Zuletzt aktualisiert am 28.08.2024 um 4:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Das für die Bildungspolitik unbefriedigende Jahr 2017 ist kaum zu Ende, da mehren sich seitens der Bildungsverbände erneut die Rufe nach mehr Lehrkräften. Zahlreiche im vergangenen Jahr durchgeführte Studien, die eine dramatische Entwicklung im Bereich der Bildung offenbarten, forderten die politisch Verantwortlichen zwar zum umgehenden Handeln, aber dennoch scheinen die zuständigen Ministerien der einzelnen Länder zunächst abzuwarten, ob Förderprogramme und eingeleitete Maßnahmen positive Entwicklungen bewirken.
Grundschüler bleiben zurück
Eine im Oktober 2017 veröffentlichte Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) sorgte vielerorts für Verdrossenheit bei den Verantwortlichen. Im internationalen Vergleich fallen die bundesdeutschen Grundschüler weiter zurück. Gerade im Bereich Mathematik, Rechtschreibung und dem allgemeinen Lernverhalten, also dem Erfassen von Inhalten durch Zuhören und dem damit verbundenen Aufnehmen von Unterrichtsstoffen, verschlechterten sich die Schüler der vierten Klassen innerhalb der letzten fünf Jahre deutlich.
Bei der international durchgeführten Grundschul-Leseuntersuchung (IGLU) ergaben die Analysen, dass ein immer größer werdender Teil der deutschen Schüler beim Verlassen der Grundschule eine nicht unerhebliche Leseschwäche aufweist. Um dieser und anderen Problematiken endlich Einhalt zu gebieten, fordern zahlreiche Vertreter von Bildungsverbänden nun mit Nachdruck die Einstellung von weiteren Lehrern. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, äußerte gegenüber Pressevertretern diese Forderung und mahnte zugleich an entsprechend gute Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Erneuerung und Förderung
Der Anspruch an einen besseren, umfangreicheren Unterricht lasse sich nicht pauschal verordnen, so Lin-Klitzing. Die aktuell von Lehrern gehaltenen Unterrichtsstunden sind auf dem höchsten Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Vorsitzende des Philologenverbandes wies des Weiteren darauf hin, dass das Aufgabengebiet der Lehrkräfte stetig gewachsen ist. Neuerungen und zahlreiche von den Ländern eingeleitete Fördermaßnahmen müssten umgesetzt werden. Die immer größer werdenden Lücken zwischen den Schülerleistungen sind zu schließen.
Der Chef des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, äußerte in diesem Zusammenhang ähnliche Argumentationen und unterstütze die Forderungen nach mehr Lehrkräften, die er mit der anhaltend ansteigenden Arbeitsbelastung der Pädagogen innerhalb der letzten Jahre begründete. Außerdem verwies Meidinger auf die grundsätzliche Veränderung der Schülerschaft, die immer mehr individuelle Förderung notwendig mache. Die erheblich steigenden Ansprüche an die Lehrer sind durch zahlreiche Studien der Vergangenheit belegt, so Meidinger.
Spezifische Maßnahmen zur allgemeinen Verbesserung des gesamten Leistungsdurchschnitts der Schüler sieht der Vorsitzende des Lehrerverbands als absolut unabdingbar. Die Förderung muss sich im Besonderen auf als „schwierig“ eingestufte Schüler konzentrieren und sollte kleinere Klassenverbände zum Ziel haben. Nach den Erkenntnissen aus den IQB-Studien der Jahre 2011 bis 2016, erhöhte sich der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund bei den vierten Klassen auf 34 Prozent. Zudem stieg die Anzahl von Kindern mit Behinderung, die am Unterricht der allgemeinen Schulen teilnehmen.
Um die Arbeitsbelastung an den Gymnasien zu analysieren, gab der Philologenverband zu Beginn des neuen Jahres eine Studie in Zusammenarbeit mit der Universität Rostock in Auftrag. Hierbei gehe es konkret um die Erfassung wesentlicher Daten hinsichtlich der Arbeitszeit und des Arbeitsaufwandes der rund 175.000 an Gymnasien beschäftigter Lehrer. Auch Förderprogramme von einzelnen Bundesländern sollen nun verstärkt überprüft werden. Dieses hatte die Kultusministerkonferenz im Dezember des letzten Jahres beschlossen, um den Ergebnissen aus verschiedenen Studien Rechnung zu tragen.
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