Zuletzt aktualisiert am 03.09.2024 um 12:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Auch zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit gibt es immer noch eklatante Unterschiede in Ost und West. Pünktlich zum Jubiläum wies auch der Beamtenbund (dbb) auf die Diskrepanzen hin, welche sich für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes ergeben, mit dem festen Willen, diese Ungleichheit in der aktuellen Tarifrunde endlich auszumerzen.
Auf einer Veranstaltung zum Tag der Einheit an der Berliner Oberbaumbrücke stellte der Fachvorstand Tarifpolitik im Beamtenbund, Volker Geyer, klar, dass man sich heute, 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung nicht länger damit abfinden könne, die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Ost und West ihren Dienst immer noch in unterschiedlich definierten Wochenarbeitszeitstunden verrichten zu lassen. Auch wenn der Unterschied mittlerweile nur noch eine Stunde betragen würde, nämlich 40 Wochenstunden im Osten und 39 im Westen, müsse man diese sittenwidrige Ungleichheit endlich beseitigen. Die aktuelle Tarifrunde für die Beschäftigten beim Bund und den Kommunen sei hierfür ein äußerst guter Anlass, so Geyer. Die Protestkundgebung an der ehemaligen Grenze, die Berlin teilte, war nur einer von zahlreichen weiteren Orten, an denen der Beamtenbund auf die immer noch existierenden Unterschiede aufmerksam machte.
Umfrage bestätigt den Rückhalt in der Bevölkerung
Damit die Forderungen des Beamtenbundes Gehör finden, hat dieser eine aktuelle Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben, wonach 88 Prozent der Bevölkerung im Osten der Bundesrepublik derartige Ungleichbehandlungen als äußerst ungerecht empfinden. Auch in Westdeutschland drückt sich der Rückhalt der Bevölkerung für die Beamtenbundforderung zur Arbeitszeitgleichheit in Ost und West mit über 66 Prozent als noch sehr hoch aus. Tarifchef Geyer bekundete aufgrund eines so deutlichen Ergebnisses das Arbeitgeberangebot im Rahmen der aktuellen Einkommensrunde als absolute Enttäuschung. Diese offerierten eine Angleichung der Arbeitszeit im Verlauf der nächsten fünf Jahre. Geyer kritisierte nochmals die absolute Blockadehaltung der kommunalen Arbeitgeber und des Bundes. Er bekräftigte die Bereitschaft des Beamtenbundes und der Gewerkschaften zur Durchführung eines langfristigen Arbeitskampfes, der innerhalb der letzten Wochen schon durch etliche Warnstreiks in Gang gesetzt wurde. Der Verband der kommunalen Arbeitgeber dürfe nicht denken, dass die Arbeitnehmervertretungen durch die anhaltende Corona-Krise Schwächen zeigen würden und aktionsunfähig seien.
Auch in der Hansestadt Rostock verwies der Landesvorsitzende des Beamtenbundes Mecklenburg-Vorpommern, Dietmar Knecht, auf die Kernforderungen für die Tarifrunde 2020. Die Beschäftigten beim Bund und den Kommunen wären der Motor, der während der Pandemie die Bundesrepublik am Laufen gehalten hätte. Daher seien 4,8 Prozent oder mindestens 150 Euro mehr Lohn eine durchaus angemessene Forderung, für die es aufgrund der zukünftigen Prognosen aus dem Bundesfinanzministerium auch einen ausreichenden wirtschaftlichen Spielraum geben würde. Der Landeschef des Beamtenbundes Sachsen-Anhalt, Wolfgang Ladebeck, unterstützte die Argumentation seiner Kollegen und bedauerte die äußerst geringe Wertschätzung für die Beschäftigten durch die Arbeitgeberseite. Ladebeck sprach aufgrund des auch nach mehreren Gesprächsrunden ausbleibenden Angebotes seitens der Arbeitgeber von purer Ignoranz. Sachsens Lehrerverbandsvorsitzender Jens Weichelt machte am Tag der Einheit in Dresden auf die besondere Lage der Erzieherinnen und Erzieher im Zuge der Corona-Epidemie aufmerksam. Trotz aller Schwierigkeiten und im Rahmen der allgemein vorherrschenden Verunsicherung hätten diese Kollegen/-innen enormes geleistet und Notbetreuungen möglich gemacht, um das System aufrechtzuerhalten. Lohnanpassungen und bessere Arbeitsbedingungen seien auch in diesem Bereich dringend erforderlich, um auch in Zukunft genügend Fachpersonal für diesen Berufszweig gewinnen zu können.
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