Zuletzt aktualisiert am 03.09.2024 um 12:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
An den meisten Schulen in der Bundesrepublik immer noch totgeschwiegen oder nur hinter den Kulissen diskutiert: Gewalt gegenüber Lehrkräften. Auch an Thüringens Schulen beklagt der Lehrerverband ein Ansteigen der Vorfälle, dass Schüler Pädagogen schlagen. Neben der zunehmenden Gewalt steigen auch die Drogendelikte an. Die Betroffenen sollten endlich offen über die Problematik reden und Lösungswege erörtert werden.
Anonyme Online-Umfrage
Gewalt und tätliche Angriffe sowie Beleidigungen und Bedrohungen sind längst Alltag an Thüringens Schulen. Der Vorsitzende des Lehrerverbandes Thüringen, Rolf Busch, findet nur zu oft Erfahrungen und Berichte von Lehrkräften auf seinem Schreibtisch, welche die zunehmende Gewaltbereitschaft der Schüler schildern. Schüler schlagen Lehrer ins Gesicht, rasten unter Drogenkonsum aus oder bespucken, beleidigen und bedrohen die Pädagogen. Erst letzten Monat hatte der Lehrerverband eine anonyme Befragung zur Thematik unter den thüringischen Lehrkräften durchführen lassen, um einen Überblick zur Gesamtsituation zu erhalten.
Das erschreckende Ergebnis zeigte auf, dass mehr als 50 Prozent der Befragten in den vergangenen eineinhalb Jahren Zeuge von Gewalt gegenüber Lehrkräften wurden. Diverse Vorfälle wurden detailliert geschildert. Neben randalierenden Schülern, die oftmals scheinbar völlig grundlos „ausrasten“, zeigte sich auch, dass etliche Schüler Drogenprobleme hätten. Ein Pädagoge erlitt beispielsweise ein akustisches Trauma, als ein Schüler ihn aus unmittelbarer Nähe in das Ohr pfiff. Ein anderer Schüler schlug seinem Lehrer direkt und ohne erkennbare Vorzeichen in das Gesicht, als der Lehrer dessen Schulheft kontrollieren wollte.
Spezialisten und Fortbildung
Oftmals sind die Täter hierbei nicht einmal 14 Jahre alt und entgehen so der Straffähigkeit der Gesetzgebung. Der Lehrerverbandschef Rolf Busch ermutigt die betroffenen Lehrkräfte dennoch, die Vorfälle anzuzeigen. Busch ist der Auffassung, nur so könne die Problematik aus der Dunkelzone gelangen, um Lösungswege zu erreichen. Er verstehe, dass viele Lehrer oft eine Art eigenes Versagen empfinden und auch deshalb die Vorgänge oftmals verschweigen. Darüber sprechen schafft Erleichterung. So fordert der Lehrerverband auch die Schaffung von mehr Hilfsangeboten für die Pädagogen.
Busch forderte gegenüber der Politik den Einsatz von sogenannten „Spezialisten“. Das sollten besonders geschulte Psychologen, Sozialarbeiter und auch Vertreter der Polizei sein, die mit präventiven Maßnahmen an den Schulen die Arbeit der Lehrer unterstützen und die Gewaltbereitschaft der Schüler mindern. Neben diesen notwendigen Maßnahmen sind weitere durchaus im Interesse aller Beteiligten, so der Chef des Lehrerverbandes, dazu gehörten auch entsprechende Fortbildungen und Schulungen für die Lehrkräfte, um der Situation besser entgegentreten zu können.
Stimmen aus der Politik
Thüringens Bildungsminister Holter (Linkspartei) stimmte Verbandschef Busch in den grundsätzlichen Ausführungen zu. Keine Lehrkraft sollte sich schämen müssen. Er verwies auf die Hilfestellungen des schulpsychologischen Dienstes und über die Wichtigkeit, alle Vorfälle öffentlich zu machen. In ihrer Gesamtheit hält die Linksfraktion, nach Äußerungen ihres bildungspolitischen Sprechers Torsten Wolf, Mobbing und Gewalt an den Schulen allerdings nicht für ein Massenphänomen. Der Bildungspolitiker Christian Tischner (CDU) beklagte Faktoren, wie die Verrohung der Sprache als Ausgangspunkt für das Sinken von Hemmschwellen und Steigerung von Gewaltbereitschaft. Die Problematik sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, so Tischner.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
Bewertung abgeben
( Abstimmen)