Motivation, Wertschätzung und die eigene Berufseinstellung sind ausschlaggebende Punkte im Lehrerberuf. Die ehemalige Lehrerin und Buchautorin Sigrid Wagner übt zum Teil harte Kritik an ihren Kollegen und wird mit ihrem neuen Buch sicherlich polarisieren.
Viele Pädagogen arbeiten im falschen Beruf
Die Autorin Sigrid Wagner war selbst über 20 Jahre als Lehrerin tätig. In ihrem neuen Buch „Das Problem sind die Lehrer“ prangert sie viele Missstände im Lehrberuf an und vertritt die Auffassung, dass viele Pädagogen sich für den falschen Beruf entschieden haben. Die 1955 in Goslar geborene Autorin studierte Lehramt an der Universität in Hamburg und unterrichtete bis zum Jahr 2014 an allen Sekundarstufen in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Wagner, für die der Lehrberuf zu einer der wichtigsten, gesellschaftlichen Aufgaben gehört, setzt sich in ihren Ausführungen äußerst kritisch mit dem Desinteresse oder den autoritären Unterrichtsstilen vieler Lehrkräfte auseinander.
Kritik, Ärger und Wut nimmt die Autorin dabei offensichtlich in Kauf. Vordergründig geht es Sigrid Wagner darum, Problematiken offen zu benennen. Hierbei schreibt sie von vielerlei Auffälligkeiten, die sie im eigenen Berufsleben beobachten konnte. Lehrkräfte, die augenscheinlich ohne jegliche Motivation bereits mit herunterhängenden Schultern sowie erbarmungswürdigen, körperlichen und psychischen Gesamtzuständen des Morgens zum Schulunterricht erscheinen. Viele dieser Lehrer hätten die dem Beruf geschuldete positive und lebensbejahende Grundeinstellung längst abgelegt, so die Autorin. Etliche Lehrkräfte würden so ihre Zeit regelrecht „absitzen“.
Der Weg liegt im Entscheidungswillen des Lehrers
Sigrid Wagner selbst räumt ein, dass sie in manchen Bereichen des neuen Buches etwas übertrieben hat, aber bewusst und aufgrund der Dringlichkeit, um die Problematik provokant hervorzuheben. Ihre Erfahrungen und die vielen Fachgespräche mit Bildungs- und Zukunftsforschern, mit Vertretern der Wirtschaft, mit den Eltern und den Schülern haben deutlich aufgezeigt, dass im Spektrum Bildung und Schule eine erhebliche Unzufriedenheit herrscht. Die Hauptverantwortung und die ersten wegweisenden Stellmöglichkeiten liegen hier bei den Lehrkräften, da nur diese die Entscheidung über positive sowie negative Auswirkungen unmittelbar beeinflussen können.
Wagner stellt klar, dass Lehrkräfte selbstverständlich in der Lage sind, etwas zu bewirken. Hierfür müssen auch durchaus die Gesamtumstände stimmen und wichtige, wesentliche Wertschätzungen erfolgen. Neben jeder einzelnen Grundeinstellung bei den Lehrkräften ist auch die fehlerhafte Gesamtsystematik im Bildungsbereich, die politische Umsetzung, wie beispielsweise die Personalkonzeption und das durch die föderalistische Uneinigkeit verursachte Prinzip der gleichwertigen Behandlung, nicht außer Acht zu lassen. Willkür, Schikane, Mobbing, Missgunst und Neid sind feste Bestandteile des Schulalltags, so Wagner. Die Thematik des Buches wird sicherlich noch weitere Kreise und Diskussionen nach sich ziehen.