Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) gibt sich anhand des immer noch vorherrschenden Lehrermangels ernüchtert und zieht Bilanz. Trotz einer neuen Rekordanzahl von Seiteneinsteigern konnten nicht alle Lehrerstellen im Land erfolgreich besetzt werden und viele bildungspolitische Problematiken sind noch lange nicht vom Tisch.
62 Prozent ohne Lehramtsstudium
Zum ersten Februar sollten in Sachsen eigentlich alle benötigten 660 Lehrerstellen besetzt sein, doch trotz intensiver Anstrengungen konnte dieses Ziel nicht erreicht werden und zum Ende der Winterferien fehlen immer noch Lehrer. Dabei ist die Anzahl der neu eingestellten Seiten- und Quereinsteiger für den Lehrberuf so hoch wie niemals zuvor und schlägt mit 385 Stellen zu Buche, was einer Quote von nunmehr 62 Prozent bei den Neuanstellungen entspricht. Damit hat sich die Zahl in diesem Bereich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Für 237 der zu besetzenden Stellen konnten ausgebildete Lehrer gewonnen werden.
Nach Angaben des Kultusministeriums gab es mit 2100 Bewerbungen eigentlich ausreichend Potenzial, um die angestrebten Neuanstellungen erfolgreich zu bewerkstelligen, doch hätten besonders bei den ausgebildeten Lehrkräften viele ihre Bewerbung zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückgenommen. Diese Entwicklung nährt die Ansicht vieler Experten, die eine Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs fordern, an dessen Ende auch eine Verbeamtung stehen sollte, welche in Sachsen generell nicht erfolgt. Bislang wird seitens der Politik lediglich eine 5 jährige Probephase in Erwägung gezogen, an deren Ende dann auch in Sachsen neu angestellten Lehrern eine Verbeamtung angeboten werden soll. Diese Regelung ist allerdings längst nicht konkret, da sich die Regierungskoalition der CDU und SPD über eine derartige Konzeption nicht einigen konnten.
Bessere Angebote für ausgebildete Lehrer
Kultusminister Piwarz zeigte sich unzufrieden angesichts der Bemühungen sowie den Ergebnissen bei den Lehrerstellen im Land und zeigte sich besorgt aufgrund des hohen Anteils der nicht für das Lehramt ausgebildeten Neulehrer. Zwar bedankte sich der Minister in einem Interview bei den vielen Seiten- und Quereinsteigern für Ihren Einsatz und den Willen im neuen Beruf wertvolle Arbeit zu erbringen, doch hielt Piwarz an der Vorstellung und dem eigentlichen Willen fest, neue Lehrerstellen auch mit ausgebildeten Lehrkräften zu besetzen. Christian Piwarz bekräftigte seine Absicht, den Lehrerberuf mit besseren Anreizen und Angeboten attraktiver zu gestalten und darüber hinaus auch älteren Lehrern Entlastungen und neue Motivation zu verschaffen. Bleibt abzuwarten, ob die sächsische Regierungskoalition sich endlich zu einem längst fälligen Maßnahmenpaket durchringen kann.