etwa drei traumatische Erlebnisse zu verarbeiten hat. Ein Normalbürger im Vergleich erlebt diese drei traumatischen Momente auf sein ganzes Leben verteilt. Durch den täglichen Umgang mit Tod, Unfällen und Morden haben sich die Polizisten natürlich ein „dickes Fell“ zugelegt, doch es gibt immer wieder den ein oder anderen Fall, bei dem es kein ausreichend dickes Fell gibt. Damit die Polizisten nicht von den schrecklichen Bildern verfolgt werden und einen klaren Kopf bewahren können, sorgt die Polizei nun vor. Bei der Erfurter Polizei beispielsweise steht den Beamten Tag und Nacht eine Polizeipsychologin mit therapeutischer Ausbildung zur Verfügung, um im Ernstfall gleich vor Ort sein zu können. Die Polizisten mussten erst lernen, dass es okay ist eine Psychologin aufzusuchen, denn Männer tun sich im Allgemeinen deutlich schwerer damit.
Schusswaffengebrauch = Zwangsbehandlung
Nach den deutschen Dienstvorschriften muss jeder Polizist, der im Dienst die Dienstwaffe abgefeuert hat, danach zu einem psychologischen Gespräch. Wir wären nicht in Deutschland, würde diese Regelung nicht auch gelten, wenn kein Mensch verletzt wurde. So kommt es schon einmal vor, dass mit dem Psychologen über einen Schuss auf einen Autoreifen geredet werden muss. Jedoch sind die meisten Vorfälle mit Dienstwaffengebrauch deutlich unlustiger. Viele Beamte kämpfen oft längere Zeit mit den Schulgefühlen und Zweifeln, ob der Waffengebrauch richtig war. Jedes Mal, wenn ein Beamter eine Schusswaffe abfeuert und jemand verletzt wird oder sogar stirbt, wird der agierende Polizist als Beschuldigter betrachtet. Erst die nachfolgenden Untersuchungen ergeben dann Schuld, beziehungsweise Unschuld des Beamten. Das sei, laut Polizeipsychologe, die schlimmste Zeit für den betroffenen Beamten, denn er wird vom Gesetzeshüter quasi zum Täter degradiert. Hier hilft vielen Beamten das Gespräch mit einem Psychologen, denn dieser steht unter Schweigepflicht.
Beamte bei Leib und Leben Delikten besonders anfällig
Vor allem solche Beamten, die sich täglich um den sogenannten Leib — und Leben Delikte kümmern, sind nach Ansicht der Psychologen besonders anfällig für Traumata. Diese Beamten betreuen die Angehörigen bei Unfällen oder Morden, sind am Tatort und bereiten den Fall für die Staatsanwaltschaft vor. Auch unter Sanitätern, Feuerwehrleute und Ärzten gibt es einen großen Bedarf an psychologischer Betreuung. Viele der Betroffenen, die sich nicht anders zu helfen wissen, flüchten sich in Sarkasmus. Da all diese Beamten einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag leisten, sollte ihnen dringend die Angst davor genommen werden, dass ein Gespräch mit einem Psychologen als Schwäche gewertet wird.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- thueringer-allgemeine.de: Gegen das Trauma: Wie eine Polizeipsychologin den Beamten hilft
- stern.de: Wie Beamte zu Sadisten werden
- nadir.org: Polizeipsychologie im Rahmen eines institutionalisierten psychologischen Dienstes
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