Zuletzt aktualisiert am 31.08.2024 um 4:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Die Kultusministerkonferenz hat im Juni 2015 eine Modellrechnung veröffentlicht, die den Bedarf und das Angebot an Lehrern in Deutschland von 2014 bis 2025 berücksichtigt. Die Angaben über den künftigen Lehrerbedarf sowie die Vorausberechnung der künftigen Absolventen mit zweitem Staatsexamen stützen sich dabei auf Informationen der Bundesländer. Demzufolge werden das Angebot und der Bedarf an Lehrerstellen in den west- und ostdeutschen Bundesländern in den nächsten 10 Jahren sehr unterschiedlich sein. In ostdeutschen Ländern werden jährlich etwa 27% angehende Lehrer/innen fehlen, wogegen in den westdeutschen Ländern unabhängig vom Lehrertyp jedes Jahr ein Überhang von 38% bestehen wird.
Einstellungsbedarf 2014 — 2015 nach Fächern
Besonders gefragt sind nach Einschätzung der Kultusministerkonferenz die Fächer Mathematik, Chemie und Physik sowohl in den übergreifenden Lehrämtern des Primarbereichs als auch des Sekundarbereichs I und II. Englisch, Französisch und Informatik haben ebenso Bedarf. Die Nachfrage an Lehrkräften für die Fächer Geschichte und Erdkunde, Sozialkunde/Gesellschaftslehre/Politik, sowie für Ethik/Philosophie und katholische Religionslehre ist allerdings relativ gering.
Der Einstellungsbedarf an beruflichen Schulen wird vergleichsweise hoch eingeschätzt. Sowohl in den allgemeinbildenden Fächern wie Mathematik, den Naturwissenschaften und Fremdsprachen als auch für die beruflichen Fachrichtungen wie Metall-, Elektrotechnik, Pflege und Sozialpädagogik zeichnet sich ein erhöhter Bedarf ab.
In den sonderpädagogischen Lehrämtern wird in nahezu allen Förderschwerpunkten eine erhöhte Nachfrage erwartet.
Nach Aussagen der „Statistischen Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz“ können Angaben über die fachspezifischen Entwicklungen nur als Trendaussagen gemacht werden, die auf Erfahrungen und Einschätzungen der Länder zurückgreifen. Ein aus heutiger Sicht prognostizierter Lehrkräftemangel für ein Fach kann nämlich durch entsprechende Reaktionen der Studierenden ausgeglichen werden und umgekehrt.
Ungewissheiten bei den Bedarfsprognosen
Statistische Erhebungen über den Lehrereinstellungsbedarf und das -angebot kann die tatsächliche Entwicklung niemals genau vorhersagen. Bildungspolitische und finanzpolitische Entscheidungen, sind Unsicherheitsfaktoren, die nicht vorherbestimmt werden können. Der finanzielle Rahmen einer Schule, die Größen der Klassen, der Ausbau der Ganztagsschulangebote und die landeseigenen Schulstrukturreformen beeinflussen die Zahl der notwendigen Lehrerstellen. Auch die Inanspruchnahme von Altersteilzeiten, die Befristung von Arbeitsverträgen, die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten sind variable Größen in den Betrachtungen.
Unsicherheiten bei den Angebotsprognosen
Hilfreich bei den Vorausberechnungen kann die Zahl der Abiturienten sein, die einen Lehrerberuf in Betracht ziehen. Andererseits wird die Nachfrage nach bestimmten Lehrämtern stets von den persönlichen Entscheidungen der Schüler abhängen und damit ungewiss bleiben. Auch das Bild des Lehrerberufs kann das Angebot der Studenten beeinflussen, die ein Lehramt in Betracht ziehen möchten. Außerdem ist nicht in allen Bundesländern nach der Einführung der modularen Studiengänge eine vollständige Erfassung der Studienanfänger möglich. Denn in einigen Ländern können sich Studierende auch nach einem nicht lehramtsbezogenen Bachelorstudium für einen Lehramtsmaster entscheiden.
Es ist zu erwarten, dass die Ergebnisse einer langfristigen Prognose über Lehrerbedarf und Lehrerangebot erheblich von den eintretenden Entwicklungen abweichen können, da die verschiedenen Einflussfaktoren viel zu komplex sind. Erstaunlicherweise lassen wir uns immer wieder von Voraussagen beeindrucken. So wäre es also nicht verwunderlich, wenn es in den kommenden Jahren einen unerwarteten Ansturm auf naturwissenschaftliche Studiengänge gäbe verbunden mit dem Wunsch, die Laufbahn als Lehrer in ostdeutschen Bundesländern zu beginnen.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- kmk.org: Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz – Dokumentation Nr. 208 – Juni 2015
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