Zuletzt aktualisiert am 26.09.2024 um 16:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Das Thema Inklusion wird oft von Politikern ideologisch vereinnahmt. Die blindlings motivierten Umsetzungsversuche ohne entsprechende Grundvoraussetzungen können so nicht erfolgreich gestaltet werden. Auf einem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Leipzig forderten zahlreiche Teilnehmer mehr ärztlichen Sachverstand bei der Eingliederung betroffener Schulkinder.
Individualität der Kinder berücksichtigen
Die Umsetzung der Inklusion ist in vielen Facetten eine Geschichte von profilierungswilligen Politikern und überforderten Pädagogen. Oftmals fehlt es an den Schulen an der nötigen Ausstattung und vor allem an Personal. Auf dem 114. Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Leipzig, wies Dr. Christoph Kretzschmar vom sozialpädiatrischen Zentrum im städtischen Klinikum Dresden auf diverse Defizite im Bereich der Inklusion hin. Gerade die Politik sowie das Bildungssystem veranlassen Entscheidungen über betroffene Kinder, die im wesentlichen Patienten seien und für die eine Kinder- oder Jugendliche Grundarztversorgung der geeignetste Ansprechpartner sei. Neben dieser rein medizinischen Betreuung wäre es von großer Wichtigkeit auch psychologische Aspekte und das soziale Umfeld der Kinder mit in die individuelle Situation mit einzubeziehen, so Dr. Kretzschmar.
Der Pädiater ergänzte in der Folge, dass für einige Kinder der gemeinschaftliche Unterricht an den Regelschulen ein erfolgreiches Lernempfinden beinhalten kann, für andere jedoch zu unerwünschten, starken Überbeanspruchungen führe. So könne die Unterrichtsteilnahme in einer mit rund fünfundzwanzig Schülern besetzten Klasse für ein autistisches Kind zur wahren Folter werden. Prof. Dr. Tanja Sturm, Inklusionsforscherin und Erziehungswissenschaftlerin von der Universität Münster, beklagte im Besonderen die festgefahrenen Strukturen an den Schulen. Durch die inflexiblen Haltungen der Schulträger und der für den Inklusionsunterricht vorgesehenen Schulen, werden viel zu wenige Veränderungen geschaffen. Die Wissenschaftlerin wies darauf hin, dass bereits in der Grundschule rund 40 Prozent der Kinder mit einem sonderpädagogischen Förderstatus im inklusiven Schulungsprozess eingebunden sind. An den weiterführenden Schulen sinke dieser Anteil allerdings explizit ab, sodass der politische Wille, die Inklusion auf allen Schulebenen zu festigen, momentan nicht erreichbar sei.
Zentrales Anliegen
Nach Aussage von Prof. Dr. Michael Seidel von der Universität Bielefeld brauche es einen wesentlich höheren finanziellen Aufwand seitens der Politik, um die Ziele der Inklusion zu verwirklichen. Nur mit ausreichenden Personalressourcen und dem Einbinden aller notwendigen Maßnahmen sei das Anliegen erfolgreich etablierbar. Seidel forderte die Ärzteschaft auf, sich geschlossen der Thematik anzunehmen und die Inklusion als zentrales Leitbild zu begreifen. Diesem Willen schlossen sich auf dem Kongress auch zahlreiche Selbsthilfegruppen an, die zumeist in ehrenamtlichen Tätigkeiten den alltäglichen Kampf um die Integration der betroffenen Kinder und Jugendlichen austragen.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
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