Nach einer aktuellen Forsa-Studie im Auftrag der Deutschen Schulakademie stehen knapp 9 von 10 Schülern gern vor ihren Schülern, um den Unterricht abzuhalten. 80 Prozent der Befragten schätzen dabei das gute Arbeitsklima.
Analyse der Umfrage
Erfreulich ist bei den Ergebnissen der Umfrage zunächst, dass 86 Prozent der Lehrkräfte gern zur Arbeit gehen. Ein sehr hoher Wert führt man die Arbeitsbelastung und die vielen Problematiken im Bildungsbereich an. Am größten war die positive Berufseinstellung unter den Gymnasiallehrkräften. Eine große Mehrheit der Befragten schätzt das gute Arbeitsklima im Kollegium. Ein anderer Rückschluss aus den Ergebnissen der Studie könnte dagegen als Fehlentwicklung angesehen werden. Hierbei geht es um signifikante Unterschiede im Kooperationsverhalten der Lehrkräfte. Ein fachbezogener Austausch unter Lehrkräften ist in vielen Fällen keine Selbstverständlichkeit und ist in der Regel abhängig von der Schulform.
Viele Lehrer sind keine Teamplayer!
Während an den Grundschulen über 70 Prozent der Lehrkräfte für einen Informationsaustausch und vermehrte Kooperation unter den Pädagogen plädieren, wollen an den Gymnasien über 50 Prozent den Unterricht lieber selbst planen und gestalten. Teamarbeit und Gedankenaustausch sind besonders bei Frauen und jungen Lehrern gefragt. Viele von Ihnen und die unzähligen neuen Lehrkräfte, die als Seiten- oder Quereinsteiger helfen sollen, den Personalmangel einzudämmen, wünschen sich noch mehr Kooperation. Gerade in diesem Bereich ist der Erfahrungsaustausch sehr wichtig. An vielen Grundschulen werden so beispielsweise regelmäßige Treffen zum Gedankenaustausch des Kollegiums oder zur Klärung weiterer Kooperationsmöglichkeiten einberufen.
75 Prozent der Lehrer, die in regelmäßigen Abständen fachbezogene Koordination, Gedankenaustausch und Teamarbeit vollziehen, empfinden diese als positiv und hilfreich. Nach ihren Erfahrungen stellen sich hieraus Vorteile im Bereich der Arbeitsteilung und in der Steigerung eines anspruchsvollen Unterrichts ein. Der große Teil der Lehrer kommuniziert und kooperiert fast ausschließlich über persönliche Gespräche, obwohl sich eine Mehrheit auch einen regelmäßigen E-Mail-Kontakt vorstellen kann. Die Nutzung von Onlinekommunikationsplattformen ist nicht nur aus Datenschutzbestimmungen schwer umsetzbar, sondern wird auch von den meisten Lehrern als ungeeignet angesehen. Als negative Auswirkungen eines teamorientierten Arbeitens sehen viele Lehrer den zusätzlich hohen Zeitaufwand und Einschränkungen im persönlichen Entfaltungsbereich.
Moderne Schule benötigt ein Umdenken
Nach Auffassung des Erziehungswissenschaftlers Prof. Dr. Hans Anand Pant ist der Weg zu einer modernen, erfolgreichen Schule nur mit einer ausgeprägten Kooperation der Lehrkräfte zu bewältigen. Der Geschäftsführer der Deutschen Schulakademie betonte die Wichtigkeit eines funktionierenden „Teamplayergedankens“, auch wenn dieses in der Konsequenz bedeute, dass die Lehrer noch mehr Arbeitszeit in der Schule verbringen müssten als bisher. Es benötige ein Umdenken im Berufsverständnis, so der Bildungsexperte.
Der Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, ging noch einen Schritt weiter und forderte die Teamarbeit der Lehrer als festen Bestandteil und Verpflichtung in die Arbeitszeit zu integrieren. Diese Stunden müssten den Lehrkräften allerdings voll angerechnet werden, so der Verbandsvorsitzende. Es könne nicht sein, dass die notwendige Kooperation zum Wohle eines innovativen Unterrichts, zulasten der Freizeit von Lehrkräften erhoben wird, die ohnehin schon an der Grenze der Belastbarkeit agieren würden.