Zuletzt aktualisiert am 03.03.2024 um 11:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Eine am Anfang März veröffentlichte Umfragestudie, in Auftrag gegeben vom Philologenverband, mit Unterstützung des Institutes für Präventivmedizin (ipm), der DAK und der Universitätsmedizin Rostock, zeigt in einem umfangreichen Analysespektrum die deutlich angestiegenen Arbeitsbelastungen der Lehrer an Gymnasien auf. Unter dem Titel „Lehrerarbeit im Wandel“ (LaiW-Studie) ist es besonders erwähnenswert, dass es sich hierbei um die erste bundesweit durchgeführte Studie dieser Art handelt. Das föderale System und die damit einhergehende Länderkompetenz in Sachen Bildung erschwerten bislang eine derart komplexe Erhebung.
Hohe Arbeitsintensität und unzureichende Rahmenbedingungen
Bei der repräsentativen Befragung wurden mehr als 16.000 Datensätze analysiert. Als eines der Kernergebnisse der Studie ist festzuhalten, dass neun von zehn Gymnasiallehrern die hohe Arbeitsintensität als äußerst belastend ansehen. Diese Empfindung wird mit steigenden Wochenarbeitszeiten nochmals ausgeprägter. Von den Lehrern, die 45 und mehr Stunden in der Woche arbeiten, sind 83 Prozent der Auffassung, dass die berufliche Belastung sehr hoch sei. Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Prof. Dr. Susanne Lin-Kitzing, erläuterte nach der Veröffentlichung der Studie, dass seitens der Politik den Lehrkräften immer neue Aufgaben zugedacht würden. Die schlechten Rahmenbedingungen erschwerten allerdings eine dauerhaft wünschenswerte, solide Verrichtung des Berufes. Es sei unverantwortlich und nicht akzeptabel, dass die meisten Gymnasien nur noch durch ein chronisches Überstrapazieren der Lehrkräfte funktionieren würden, so die Verbandsvorsitzende.
Mehr als die Hälfte der Lehrer sieht den hohen Lärmpegel in den Klassenzimmern als Zusatzbelastung an. Außerdem fehle es an den Schulen an Ruhezonen. 74 Prozent beklagen diesen Umstand. Für über ein Drittel der Gymnasiallehrer ist der Umstand, sich nicht ausreichend erholen zu können, ein besonders negativ. Auch andere Nebenbegleitungen, wie beispielsweise ein schlechter, Schlaf spielen hierbei eine Rolle. Der Vorstandsvorsitzende der DAK (Deutsche Angestellten Krankenkasse), Andreas Storm, forderte dazu auf, die Thematik der gesundheitlichen Belastung von Lehrkräften mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Er plädierte dafür, dass sich die verantwortlichen Minister der Bundesländer in dieser Angelegenheit mit einem Sondergipfel befassen sollten. Weitere Punkte der hohen Belastungsgrenzen und der Unzufriedenheit der Lehrkräfte sind die langen Arbeitstage sowie die stetig steigenden Zusatzaufgaben, die auch außerhalb des Unterrichts entstünden.
Berufung und Prävention
Für viele Lehrer ist es schwierig, Frei- und Arbeitszeit klar zu trennen, um den nötigen Abstand zu gewinnen. Dadurch ergibt sich eine gefühlte 7-Tage-Woche, immer wieder gefüllt mit schulischen Themen, in die sich zunehmend auch Verwaltungsaufgaben einmischen. Dennoch sehen rund drei Viertel der Befragten ihre berufliche Verpflichtung auch als Berufung und sind bereit, hierfür auch entsprechende Belastungen in Kauf zu nehmen. Die Arbeit mit den Schülern steht dabei für fast die Hälfte der Lehrer im Vordergrund. Das Institut für Präventivmedizin sieht für die hohen Lehrerbelastungen einige wesentliche Vorsorgemaßnahmen, die kurzfristig umzusetzen gilt. Die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Dr. Reingard Seibt sprach sich aufgrund der besonderen Anforderungen an den Lehrerberuf für einen modernen Gesundheits- und Arbeitsschutz aus, welchen auch der Philologenverband fordert.
Belastungssenkende Maßnahmen:
- Absenkung der Regelstundenzahl und Verringerung der Verwaltungsaufgaben
- Zusätzliche Entlastung durch mehr Anrechnungsstunden für außerunterrichtliche Aufgaben und Tätigkeitstausch (für jede zusätzliche Aufgabe, sollte eine andere entfallen)
Prävention und Unterstützung:
- Ruhige Rückzugsorte an den Schulen schaffen und Verbesserung des Lärmschutzes
- Gewährleistungsmaßnahmen im Bereich Erholungsfähigkeit, präventiv wirkende Verhaltensmaßnahmen und bessere Arbeitsorganisation
- Unterstützungsmaßnahmen durch kleinere Klassenverbände, zusätzliche Verwaltungskräfte und mehr professionelle Fachkräfte wie z. B. Schulpsychologen
- Absenkung der Leistungsheterogenität, individuelle Förderungen, Schaffung zusätzlicher Stellen und eine bessere Materialausstattung
Weiterführende Quellen zu diesem Thema
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