Zuletzt aktualisiert am 26.09.2024 um 12:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Eine neue, kürzlich veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass die Inklusion an den Schulen im Bundesgebiet vorankommt. Die Schritte sind hierbei klein und weisen innerhalb der einzelnen Länder große Unterschiede auf.
Studienauswertung
Seit der Ratifizierung der Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen im Jahr 2009, die den inklusiven Unterricht von Schülern mit und ohne Förderbedarf garantieren sollte, hat sich die Bundesrepublik diesem bildungspolitischen Ziel unterworfen und dennoch lang die hierfür notwendigen Schritte unterlassen. Eine große Problematik hierbei resultiert aus den Zuständigkeiten der jeweiligen Landesregierungen und den daraus hervorgebrachten regionalen Unterschieden. Je nach Art des Förderbedarfs der betroffenen Schulkinder sehen die Lösungen signifikant anders aus.
Grundsätzlich ist die vom Bildungsforscher Klaus Klemm erarbeitete Studie der Auffassung, dass die Inklusion bundesweit langsam voranschreitet und so endlich an internationale Standards anknüpfen kann. Nach Auffassung des Wissenschaftlers ist das Absenken der Quote für die Exklusion von 4,9 auf 4,3 Prozentpunkte allerdings unterschiedlichen Bereichen und Umsetzungen zu verdanken. So werden im eigentlichen Sinne lediglich Förderbereiche wie „Lernen“ und „Sprechen“ in den inklusiven Unterricht übernommen, andere Bereiche des Förderbedarfs wie Schüler mit sogenannten sozial-emotionalen oder auch stark körperlichen Beeinträchtigungen sind von der Entwicklung eher ausgeschlossen, sodass dieser Inklusionsbereich stagniert oder sich sogar von den Zielsetzungen der UN-Konvention entfernt.
Der Norden und die Stadtstaaten sind Vorbild
Immer weniger Förder- und Sonderpädagogikschulen und damit den niedrigsten Anteil an separatem Unterricht finden sich in Bremen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen. Nur Mecklenburg-Vorpommern weist die höchste Exklusionsquote auf. Stagnation oder lediglich leichte Rückgänge entstanden in Nordrhein-Westfalen, Hessen und dem Saarland, während in Ostdeutschland ein Anstieg der Inklusion zu verzeichnen war. Im Süden der Republik, speziell in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz besuchen hingegen wieder mehr Kinder die Förderschulen. Wohnort und die Art des Förderbedarfs spielen demnach eine wesentliche Rolle bei der Möglichkeit des Besuchs an der Regelschule.
Verzerrtes Bild
Zwar stieg der Inklusionsanteil in der Bundesrepublik vom Jahr 2008 bis zum Jahr 2016 von 18,4 auf 39,3 Prozent, doch der Bildungsforscher Klaus Klemm spricht hierbei von einem wenig aussagekräftigen Gesamtansatz, da die Trennung des Förderbedarfs den Betroffenen nicht gerecht werde und im Gesamteindruck einen Erfolg suggerieren, der sich so nicht vollzogen hat. Deshalb sei es nach Meinung von Klemm auch wichtig zu definieren, wie viele Kinder noch exklusiven Unterricht an Förderschulen erhalten. So unterschiedlich sich die Auffassungen und Umsetzungen der jeweiligen Bundesländer bei der Inklusion darstellen, so verschieden ist inzwischen auch die Diagnostik beim Attestieren von Förderbedarf. In jedem Fall weisen viele Schulen noch erhebliche Mängel an Fachpersonal, Ausstattung und Infrastruktur auf, ohne die ein geregelter inklusiver Unterricht nicht möglich ist.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- Tagesspiegel – Mehr Inklusion an Schulen – aber nur langsam
- Bertelsmann Stiftung – Unterwegs zur inklusiven Schule
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