Zuletzt aktualisiert am 30.08.2024 um 4:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Bereits seit dem Jahr 2016 sollten im oft zitierten Digitalpakt zügig und zielgerichtet die Weichen für eine bildungspolitische Digitalisierungsoffensive gestellt und umgesetzt werden. Viel hat sich vielerorts in der vergangenen Amtszeit von Ex-Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) allerdings nicht getan. Kompetenzgezerre und Uneinigkeit in der Vergangenheit setzen die neue Große Koalition nun unter Druck und rufen einen neuerlichen Startschuss zur digitalen Bildungsoffensive für unsere Schüler hervor, der nun absolute Priorität haben soll.
Erste Vorzeigeprojekte
Flächendeckende Versorgung der Schulen mit Breitbandanbindung, moderner digitaler Ausstattung, WLAN und digitalen Lerninhalten, all das ist bisher weitläufig in der Bundesrepublik ein Versprechen der Politik geblieben, obwohl es auch Ausnahmen gibt. Als eines dieser Vorzeigeprojekte kann man das Robert-Koch-Gymnasium in Deggendorf bezeichnen. Schulleiter des im vergangenen Jahr eingeweihten, niederbayerischen Neubaus für rund 20 Millionen Euro, ist der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Das rundum internetfähige Gymnasium vermittelt Lerninhalte via „Smartboards“. Computer steuern „Lerntafeln“, bieten gängige Vernetzungsmöglichkeiten und Zugriff auf Dokumentenkameras, Datenbanken sowie Internetinhalte und der Kommunikation zwischen Schüler- und Lehrercomputer.
Verbandspräsident Meidinger, eher bekannt als Verfechter und Vermittler klassischer Lerninhalte, zeigte sich dennoch angetan von dem Willen der Lehrer und Schüler alle neuen digitalen Möglichkeiten an der Schule nutzen zu wollen. Scherzhaft sprach Meidinger in diesem Zusammenhang von der „kreidefreien Schule“, aber betonte natürlich auch eine gewisse Anfangseuphorie im Umgang mit den neuen Digitalprogrammen, die sich im Laufe der Zeit allerdings sicherlich abnutzen werde. Für den 63-jährigen Pädagogen ist es entscheidender, die neuen technischen Möglichkeiten für einen sinnvollen, effektiveren Unterricht einzusetzen. Nach der Auffassung von Heinz-Peter Meidinger sei es wichtig, eine gute Kombination der Lerninhalte zu vermitteln, wobei der Lehrer nach wie vor die entscheidende Vermittlungskompetenz besitzen müsse, um den unabdingbaren persönlichen Austausch für einen attraktiven, abwechslungsreichen und erfolgreichen Unterricht zu gewährleisten.
Ein beschwerlicher Weg
Schulen wie das Robert-Koch-Gymnasium sind die absolute Ausnahme. Lediglich in den wohlhabenden Bundesländern gibt es einige Dutzend Beispiele dieser Art. Nach Schätzungen von Verbänden und der Kreditanstalt für Wiederaufbau würden Umbau- und Sanierungsmaßnahmen für die Schulen in der Bundesrepublik, Finanzmittel von etwa 34 Milliarden Euro erforderlich machen. Ein scheinbar beschwerlicher Weg der rund 40.000 staatlichen Schulen in die digitale Bildungszukunft. Im neuen Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD sind 5 Milliarden Euro für diesen Punkt vorgesehen und es scheint nicht erkennbar, wie das Gesamtvorhaben der bildungsrelevanten Digitalisierung so umgesetzt werden könnte.
Auf der letztjährigen Kultusministerkonferenz (KMK) zeigten sich zwar einige Ansatzpunkte, in dem man sich scheinbar auf erste Ansätze einigte, wobei der Bund für die Finanzierung der technischen Voraussetzungen verantwortlich zeichnen sollte und die Länder pädagogische Belange umsetzen, doch Kernthemen wie die Nichtbeschneidung der Bildungszuständigkeit der Länder bleiben teils hinderliche Steine auf dem Weg zum Ziel. Bund und Länder müssen einen besseren Konsens finden. Die neue Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) will mit dem neuen Schwerpunkt digitale Ausstattung zur Realisierung des Projektes ein neues Zeichen setzen und der Präsident der Kultusministerkonferenz, Helmut Hulter (Linke) kündigte an umgehend mit dem Bund in Gespräche über die Ausweitung des „Digitalpaktes“ einzutreten.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
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