Zuletzt aktualisiert am 13.03.2025 um 7:54 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Fast alle Bundesländer können aufgrund des akuten Lehrermangels offene Stellen kaum besetzen und so kommt es vielerorts dazu, dass immer mehr Quereinsteiger den Lehrerberuf ergreifen. Über die Voraussetzungen und die Möglichkeiten wurde vom Infoportal bereits ausführlich berichtet, doch gibt es auch eine andere fundamentale Basis, die beachtet werden sollte.
Quereinstieg als neue berufliche Perspektive
Ein Unterrichten ohne Lehramtsstudium ist keine Fiktion. Die aktuelle bildungspolitische Situation in der Bundesrepublik lässt immer mehr Seiten- und Quereinsteiger ohne ein klassisches Lehramtsstudium an den Schulen zu. Besonders hoch war dabei die Quote in Berlin und Sachsen. Die neuen Lehrer kommen dabei aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen. Ob Ingenieure, Flugbegleiter, Kantor oder Fremdsprachenkorrespondentin, alle „neuen Lehrkräfte“ haben augenscheinlich einen persönlichen Ehrgeiz und Anreiz, um die berufliche Veränderung zur Erfüllung im neuen Beruf aufblühen zu lassen.
Beispiele aus der Mitte der Gesellschaft
Ein Beispiel des Quereinstiegs zum Lehrer ist das eines 33-jährigen Flugbegleiters aus Berlin, dem die eigene berufliche Zukunft zu unsicher erschien. Sprachlich begabt, hatte der Mann vor seinem Arbeitsbeginn bei einer großen Airline Französisch und Arabistik studiert. Seine Schwester, die auch als Lehrerin tätig ist, riet ihm später seine guten Sprachkenntnisse zu nutzen und den Quereinstieg in das Lehramt zu wagen. Nach seiner Bewerbung bei der niedersächsischen Landesschulbehörde in Braunschweig bekam der Mann eine Jobofferte als Französischlehrer an einer Realschule in Niedersachsen.
Trotz einer sehr hohen Motivation traten nach Aussage des Mannes dann aber zunehmende Ängste und Zweifel am beruflichen Neustart auf. Die aufkommende Frage, wie man den Unterricht durchführen soll, wenn man noch nie vor einer Klasse stand und die Sorge über das eigene Auftreten sowie die Reaktion bei Störungen. Hierzu absolvierte der Quereinsteiger ein spezifisches vom Land angebotenes Pädagogikseminar, bei dem der zukünftige Lehrer erfährt, wie man Konfliktsituationen bewältigt und einen geregelten Unterrichtsablauf strukturiert.
Eine 42-jährige Tierärztin wagte ebenfalls den Wechsel und unterrichtet heute an einer Grundschule Deutsch, Mathematik, Sachkunde und Naturwissenschaften. Die Erfahrung, gut mit Kindern umgehen und arbeiten zu können, machte sie nach eigener Aussage bereits mit dem eigenen Nachwuchs. Lesen und Schreiben sowie das kleine Einmaleins zu vermitteln bereitete ihr schon hier ein erfüllendes Glücksgefühl. Nach einem anderthalbjährigen Referendariat beginnt für die Lehramtsanwärterin nun die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung und die Zukunft in ein neues Berufsleben.
Spezifische Fortbildungszentren der Länder
Viele Bundesländer haben inzwischen Seminar- und Fortbildungszentren geschaffen, um dem zunehmenden Andrang von Quereinsteigern für das Lehramt gerecht zu werden. Im sächsischen Löbau ist es die Aufgabe des Fortbildungszentrums der Bildungsagentur, die zukünftigen Pädagogen für die bevorstehende Praxis fit zu machen. Diese Einrichtung ist auch für sogenannte Seiteneinsteiger zuständig, die alle über mindestens ein abgeschlossenes Studium in einem Fach, welches sie später unterrichten, verfügen.
Oftmals werden die Seminare von pensionierten Lehrkräften geleitet. Viele von ihnen beschreiben die Sachlage als nicht einfach, sehen allerdings auch dringenden Handlungsbedarf aufgrund der bereits seit Jahren herrschenden Lehrermangelsituation an den Schulen. Besonders die Grundschulen leiden an der Problematik, sodass Unterrichtsstunden hier oftmals schlichtweg ausfallen müssen. Einer immer größer werdenden Anzahl an Schülern stehen immer weniger Lehrkräfte gegenüber. Hinzu kommt noch die erhebliche Zahl der Lehrer, die in den nachfolgenden Jahren pensioniert werden.
Veränderte Basisgrundsätze der Bildung
Für viele Schulen sind die Quereinsteiger ein großer Gewinn. Sie gewährleisten den Fortbestand des regulären Unterrichtsbetriebs und entlasten das Kollegium. Grundsätzlich gilt, dass Quereinsteiger gute Lehrer sein können. Talent und Motivation in einem neuen Berufsfeld können mangelnde Erfahrung ausgleichen. Als problematisch sehen viele klassisch ausgebildete Pädagogen die Gegebenheiten an, wenn ein zu großer Anteil von Quereinsteigern die zu besetzenden Stellen an einer Schule abdeckt.
Veränderte Unterrichtsstrukturen und Umsetzungen sowie auftretende Schwierigkeiten an Schulen in Problemvierteln oder Sonderschulen sind fachlich nur von gut ausgebildeten Lehrern zu bewältigen. Hierfür und für viele andere Bereiche müssen an den Hochschulen für eine solide Bildung zukünftig mehr Studienplätze zur Verfügung gestellt werden. Der Lehrberuf muss für die nächste Generation an Fachkräften attraktiv sein und politisch sowie gesellschaftlich gefördert werden.
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