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Wie Schulen sich auf die vierte Corona-Welle vorbereiten!

Jul
28
2021

Die Schulen bereiten sich auf den Unterrichtsbeginn nach den Ferien vor; Foto: Oksana Kuzmina - Fotolia

Die Sommerferien gehen in einigen Bundesländern demnächst zu Ende und bei den politisch Verantwortlichen steigt der Druck, entsprechende Vorsorgemaßnahmen für die anstehende Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts zu treffen. Vielerorts ist wenig geschehen und die notwendigen Lehren aus den bisherigen Pandemieerfahrungen wurden nicht gezogen. Bis zum Herbst wird nur eine geringe Zahl der Schülerinnen und Schüler geimpft sein, doch die augenblicklich schon ansteigenden Infektionszahlen sowie die rasche Verbreitung der sogenannten „Delta-Variante“ kündigen längst dringend erforderliche Vorbereitungen an.

Verantwortung für einen sicheren Herbst

Kinder und Schüler/-innen werden aufgrund der momentanen Coronalage bis zum Herbst am häufigsten von der in der Bundesrepublik mittlerweile dominierenden Delta-Variante der Viruserkrankung betroffen sein. Um den Infektionskreislauf zu durchbrechen, sind verantwortungsvolle Maßnahmen notwendig, die einen fortlaufenden Unterricht gewährleisten, da die im bisherigen Verlauf der Pandemie durchgeführten Schulschließungen nicht nur umfassende soziale- sowie psychische Problematiken bei den Kindern verursachten, sondern auch zu erheblichen Lernrückständen führten. Aktuelle Studien und Umfragen bestätigen diesen Umstand. So attestierten sich bei der kürzlich durchgeführten „Allensbach-Umfrage“ mehr als ein Viertel der Schüler/- innen im Alter zwischen 10 und 16 Jahren eigenständig einen erheblichen Rückstand im Lernstoff.

Um die Schulen und auch Kitas offen halten zu können, aber dennoch ein hohes Maß an Schutz zu ermöglichen, gibt es bereits seit dem Februar dieses Jahres eine unabhängige Experten-Leitlinie zur Kontrolle sowie zur Prävention der Coronaübertragung in Bildungseinrichtungen. Die Leiterin des Lehrstuhls für „Public Health“ und Versorgungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, Prof. Dr. Eva Rehfuess betonte im Rahmen eines Presseinterviews, dass diese konkreten, von den Expertinnen und Experten ausgearbeiteten Handlungsempfehlungen für einen verantwortungsvollen und fortlaufenden Unterrichtsbetrieb an den bundesdeutschen Schulen auch unter der Berücksichtigung der neuartigen Virusvarianten nach wie vor ihre Gültigkeit hätten. Nach ihrer Einschätzung sollten die Schulen damit allein aus wissenschaftlichen Gesichtspunkten gut vorbereitet sein. Die in der Expertise zusammengefassten Erläuterungen umfassen die Maßnahmenbereiche:

  • Prävention und Testungen
  • Impfen
  • Umgang mit Verdachtsfällen
  • Digitalisierung

Präventive Standardmaßnahmen je nach Infektionsgeschehen

Zum Standardmaßnahmenpaket zur präventiven Bekämpfung der Virusübertragung an Schulen gehören die hinlänglich bekannten AHA plus L Leitlinien: Abstand, Hygiene, Atemschutzmaske und Lüften. Nachfolgend in der Zusammenfassung nochmals die geeigneten Vorkehrungen je nach Art des Infektionsgeschehens:

  • Schülerzahlenreduzierungen im Präsenzunterricht oder Aufteilung in kleine Gruppen, Wechselunterricht
  • Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes (auch auf dem Schulweg und in den öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Zeitversetzter Unterrichtsbeginn und spezifische Schutzkonzepte für den Sport- und Musikunterricht
  • Nutzung von Räumen mit ausreichenden Belüftungsmöglichkeiten und regelmäßiges Lüften

Fest installierte oder auch mobile Luftfiltergeräte können die Virenlast in geschlossenen Räumen deutlich verringern. Hierzu müsse eine fachlich kompetente Aufstellung der Geräte unter der Beachtung der Laufdauer und Strömungsverhältnisse unbedingt gegeben sein. Aerosolforscher vom Max-Planck-Institut und andere Experten befürworteten in diesem Kontext zuletzt einfache Entlüftungssysteme und die Bundesregierung hatte Mitte Juli entsprechende Förderprogramme es Bundes für die Einbaumaßnahmen von Luftfilteranlagen an den Schulen auch auf mobile Luftreinigungsgeräte erweitert.

Vorgangsweise bei Verdachtsfällen und Testmaßnahmen

Zum Verhalten bei Verdachtsfällen unterteilt die Richtlinie Schulkinder, welche eine virusbedingte, typische Symptomatik aufweisen, aber ohne Kontakt zu einem bekannten Corona-Fall sind und in Schüler/- innen, die Kontakt zu einer mit Corona infizierten Person hatten. Für die anstehenden Quarantänemaßnahmen gelten die entsprechenden Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes. Bei den Testverfahren an den bundesdeutschen Schulen gibt es noch keine verbindlichen Regelungen, allerdings sind allgemeine Leitlinien für den Herbst geplant. In der Vergangenheit wurden während des Schulbetriebes umfangreiche, zumeist zweimal in der Woche stattfindende Einzel- oder Gruppentestungen durchgeführt oder ein von externer Stelle zertifizierter Schnelltest für den Schulbesuch verlangt. Die Diskussion um das weitere Testverfahren an den Schulen wird dabei momentan durchaus äußerst kontrovers geführt.

Auch der Chef der Ständigen Impfkommission (STIKO), Prof. Dr. Thomas Mertens hatte unlängst den Sinn der neu angedachten Massentests, die so bezeichnete „Pool-Testung“ angezweifelt. Bei dieser Art des Verfahrens, auch „Lolli-Test“ genannt, lutschen die Kinder etwa 30 Sekunden an einem Teststäbchen und anschließend werden alle Teststreifen einer gesamten Gruppe zusammengetragen und einzelne Probe zur Laboruntersuchung eingereicht. Prof. Dr. Florian Klein, Direktor des Institutes für Virologie an der Universität Köln, war Mitentwickler der Pool-Testing-Methode und befürwortete den Lolly-Test besonders im Bereich der Grund- und Förderschule. Nach Ansicht des Virologen seien nur systematischen Testungen ein ausreichender Faktor beim Überblicken des Infektionsgeschehens und in Kombination mit anderen Maßnahmen ein wesentlicher Bestandteil beim Schul- und Kitabesuch in Zeiten der Pandemie. Die Vorteile der Pool-Testung lägen dabei klar auf der Hand und könnten auch auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens oder die Veranstaltungsbranche übertragen werden.

    Vorteile der Pool-Testung (Lolli-Test):
  • Einfache Handhabung und Probenentnahme, die besonders für kleine Kinder oder sensible Menschen geeignet ist
  • PCR-Testung mit höherer Sensitivität und spezifischen Charakteristik als beim herkömmlichen Antigentest
  • Durch die Bearbeitung von nur einer Probe einer größeren Gruppe von Menschen werden die Labore entlastet
  • Psychologischer Vorteil durch das Wegfallen einer Stigmatisierung von nur einer positiv getesteten Person (besonderer Aspekt bei Kindern)

Als Nachteile sind sicherlich die notwendige Laboranalyse, die dafür notwendige Logistik und die zeitversetzte Identifizierung von Infektionsfällen zu nennen. Dennoch habe sich nach einem flächendeckenden Einsatz im Bundesland Nordrhein-Westfalen eine hohe Akzeptanz bei den Pool-Testungen gezeigt.

Impfungen für Schulkinder

Aktuell erreichte nur der Impfstoff von Biontech-Pfizer eine Zulassung für Kinder über 12 Jahre. Auch die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine generelle Impfung für Kinder nicht. Prof. Dr. Mertens, Vorsitzender der Kommission, berief sich in diesem Zusammenhang auf die mangelnde und kaum vorhandene Datenlage zur Impfthematik bei Kindern. Außerdem seien nach seiner Aussage schwere Corona-Krankheitsverläufe bei Kindern sehr selten. Die Impfempfehlung wurde auch deshalb nur auf 12-jährige Kinder mit entsprechenden Vorerkrankungen erteilt. Die im Augenblick grassierende Delta-Variante des Virus habe an dieser Tatsache nichts verändert, zumal es keinerlei Anhaltspunkte dafür geben würde, dass diese Variante stärkere Erkrankungen hervorrufen könnte. Die Diskussion zu den Impfungen von Kindern ist dabei voll entfacht und wird besonders durch den anhaltenden Druck von politischer Seite beflügelt. Hierbei geht es vielerorts um die Folgen für die Gesellschaft. So sprach CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt zuletzt von einer großen Schwachstelle und rief die STIKO unmittelbar dazu auf, die ausgesprochenen Empfehlungen zu überdenken.

Andere warnen vor den zukünftigen Folgen einer vierten Welle für die jüngeren Generationen, vor allem im Hinblick auf die langfristigen Schädigungen durch „Long-Covid“. Diese zumeist noch ungeklärten Krankheitsbilder nach einer Covid-Infektion sind für Michael Meyer-Herrmann, dem Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung ein ernst zu nehmender Anlass, die Situation zu analysieren. Es sei nach seiner Auffassung kaum zu akzeptieren, eine Altersgruppe von den Impfungen auszuschließen, welche dann später mit den langfristigen Folgen zu kämpfen hätte. Die größten Impfkampagnen für Kinder ab 12 Jahren laufen gegenwärtig in den USA und in Israel. In Anbetracht, dass es für jüngere Kinder ohnehin noch keine Impfmöglichkeit gibt und unter Berücksichtigung der noch unklaren medizinischen Gesamtauswertung bleibt momentan nur die besondere Verantwortungspflicht der Erwachsenen, so Eva Rehfuess von der Universität München, die alle dringend zur Impfung rät, um im Umkehrschluss damit nicht nur sich selbst zu schützen, sondern auch die Kinder.

Digitalisierung an den Schulen

Die Vorbereitungen auf das neue Schuljahr hätten nach Meinung etlicher Bildungsexperten auch die technischen Ausstattungen zum Vorantreiben der Digitalisierung an den Schulen beinhalten müssen, um gerade den möglichen Anforderungen der Pandemie und des damit verbundenen Schulbetriebes gerecht zu werden. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des deutschen Lehrerverbandes, merkte hierzu an, dass es bei der Digitalisierung zwar durchaus einen gewissen Schub gegeben habe, doch es gäbe immer noch immens viel zu tun. So verfüge nur etwa die Hälfte aller Schulen über ein schnelles Internet und notwendige funktionsfähige Lernplattformen seien ein erhebliches Manko, so Meidinger. Trotz vorhandener Fördermittel und Initiativen sei der Handlungsbedarf immer noch groß und obwohl das neue Schuljahr bereits vor der Tür stehe, sei wenig bewegt worden. Ein weiteres großes Ärgernis sprach der Vorsitzende der Telekom-Stiftung und ehemalige Bundesminister Thomas de Maizière in einem Rundfunkinterview an: Es gäbe immer noch keine einheitliche Rechtsauffassung über Bildungsplattform und Tools der 16 Landesdatenschutzbeauftragten und des Bundes. Ein derartiger Umstand verhindere natürlich jeden Fortschritt an den Schulen, so de Maizière.

Weiterführende Quellen zu diesem Thema
  1. deutschlandfunk.de – Wie Schulen und Kindergärten im Herbst offen bleiben könnent
  2. zdf.de – Wie können Schulen im Herbst offen bleiben?
  3. zeit.de – Länder weisen Ermahnungen aus Berlin zu Schulkonzepten zurück
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