Die Gewaltbereitschaft und Delikte gegen Einsatzkräfte der Polizei, des Zolls und anderer Vollstreckungsbeamte steigt weiter an. Allein im letzten Jahr wurden im gesamten Bundesgebiet über 4500 Delikte erfasst, wobei Taten gegen Kräfte der Feuerwehr und der Rettungsdienste sowie des Katastrophenschutzes in dieser Statistik noch gar nicht enthalten sind.
Zunahme von 22 Prozent
Auf Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag wurde seitens der Regierungskoalition erklärt, dass in einem Vierjahresvergleich seit der Erhebung von 2013, die Delikte gegenüber Vollstreckungsbeamten und Einsatzkräften um 22 Prozent angestiegen sind. Da für die Feuerwehren, den Katastrophenschutz und andere Rettungskräfte seit dem letzten Jahr eine eigens geschaffene Rechtsvorschrift mit neuem Straftatbestand geschaffen wurde, sind diese Erhebungen bei der generellen statistischen Auswertung nicht enthalten.
Noch erheblicher wäre das Ausmaß der erfassten Taten, wenn die Statistik auch Sachverhalte von Beleidigungen oder einfachen Körperverletzungen abbilden würde, doch diese Antragsdelikte liegen unterhalb der juristischen Abgrenzung, die im kriminalpolizeilichen Sinne als „Gewaltstraftaten“ aufgeführt werden. Hieraus ergibt sich ein noch viel größer anzunehmendes Ausmaß einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung. Dass laut Erhebung zwischen 40 und 50 Prozent der potenziellen Gewalttäter unter dem Einfluss alkoholischer Getränke stand, kann die Vorgehensweise nicht beschönigen. Immerhin 13 Prozent aller Täter im Jahr 2017 waren weiblich. Auch in diesem Bereich steigt die Zahl stetig leicht an.
Verlust von Empathie und Respekt
Bereits Anfang des Jahres hatte der anerkannte Kriminologe Thomas Feltes eine eigene Studie im Land Nordrhein-Westfalen durchgeführt, für die er 4500 Feuerwehrleute, Sanitäter und Notärzte zu erlittenen Gewaltdelikten während der Einsatzzeit befragte. Lediglich knapp über 800 von ihnen waren bereit bei der Erhebung mitzuwirken, hiervon gaben aber 64 Prozent an, dass sie in den letzten 12 Monaten bereits Opfer von Gewaltdelikten geworden waren. Feltes sprach hingehend seiner Forschungsarbeit von einer zunehmenden Verrohung unserer Gesellschaft und einem erheblichen Verlust an Empathie. Schon im Jahr 2012 hatte der Kriminologe zusammen mit der Diplomsozialwissenschaftlerin Julia Schmidt, in einer Bestandsaufnahme zur „Gewalt gegen Rettungskräfte im Land Nordrhein-Westfalen“ auf die stärker anwachsende Problematik hingewiesen.
Inzwischen ist die Gewalt gegen Einsatzkräfte fast beruflicher Alltag. Das Thema darf allerdings nicht totgeschwiegen oder als gängig hingenommen werden. Viele Helfer sind auch ehrenamtlich tätig und weder sie noch hauptberufliche Kräfte sollten bei der Ausübung ihrer äußerst wichtigen Tätigkeiten Angst um ihre Gesundheit haben. Der Innenpolitiker Benjamin Strasser (FDP) sprach hierbei von einem erschreckenden Vorgang, wie brutal sich die Gewalt gegen Einsatzkräfte darstellt, und mahnte Bund und Länder an, alle zu Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um den Schutz der Betroffenen zu gewährleisten.