Zuletzt aktualisiert am 02.09.2024 um 16:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Die Fontane-Realschule ist im Ausnahmezustand. Eine beliebte Lehrerin wurde von ihrem Schüler angeschossen und erleidet schwerste Kopfverletzungen. Ihre Kollegin und beste Freundin Andrea fühlt sich schuldig und versucht mit der traumatisierten Schulklasse das Erlebte zu verarbeiten. „Die Lehrerin“ mit Anna Loos in der Hauptrolle wurde in diesen Tagen im ZDFneo wiederholt.
Filmtrailer – Die Lehrerin
YouTube (19.01.2012): ARD Video / Die Lehrerin – Trailer
Die Handlung
Ein genervter Problemschüler wird zum Amokschützen und schießt auf einen stichelnden Mitschüler. Dabei trifft er seine Lehrerin Katja. Sie fällt ins Koma. Die Ärzte geben ihr keine große Überlebenschance. Ihre beste Freundin und Kollegin Andrea, selbst traumatisiert von den Geschehnissen, besucht sie täglich am Krankenbett. Sie klammert sich an den Gedanken, dass Katja sie hören kann. Aus dem Monolog entsteht ein Zwiegespräch zwischen den beiden Frauen. In ihrem imaginären Gedankenaustausch vermischen sich immer wieder Vorstellungskraft und Realität. Im Film steht die Freundin vom Bett auf und beantwortet die Fragen von Andrea. Und der Zuschauer erlebt rückblickend, worin die außergewöhnliche Freundschaft der beiden Frauen besteht. Trotz Kündigungsschreiben in der Tasche übernimmt Andrea die traumatisierte Klasse der Freundin. Nach und nach spürt sie, dass sie mit der Wand, die sie jahrelang zwischen sich und den Schülern aufgebaut hat, nicht weiterkommt. Als sie sich an den ungewöhnlichen Methoden ihrer Kollegin orientiert und mit den Schülern einen Schulgarten anlegt, kommen sich Schüler und Lehrerin Stück für Stück näher. Ein Psychologe versucht, Andrea zu begleiten. Als die Freundin plötzlichen stirbt, bewahrt er sie vor dem Freitod.
Das Psychodrama
In dem Psychodrama geht es nicht um spektakuläre Szenen eines Amoklaufs, sondern um die Folgen dieser Tat. Die Autorin Laila Stieler verzichtet weitestgehend auf kriminaltechnische Ermittlungen und dramatische Szenen. Auch der junge Täter steht im Hintergrund. Der Film bleibt bei den Opfern. Und macht die Hilflosigkeit der Schüler, Lehrer und Eltern nach der entsetzlichen Tat deutlich. Der Zuschauer erfährt, wie die stets beherrschte Biologielehrerin — selbst stark traumatisiert – die scheinbar ausweglose Situation an der Schule schrittweise wieder in den Griff bekommt. Erinnerungen aus unbeschwerten Tagen der beiden Freundinnen werden in Rückblenden gezeigt. Sie lenken den Zuschauer von der eigentlichen Tragik ab und lassen etwas Hoffnung aufkommen. Die Ermutigungen der Komapatientin vom Krankenbett aus machen dem Betrachter auf ungewöhnliche Weise klar, dass die emotionale Zuwendung für Angehörige und Patienten in dieser heiklen Situation für das Überleben entscheidend ist.
Andreas gewichtiges Motto „Als Lehrerin muss man immer Sieger sein“ wird mit der Zeit unbedeutend. Ergreifend realistisch wird gezeigt, wie die Lehrerin das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler zurückgewinnt. Und eindrucksvoll erlebt der Zuschauer, wie die Traumatisierten lernen, über ihre Gefühle zu sprechen. Gemeinsam schaffen sie es, das Erlebte zu verarbeiten. Aus der Trauer und Hilflosigkeit erwachsen wieder Lebensmut und Stärke. Dass in einem hoffnungsvollen Moment Katjas Tod hereinbricht, ist eine theatralische Wende. Andrea zerbricht und versucht ihrem Leben ein Ende zu machen. Still und unauffällig. Der Psychologe nimmt sich ihrer an. Sie findet am Ende ins Leben zurück und kehrt an die Schule zurück — mit einem großartigen Lächeln.
Drehbuch und Darsteller sind eindrucksvoll. Ein wirklich sehenswerter Film!
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- spiegel.de: Amoklauf-Film: “Die Lehrerin”
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