Zuletzt aktualisiert am 08.10.2024 um 20:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Das Schlagwort „vierte industrielle Revolution“ ist bereits seit 2011 bekannt. Nach dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2016 macht es die Runde. Denn „Industrie 4.0“ wird mehr als sieben Millionen Arbeitsplätze, vor allem in den technisch hoch entwickelten Ländern vernichten. Hauptsächlich Bürojobs werden von der rasanten Digitalisierung betroffen sein. Auch ein humanoider Roboter macht Furore. Er macht dem Lehrerberuf Konkurrenz.
Unmenschlicher Lehrer Nao
Der Android Nao ist das Ergebnis des interdisziplinären EU-Projektes „Emote“. Er gehört seit 2006 zu einer neuen Generation von Robotern mit emotionaler Intelligenz. Sie sind als Ergänzung zum Unterricht gedacht und sollen empathisch mit den Schülern arbeiten können. Handelsübliche Lernsoftware hat kaum eine Möglichkeit, auf die Emotionen des Schülers während des Lernens einzugehen. Wie Untersuchungen an Schulen gezeigt haben, weckt die Interaktion mit einem physisch präsenten, verständnisvollen Tutor die Neugier und unterstützt den Lerneffekt gewaltig.
Klein und pfiffig
Mit seinen 58 Zentimetern und einem Körpergewicht von 5 Kilo ähnelt der niedliche Helfer aus weißem Kunststoff eher einem Lego-Mindstorm-Männchen. Trotzdem macht er den Lehrern ordentlich Konkurrenz. Denn er ist immer freundlich und geduldig, niemals krank oder enttäuscht und im Vergleich zu seinem menschlichen Kontrahenten richtig preiswert. Im Kopf und Torso sind Prozessoren verbaut. Das macht ihn besonders schlau. Bei voller Aktivität schafft er 60 Minuten. Ein Lehrer dagegen ist nach 45 Minuten schon „geschafft“. Wie im richtigen Leben halten zwei HD Kameras die Schüler in Schach. Mit Lautsprechern statt Ohren, höchst sensiblen Händen, Drucksensoren in den Füßen und einer Stimme soll Nao mehr als nur Lernstoff eintrainieren.
Rührseligkeit einbegriffen
Nao soll sich zunächst als Tutor bewähren und ist deshalb mit einem Grundverständnis von Emotionen und einfühlsamen Verhalten ausgestattet. Damit kann er ein Lächeln oder Stirnrunzeln interpretieren und höchstwahrscheinlich auch darauf reagieren. Noch kann Nao nicht erkennen, ob ein Schüler eine falsche Antwort gibt oder ob er generelle Lernschwierigkeiten hat. Aber an diesen Fähigkeiten wird gearbeitet. Forscher von Emote wollen dem sympathischen Tutor die Funktion „Empathie“ einhauchen. Die Körperhaltung des Kindes soll ihm die Stimmung verraten, damit er mit Worten darauf eingehen kann.
Die neueste Kollektion
In Japan gibt es außer dem Assistenten Nao noch weitere Schöpfungen. Ein kuschliges Etwas namens Hugvie ist mittlerweile als Mediator an japanischen Schulen unterwegs – der niedliche Commu als Referent und der Android Pepper als Lehrroboter. Logischerweise sind sie beliebter als Lehrer. Denn sie sind possierliche Kunstwesen, die wie Freunde mit den Schülern kommunizieren. Sie befehlen nicht und kritisieren kaum, sind Freund und Helfer. Und sie sind heiß geliebt wie Haustiere.
Über das deutsche Bildungssystem streiten Eltern und Lehrer immer wieder. Schule sei langweilig und bremse den Ideenreichtum der Kinder. Da wäre ein dozierender Android, der im Frontalunterricht einen Vortrag hält, doch eine willkommene Abwechslung. Er kann für kurze Zeit die Aufmerksamkeit in der Klasse bündeln. Ein androider Tutor erfüllt jedoch keine Vorbildfunktion, wie ein menschlicher Lehrer. Er hat keine Intelligenz, ist nicht lernfähig, sondern nur ein Hilfsmittel. Daher ist er auch nur als Unterstützung im Klassenzimmer denkbar. Er kann Kinder zum Lernen motivieren, bis er langweilig wird. Und er kann mit einfachen Mitteln ausgetrickst werden. Indem man ihn einfach vom Strom trennt. Das funktioniert mit menschlichen Lehrkörpern nicht.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- zeit.de: Der bessere Lehrer
- faz.net: Ein Robotor wird Lehrer
- de.wikipedia.org: Nao (Roboter)
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