Zuletzt aktualisiert am 24.01.2025 um 19:54 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 4-5 Minuten
Auch nach dem Digitalisierungs- und Bildungspakt der politisch Verantwortlichen kam die Umsetzung nur schleppend voran. Dabei wünscht sich eine große Mehrheit der Schüler eine wesentlich bessere IT-Ausstattung und erheblich mehr digitale Lerninhalte. Fast alle sehen darin eine großartige Zukunftschance und fordern digitale Medien statt unzeitgemäßer Schulbücher. Eine neue Umfrage des Digitalverbandes Deutschland (Bitkom) zeigt klare Erkenntnisse auf.
Der Digitalverband Bitkom kommt in der durchgeführten Umfrage zur Auffassung, dass im Rahmen der Digitalisierung der schulische Unterricht verbessert werden kann und damit der Lernerfolg ansteigt. Voraussetzung hierfür sind modern ausgestattete Schulen, die gut vernetzt sind. Das virtuelle Klassenzimmer und adaptives Lernen haben dabei Priorität. 83 Prozent aller befragten Schüler sehen die Digitalisierung als große Chance für die Schulen. Die Probleme bei der Umsetzung stehen dabei für die Schüler im Vordergrund und sind wichtiger als alle anderen Themen. 59 Prozent sehen den fehlenden Einsatz digitaler Medien als größte Herausforderung und drängen auf schnelle Lösungen. Hierzu gehört auch die schlechte Technikausstattung, die von mehr als der Hälfte der Schüler kritisiert wird. Nach der Analyse der Umfrage sieht sich Bitkom-Präsident Achim Berg in seiner Meinung bestätigt, dass die Schulen endlich agieren sollten und den Auftrag der Schüler berücksichtigen müssten. Die Investitionen in digitale Technologie hätten absoluten Vorrang und stünden bei den Schülern ganz oben auf der Wunschliste. Selbst andere große Themenbereiche wie Unterrichtsausfall, zu hohe Schülerzahlen in den Klassenverbänden oder marode Schulgebäude wären nach Ansicht der Schüler zweitrangig.
Positive Resonanz gegenüber den Lehrkräften
Zu Beginn der Corona-Krise sprach die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und derzeitige Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Dr. Stefanie Hubig (SPD) von einem Stresstest für die digitale, schulische Infrastruktur. Die Ministerin lobte alle Beteiligten, die aufgrund der Ausnahmesituation plötzlich von jetzt auf gleich das Lernen und die schulischen Aufgaben in die digitale Welt übertragen mussten. Eine derartige Herausforderung sei nicht ohne gewisse Hindernisse zu bewältigen gewesen. Dennoch sieht Ministerin Hubig in der digitalen Bildung mehr als nur neuartige technische Perspektiven. Sie sprach von einem didaktischen, pädagogischen Auftrag, sowohl an die Lehrkräfte, als auch an das Lernen selbst. Natürlich habe die Thematik noch jede Menge Spielraum nach oben, aber die Länder würden sich eindringlich mit den Verbesserungen beschäftigen und der „Digitalpakt Schule“ sowie die interne Digitalstrategie der Kultusministerkonferenz hätten dabei eine wegweisende Signalwirkung.
Die Schüler sehen die politischen Vorhaben eher pragmatischer und schenken ihren Lehren mehr Vertrauen. 73 Prozent der Schüler sprachen sich für die Vertrauenswürdigkeit der Lehrer aus, nur 8 Prozent für die Politik. 58 Prozent der Schüler vertraten die Meinung, dass ihre Lehrer dem digitalen Wandel offen und aufgeschlossen gegenüber stehen. Die digitale Ausstattung an den Schulen sehen die meisten kritisch. 77 Prozent der Schüler sehen das Angebot zu digitalen Lerninhalten als zu niedrig an und 75 Prozent sprachen von einer großen Verbesserungswürdigkeit beim Aufbau technischer Voraussetzungen. Dass der Einsatz digitaler Medien an den Schulen erhebliche Vorteile mit sich bringt und den Unterricht interessanter gestaltet, steht für die Schüler außer Frage. 93 Prozent waren sich hierüber einig. Auch das bessere und schnellere Verständnis der digitalen Lerninhalte für die junge Generation wurde von 60 Prozent der Schüler hervorgehoben. Für 73 Prozent besteht in der Verwendung digitaler Medien ein großer Vorteil, um auf individuelle Belange der Schüler einzugehen. So könnten adaptive Lernformate mit spezifischen Inhalten sich wesentlich effektiver dem jeweiligen Lernprozess angliedern. Die IT-Ausstattung an den Schulen sollte nach Auffassung der Schüler umfassend verbessert werden. 85 Prozent sprachen sich dafür aus, dass jeder Schüler über ein mobiles Endgerät wie beispielsweise ein Tablet oder einen Laptop verfügen sollte.
Wichtige Fragen und Themen im Zuge der Digitalisierung
Die Schüler zeigen sich für viele Themengebiete, die auch im Zuge der Digitalisierung sowie im allgemeinen Kontext der digitalen Medienwelt eine wesentliche Rolle spielen, ein verstärktes Interesse. 74 Prozent der Schüler befassen sich mit den grundsätzlichen Rechtsgegebenheiten des Internets, wie beispielsweise dem Urheberrecht und wollen diesen Bereich stärker behandelt wissen. Für 65 Prozent ist es wichtig, sich stärker mit dem angemessenen Verhalten und den Regularien in den sozialen Medien oder in Chats auseinanderzusetzen. Im derzeitigen Unterricht werden prozentual andere Bereiche verstärkt vermittelt. Dazu gehören, der Nutzen des Internets als wichtige Recherchequelle oder die korrekte Anwendung von Programmen. Nach Einschätzung der Bitkom haben die Schüler eine sehr gute Auffassungsgabe und ein feines Gespür für die wesentlichen Fragen und komplexen Aufgaben im Zusammenhang mit der digitalen Welt. Für den Präsidenten des Digitalverbandes ein klares Indiz dafür, wie sehr Digital- und Medienkompetenz mittlerweile in den Fokus gerückt sind. Daher sei es auch wichtig, diesen Umstand auf den Stundenplänen zu berücksichtigen.
Das Internet ist aus dem alltäglichen Schulleben längst nicht mehr wegzudenken. Die Recherche für den Unterricht liegt bei 99 Prozent. Dabei achten die Schüler auf etablierte und als qualitativ angesehene Quellen wie beispielsweise Wikipedia, Suchmaschinen oder Nachrichtenseiten von Sendern, die bereits aus dem Fernsehen bekannt sind. Über 80 Prozent der Schüler prüfen dabei den fundierten Inhalt der Quelle und über die Hälfte sucht im Internet nach Angaben, welche die Quelle bestätigen. Neben den Lehrern vertrauen die Schüler vorrangig den eigenen Familienmitgliedern oder auch Wissenschaftlern. Dabei dienen berufliche Perspektiven im technischen Bereich oder auch Vorreiter aus der Digitalwelt wie ein Bill Gates, Mark Zuckerberg oder junge Influencer als Antrieb. In Sachen Digitalisierung hat die Bundesrepublik im internationalen Vergleich einiges aufzuholen und die Schüler sind bei den Zielsetzungen für die Zukunft eher zurückhaltend. 60 Prozent glauben, dass bis zum Jahr 2030 jeder Schüler über ein schuleigenes Tablet verfügt, aber nur wenige können sich vorstellen, dass binnen der nächsten zehn Jahre umfangreiche digitale Technologien flächendeckend an den Schulen zur Verfügung stehen.
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