Zu Zeiten des Lehrkräftemangels werden Personen mit mehr oder weniger guter Qualifikation für den Beruf eingestellt. Quereinsteiger, Seiteneinsteiger, Studienabbrecher. Warum die aktuelle Einstellungspolitik vielleicht keine so gute Idee ist.
Klar, Lehrkräftemangel gibt es schon lange. Die Corona-Pandemie verstärkt ihn jedoch noch einmal enorm, da über zehn Prozent der Lehrer/-innen zum Schutze ihrer Gesundheit keinen Präsenzunterricht halten können. Die Rückkehr in den Regelbetrieb ist allein deswegen nicht so einfach möglich. „Schnell mal eben“ mehr Lehrer/-innen ausbilden ist schwierig, das Studium und das Referendariat dauern lange. Und selbst wenn die neuen Lehrkräfte den Dienst starten können, es sind zu wenige. Obwohl die Zahl der Lehrkräfte stetig steigt, immer mehr von ihnen arbeiten aufgrund der Arbeitsbelastung und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Teilzeit.
Wie dem Lehrkräftemangel entgegengewirkt werden soll:
- Pensionierte Lehrkräfte einsetzen
- Quereinstieg und Seiteneinstieg ermöglichen
- Studium verkürzen und praxisnaher machen
- NC abschaffen
- Gehalt an Grundschulen erhöhen
Ist der Quereinstieg eine gute Lösung?
Schon jetzt gibt es zahlreiche Quereinsteiger/-innen, vor allem aus dem technischen und wirtschaftlichen Bereich. Mit besserem Gehalt, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und weniger Druck wird um sie geworben. Personen mit einem fachwissenschaftlichen Studium, aus dem sich MINT-Fächer ableiten lassen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), können in die Lehre wechseln, aber auch Kunstlehrer/-innen werden gesucht. Allerdings geht das nicht ohne Weiterbildung. Was nicht vergessen werden darf, Lehrer/-innen sind Pädagogen/-innen. Ein großer Teil ihres Studiums und ihrer Arbeit beinhaltet Psychologie, Pädagogik, Didaktik und Inklusion. Und um zu lernen, wie dieses Wissen in der Praxis einzusetzen ist, gibt es das Referendariat.
Die Qualität der Lehrkräfte sinkt
Der Lehrkräftemangel führt aktuell jedoch dazu, dass Lehrkräfte, die während einer ausreichenden Quote aufgrund mangelnder Qualifikation nicht eingestellt werden würden, jetzt durchgewunken werden. Um diesen Verlust der Qualität der Lehre entgegenzuwirken, plädiert der Senat der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für eine dringende Sicherung der Ausbildung von Quereinsteigern/-innen. Lehrkräfte, die nicht die komplette Ausbildung des Lehramts absolviert haben, würden der Qualität der Lehre an Schulen schaden. In keinem anderen Beruf (der ähnlich verantwortungsvoll ist) wird so leichtfertig Personal eingestellt.
Was uns die letzte Pisa-Studien dazu zeigt
Im Jahr 2018 hat sich die OECD nicht nur die Schüler/-innen angeschaut, sondern auch die Lehrer/innen. Deutlich wird, dass praktische Erfahrung im Unterrichten besonders wichtig ist. Für Quereinsteiger/-innen darf das Referendariat also nicht wegfallen oder verkürzt werden. Allgemein sollte sich das Lehramtstudium, wie schon lange kritisiert, stärker auf die Praxis beziehen.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema
- deutschlandfunk.de – Neue PISA-Studie: Bitte keine Quereinsteiger als Lehrer
- news4teachers.de – Seiteneinstieg in den Lehrerberuf: Hochschulen und Lehrerausbilder warnen vor einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ in den Kollegien
- wiwo.de – Wie Corona den Lehrermangel verschärft
- gew.de – Quer- und Seiteneinstieg: Schwieriger Weg
- zeit.de – Lehrermangel: Schadensbegrenzung statt Bildungsoffensive
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