Kinder und Jugendliche bewegen sich heutzutage regelmäßig im Internet, besuchen Chat-Rooms, teilen sich in sozialen Netzwerken mit, oder nutzen öffentliche Spieleplattformen — auch während der Unterrichtszeit. Die neue Handygeneration macht es möglich. Ein Alptraum für deutsche Bildungsstätten. Studien haben gezeigt, dass ein Handyverbot an den Schulen mit einem Lernerfolg verbunden sein kann. Aber Smartphones leisten mehr. Sie bieten allerhand Möglichkeiten für eine interessante Unterrichtsgestaltung. Das Lernen kann spannender gestaltet werden, weil Schüler aktiver mit einbezogen werden.
Stressauslöser Handy
Sie klingeln oder brummen im Unterricht. Eine kurze Rückmeldung wird unter dem Tisch gemacht. Früher wurde abgeschrieben, heute wird abfotografiert. Unterrichtsstunden werden mitgefilmt und ins Netz gestellt. Leistungsnachweise werden mithilfe von Internetrecherchen verfälscht. Und Lehrer regen sich zu Recht auf. Wohin also mit den nerventötenden konzentrationsfressenden Verkaufsschlagern? Sichtbar auf den Schülertisch platzieren, damit dem Schüler die Frage, wie viele Mitteilungen er bisher verpasst hat, ständig präsent ist? Zu Recht besteht an den meisten Schulen ein Handyverbot. Bayern hat es sich einfach gemacht und ein generelles Verbot mit dem Umgang erlassen. Die Regelung mit dem Handyumgang an Schulen ist schließlich Ländersache. Studien haben ergeben, dass ein Verbot tatsächlich sinnvoll ist, weil sich die Konzentration des Schülers/ der Schülerin verbessern kann. Lernerfolge stellen sich insbesondere bei schwächeren Schülern ein, weil sie weniger abgelenkt sind.
Innovation und Chancen
Auf der Bildungsmesse Didacta im Februar 2016 in Köln werden wieder zahlreiche Aussteller präsentieren, welches Plus die Neuen Medien für die Schüler und die Schulorganisation haben können. Sie haben Konzepte, Lösungen und Trends für das Lernen mit digitalen Medien parat. Das sogenannte Mobile Learning ist eine Möglichkeit, den Unterricht anregend zu gestalten. Interaktive Mobilgeräte können Lernpraktiken unterstützen und Schüler zur Mitarbeit motivieren. Recherchen in öffentlichen Bibliotheken sind denkbar, Videos und Interviews oder das Filmen von Hörspielen sind neue Gestaltungsmöglichkeiten für die Schule. Schulbuchverlage haben längst Apps für die Ergänzung zum Fachunterricht entwickelt. Kostenlose Apps bringen den Schülern zum Beispiel die Astronomie auf dem Smartphone nahe. Buchstaben-, und Vokabeltrainer helfen beim lästigen Lernen und mobile Hausausgabenhefte strukturieren die Vorbereitung und Planung des Schulalltags. Animierte Videos fördern zusätzlich das Verständnis von Zusammenhängen. Ziel muss es werden, die Instrumente des Mobile Learning in die Bildungsangebote zu integrieren und als unterstützende Lerntechniken zu nutzen. Tafel und Schulheft müssen nicht abgeschafft werden, sondern sollen sinnvoll durch PCs, Smartphones und Tablets ergänzt werden.
Aufklärung tut Not
Die negativen Aspekte der Handys sind schnell aufgezählt: Spicken, Gewalt im Netz, diffamierende Fotos von Schülerinnen und Schülern, Mobbing und exzessive Nutzung. Ob ein generelles Handyverbot das verhindert, ist fraglich. Kinder müssen früh über die Risiken der Nutzung durch die Interaktion untereinander aufgeklärt werden. In den letzten Jahren haben Begriffe wie Cyber-Grooming und Sexting den strafbaren Bereich im Internet erweitert. Kinder müssen deshalb früh über die Rechte an Bildern und die urheberrechtlichen Fragen aufgeklärt werden, damit sie sich nicht strafbar machen oder Opfer einer Straftat werden. Die Unterstützung von Eltern und Schulen ist hier besonders gefragt. Aber Prävention ist nur möglich, wenn Erwachsene über das Wissen um die Mechanismen verfügen, damit sie Kinder und Jugendliche verantwortungsvoll begleiten können.
Wir werden um den Vormarsch der digitalen Medien nicht herumkommen, so wie wir die Entwicklung des Fernsehens nicht aufhalten konnten. Der begleitete Einsatz von Smartphones in den Schulen kann Vorteile haben. Entscheidend ist, dass wir einen gepflegten Umgang mit ihnen vorleben und ihn an die nächste Generation weitergeben. Denn wenn Familien beim Zusammentreffen am Tisch miteinander über das Handy kommunizieren, der virtuelle Spaziergang am Bildschirm die Natur ersetzt, dann laufen wir Gefahr, dass elementare Kulturtechniken in Zukunft verkümmern werden.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema
1. Didacta 2016
2. Deutschlandfunk
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