Aus einer unlängst von der Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlichten Übersicht ging hervor, dass die Bundesländer im Jahr 2021 etwa 33.000 neue Lehrkräfte eingestellt haben. Anhand der Zahlen klingen diese Bestrebungen nach einer kleinen Erfolgsgeschichte, doch der Bedarf an Lehrkräften ist wesentlich höher, da die zu erwartenden Ausstiege, Pensionierungen und die aktuelle Situation im Zusammenhang mit den Flüchtlingskindern aus der Ukraine sich mit diesen neuen Lehramtsstellen kaum deckeln lassen werden.
KMK-Prognose zweifelhaft
In den publizierten Listen der Kultusministerkonferenz sind alle jährlichen Einstellungen im Bereich des öffentlichen Schuldienstes der Jahre 2011 bis 2021 berücksichtigt worden. Trotz der erheblich angestiegenen Einstellungen von Quer- und Seiteneinsteigern/- innen ist der Bedarf an weiteren Lehrkräften ungebrochen. Das Bundesland mit den meisten Seiteneinsteigern/- innen war Sachsen-Anhalt mit einer immens wirkenden Quote von 46,9 Prozent. Von den neu eingestellten Lehrern und Lehrerinnen verfügten 9,3 Prozent nicht über ein normalerweise gängiges abgeschlossenes Lehramtsstudium. Im Bereich der Grundschulen wurde aus der KMK-Liste allein für das Jahr 2021 ein Fehlbedarf von 2.120 Vollzeitstellen im Lehramt offensichtlich.
Im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) hatte einer der renommiertesten Bildungsforscher, Prof. em. Klaus Klemm, eine Studie zum Personalbedarf an den bundesdeutschen Studien erarbeitet, aus der hervorging, dass die Anzahl der neuen Lehramtsabsolventen wesentlich niedriger ausfallen werde, als von der Kultusministerkonferenz prognostiziert wurde. Der Bildungsökonom Klemm nannte in diesem Zusammenhang die von der KMK durchgeführten Analyseberechnungen als abenteuerlich und verwies darauf, dass das Lehrkräfteangebot in der näheren Zukunft deutlich überschätzt werde. Nach Klemms Einlassungen würden etwa 50 Prozent der Bundesländer die aktuellen Absolventenangebote bis zum Jahr 2030 schlicht und ergreifend fortschreiben, ohne etwaige Änderungsmöglichkeiten zu berücksichtigen.
Bedarfslücke von rund 81.000 Stellen
Die Berechnungsgrundlage von Professor Klemm erfasste die Zahl der Schulabgänger/- innen mit allgemeiner Hochschulreife und den anteiligen Satz der Personen, die hiervon ein Lehramtsstudium aufnehmen sowie abschließen. Basierend auf einer derartigen realistischen Rechnung ergab Klemms Studie mit 286.000 Lehrkräfte eine deutlich geringere Anzahl als die durch die Bundesländer errechneten 350.000 neuen Lehrer und Lehrerinnen, wodurch eine Lücke von 81.000 Stellen bliebe. Eine aktuelle Problematik wurde in diesen Berechnungsprozessen noch gar nicht berücksichtigt, denn laut der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), würden in den nächsten Monaten Hunderttausende Flüchtlingskinder aus der Ukraine an die deutschen Schulen gelangen, für deren Unterrichtung ein zusätzlicher Stellenbedarf von etwa 24.000 Lehrkräften bestünde. Mit den seit Jahren anhaltenden Lehrkräftemangel soll sich nach dem Willen der Kultusministerkonferenz zukünftig der interne Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK auseinandersetzen.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema
1. Kultusministerkonferenz
2. VBE-Studie Prof. Klemm
3. Deutsches-Schulportal – Newss4eachers
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