Zuletzt aktualisiert am 03.09.2024 um 8:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Heiserkeit, Halskratzen, krächzende Stimme: Alptraum eines Solisten auf der Bühne. Sänger, Kabarettisten, Politiker, Moderatoren, die Liste ist lang. Sie sind auf ein grundlegendes Mittel angewiesen: ihre Stimme. Aber wie steht es mit Lehrerinnen und Lehrern? Sie singen, erklären, überzeugen, begeistern und moderieren. Wie können sie vermeiden, dass eines ihrer wichtigsten Arbeitsmittel ausfällt?
Risiko Stimmerkrankung
Eine deutsche Studie hat belegt, dass rund ein Drittel der Lehrer Stimmprobleme hat. Die mangelhafte oder fehlende Stimmausbildung im Studium wird mit der Erkrankung in Zusammenhang gebracht. Quereinsteiger wie Naturwissenschaftler, die sich später für den Lehrerberuf entscheiden, haben ein erhöhtes Risiko, nach fünf bis zehn Jahren Probleme mit der Stimme zu bekommen. Nur mit einer Behandlung verbunden mit einer Berufspause lassen sich die Beschwerden in den Griff bekommen. Wenn Stimmübungsbehandlungen und Stimmheilkuren nicht mehr helfen, bleibt als letzte Möglichkeit eine Operation. Auch der wirtschaftliche Schaden ist beachtlich. Ein großer Teil der in Deutschland wegen Dienstunfähigkeit pensionierten Lehrer hatte Stimmstörungen. Viele dieser Ausfälle wären mit einem trainierten Stimmeinsatz vermeidbar gewesen
Funktionelle Stimmstörungen
Klingt die Stimmer heiser und angestrengt, kann es sich um eine Hyperfunktion handeln. Manche fühlen einen Kloß im Hals oder müssen sich ständig räuspern. Der Rachen schmerzt und ist trocken. Atmung und Sprechtempo verändern sich. Auf Dauer können sich Stimmknötchen bilden.
Eine Hypofunktion dagegen geht mit einem kraftlosen Stimmklang einher. Die damit verbundene Atmung ist eher flach. Daraus kann sich eine Hyperfunktion entwickeln, wenn man die Stimmschwäche mit zu viel Anspannung überwinden möchte.
Lärm macht krank
Besonders Grundschullehrer sind dem Risiko ausgesetzt, dass ihre Stimme leidet. Die Vermutung liegt nahe, dass der erhöhte Geräuschpegel in der Schule dafür verantwortlich ist. Versucht man den Lärm in der Schule mit seiner Stimme zu übertönen, hat auf Dauer schädliche Auswirkungen auf die Stimmbänder.
Frische Stimme – Zehn Ratschläge
- Regelmäßige Stimmübungen wirken ähnlich wie ein Aufwärmtraining im Sport. Es kräftigt die Stimmbänder und das Stimmvolumen.
- Eine Trinkflasche und Lutschpastillen gehören in jede Schultasche.
- Schlechte Luft schadet der Stimme. Ein gut gelüfteter Klassenraum wirkt Wunder. Auch bei müden Köpfen.
- Rauchen und zu viel Kaffee setzen der Stimme zusätzlich zu.
- Ein gutes Körpergefühl unterstützt die Atmung und die Stimme. Beim Sprechen Knie nicht durchdrücken, aber Beckenbodenmuskulatur anspannen.
- Bei hohem Lärmpegel sollte eine Klasse nicht mit der Stimme übertönt werden. Es geht auch mit nonverbalen Zeichen oder einem Hilfsmittel, z.B. einem Gong.
- Eine gute Raumakustik reduziert den Umgebungslärm. Notfalls muss man die Fenster schließen.
- Die Stimme unterstreicht die Persönlichkeit. Sprechpausen und eine melodische Stimmführung machen guten Unterricht noch interessanter.
- Deutliches Sprechen und die richtige Betonung sparen Kraft.
- Ein Methodenwechsel wirkt manchmal Wunder. Schüler werden zu Moderator und Protokollant. Sie setzen das um, was der Lehrer nonverbal angibt. Er kann sich im Hintergrund aufhalten und durch seine Präsenz die Klasse in Schach halten.
Jahrelanges Diktieren, Lesen, Erklären, Debattieren, Lehren und Begeistern sind Hochleistung und Dauerbelastung für die Stimme. Mit der Stimme werden nicht nur Lerninhalte vermittelt. Sie bestimmt auch maßgeblich die zwischenmenschliche Beziehung. Denn Schüler haben ein gutes Ohr. Lernerfolg und stimmliche Leistung gehören zusammen. Verschafft Euch also mehr Gehör mit einer angenehmen Stimme. Und messt Eurer Stimme mehr Bedeutung zu.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- derstandard.at: Stimmerkrankung: Das Leiden der Lehrer
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