Zuletzt aktualisiert am 28.08.2024 um 4:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Eine Sonderauswertung im Rahmen der letzten PISA-Analyseerhebung lässt offensichtlich werden, was Kritiker längst angemahnt haben: Die digitale Ausstattung an den bundesdeutschen Schulen und für die Schüler/- innen sowie die Lehrkräfte ist mangelhaft. Gerade zu Beginn der Corona-Krise wurde deutlich, wie sehr das Land innerhalb der Thematik im internationalen Vergleich zurückliegt.
Die Sonderauswertung beruft sich zwar auf den Datenstamm der PISA-Erhebungen des Jahres 2018, doch seither hat sich in der Bundesrepublik in Sachen Digitalisierung des Bildungssektors nicht allzu viel getan. Die Analyseergebnisse für den internationalen Schulleistungsvergleich wurden in der vergangenen Woche durch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgelegt und beinhalten auch eine Befragung der an der PISA-Studie teilnehmenden Schulleiter/- innen. Eine Online-Lernplattform konnten demnach zum Datenerhebungszeitpunkt lediglich 33 Prozent der deutschen Schüler/- innen nutzen. Im gesamten OECD-Durchschnitt lag die Quote bei 54 Prozent. Mit diesem Ergebnis rangierte die Bundesrepublik unter den Schlusslichtern der Befragung. Zu den Top-Platzierten gehören Singapur, Dänemark und einige chinesische Metropolregionen, in denen bereits im Jahr 2018 mehr als 90 Prozent der Schüler/- innen digitale Lernplattformen im Bildungsbereich verwenden konnten.
Erhebliche Unzulänglichkeiten im bundesdeutschen Schulsystem
Große Defizite gab es nach der Sonderauswertung auch im Bereich der zur Verfügung stehenden Computer für den Bildungsbetrieb an den deutschen Schulen sowie beim Thema Lehrkräfteweiterbildung. Da der Schulleistungsvergleich der PISA-Erhebungen viele weitere Testverfahren beinhaltet und die Ergebnisse nur alle drei Jahre veröffentlicht werden, kommt es innerhalb dieses Zeitfensters auch immer wieder zu Zwischenpublikationen. Die neuen Ergebnisse belegen im Kern die zahlreichen Unzulänglichkeiten und die auf internationaler Ebene zum Vorschein gebrachten Ungleichheiten bei den jeweiligen Bildungssystemen. Nach Aussage des zuständigen OECD-Bildungsdirektors Andreas Schleicher trifft dieses besonders benachteiligten jungen Menschen. Besonders durch die Corona-Pandemie habe sich gezeigt, welche Defizite bestünden. Schleicher richtete in diesem Zusammenhang einen mahnenden Appell an alle Länder dafür Sorge zu tragen, dass die Schulen über alle möglichen Ressourcen verfügen sollten, um jeden einzelnen Schüler und jeder Schülerin gleiche Erfolgs- und Lernchancen zu ermöglichen.
Das politische Echo auf die OECD-Zahlen ließ nicht lange auf sich warten. Thomas Sattelberger, bildungspolitischer Sprecher der FDP, sprach angesichts der Sonderauswertung von einem übermäßig lauten Weckruf und verwies darauf, wie zügig andere Länder die Digitalisierung im Bildungsbereich durchführten, während die Bundesrepublik erst mitten in der Corona-Pandemie zaghaft damit begonnen hätte. Für Margit Stumpp, Sprecherin für Bildungspolitik bei den Grünen, geht es nun darum, dass die Bundesrepublik schnell und unbürokratisch eine digitale Bildungsoffensive mit der entsprechenden Grundausstattung durchführen müsse, um nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten. Für die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, sei es aufgrund der veröffentlichten OECD-Ergebnisse mehr als bewundernswert, was Lehrkräfte, Schüler/ – innen und deren Eltern in der aktuellen Corona-Pandemie alles bewerkstelligen konnten.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema
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