Zuletzt aktualisiert am 01.09.2024 um 0:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Nach den Koalitionsgesprächen zwischen der Union und den Sozialdemokraten zur Findung einer neuen Bundesregierung ist man sich im Punkt Bildung offenbar einig und plant Investitionen in Milliardenhöhe. Dem Vorsitzenden des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meininger gehen die angekündigten Maßnahmen besonders im Bereich der Inklusion nicht weit genug und er fordert gerade in diesem Bereich ein Umdenken von den politisch Verantwortlichen.
Inklusion an Regelschulen stoppen
Heinz-Peter Meidinger, Chef des Lehrerverbandes, äußerte im Rahmen eines Presseinterviews erhebliche Bedenken an den bildungspolitischen Planungen der zukünftigen Bundesregierung. Um die allgemeine Situation an den Schulen, im Besonderen an den Grundschulen zu verbessern, reiche es nicht aus, nur zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, welche zum größten Teil in die Sanierung von Schulgebäuden, Anschaffung von IT-Geräten und die Ausstattung von WLAN-Anbindungen im Rahmen der Digitalisierung fließen, so Meidinger.
Aufgrund des bereits jetzt vorherrschenden Mangels an Lehrkräften, gerade im Bereich der Grundschulen, fällt es dem Verbandschef schwer zu glauben, dass die in Aussicht gestellten finanziellen Mittel im zweistelligen Milliardenbereich, dazu geeignet sind, die aktuelle Misere im Bildungssektor nachhaltig zu beheben. Meidinger mahnte in diesem Zusammenhang an, dass die tatsächlichen Kosten für die Entwicklung und Bewerkstelligung eines funktionellen Bildungsbereichs, wesentlicher höher anzusetzen sind. Besonders bei der Inklusion appellierte der Lehrerverbandschef, den Ausbau an den Regelschulen zu stoppen.
Meidinger sprach sie dafür aus, die Gesamtsituation der Inklusion zu analysieren und zu überdenken. Die Heterogenität bei Leistung und Begabung des schulischen Verbundes erfordert von den Lehrkräften erhebliche Einsatzbereitschaft sowie pädagogisches Gespür. Störfaktoren innerhalb der Gruppe und intensive Zuwendungen gegenüber Einzelnen, welche besonderen Anforderungen sowie Ausbildungen unterliegen, führen in jedem Fall zur Gefährdung des Lernfortschrittes des gesamten Klassenverbandes, so Meininger. Unter normalen Umständen müsse gewährleistet sein, dass im Rahmen der Inklusion neben der allgemeinen Lehrkraft noch eine weitere, speziell hierfür ausgebildete Fachkraft beim Unterricht anwesend ist.
Gezielter Einsatz der finanziellen Mittel
So hehr die Ziele einer inklusiven Bildung, also des gemeinsamen Unterrichts von allen Kindern an den Regelschulen, eingenommen der Kinder mit spezifischen Beeinträchtigungen oder Behinderungen auch seien, müssten hierfür auch die entsprechenden Gegebenheiten vorliegen. Die hierfür bislang zuständigen Förderschulen in den einzelnen Bundesländern wurden nach und nach geschlossen. Nach Ansicht des Vorsitzenden des Lehrerverbandes ist es Zeit für eine intensive Bestandsaufnahme und Heinz-Peter Meidinger verweist hierbei auch auf die zuletzt durchgeführten Leistungsvergleiche der Schüler im Grundschulbereich, die in ihrer Gesamtheit eher sehr enttäuschend ausgefallen sind.
Außerdem befürwortete Meidinger eine stärkere Kontrollfunktion des Bundes hinsichtlich der Verwendung der bereitgestellten finanziellen Mittel. Die Kompetenzentscheidungen der einzelnen Länder werden hierbei zwar unantastbar bleiben, doch eine klare Sicherstellung zum Einsatz von Bundesmitteln innerhalb der dringlichsten Bereiche sei geboten. Vordringlich sieht der Verbandschef hier die Behebung des Investitionsstaus bei der Sanierung von Schulgebäuden, die Neueinstellungen von Lehrkräften besonders im Grundschulbereich und die grundsätzliche Reformierung im Bereich des Pflichtstundenmaßes.
Meidinger teilt die Ansicht, dass viele Lehrer sich alleingelassen und überfordert fühlen würden. Das hohe Maß an Pflichtstunden führe zur erheblichen Einschränkung, sich intensiver mit jedem einzelnen Schüler befassen zu können. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ist die Frustration bei den hiesigen Lehrkräften relativ hoch, was auf Überbelastungen und der fehlgeleiteten Intention der eigentlichen pädagogischen Grundtätigkeit zurückzuführen ist. Hinzu kommen die immer mehr zunehmenden, intensiven Störungen des Unterrichts durch Minderheiten von Schülern, welche dann dem Gesamtklassenverbund beim Lernen schaden. Priorität habe es nach der Auffassung des Lehrerverbandsvorsitzenden den Lehrerberuf wieder attraktiver und interessanter zu gestalten, was zum einen durch die Schaffung besserer Grundgegebenheiten und zum anderen auch durch eine bessere Bezahlung oder Aufstiegsmöglichkeiten erreicht werden könnte.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
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