Noch vor Jahren warnte die Politik angehende Lehrkräfte vor der Arbeitslosigkeit. Zahlreiche Prognosen, die in vielen Bereichen durchaus genauer und zu anderen Ergebnissen hätten führen können, bescheinigten dem Lehrerberuf kein großes Zukunftspotenzial. Nun braucht der Bildungsbereich dringend Nachwuchs und der Berufswunsch Pädagoge steht bei vielen Bewerbern ganz hoch im Kurs.
Sicherheit und Chancen
Die Studie des Beamtenbundes im Rahmen der Bürgerbefragung zum öffentlichen Dienst im vergangenen Jahr zeigte bereits auf, dass der Lehrberuf besonders bei jungen Leuten hohes Ansehen genießt. Auch andere Analysen belegen, der Staatsdienst wird bei einem überwiegenden Teil der Studenten favorisiert. Der Aspekt der Sicherheit und berufliche Zukunftschancen sind hierfür die ausschlaggebenden Kriterien. Diejenigen, welche sich noch im Jahr 2013 für das Grundschullehramt eingeschrieben hatten, finden nun allerbeste Möglichkeiten vor.
Selbst Absolventen, die das Staatsexamen lediglich mit der Note 3,5 abgeschlossen haben, können faktisch über ihre Jobauswahl bestimmen. An den Real- und Gemeinschaftsschulen finden die neuen Lehrer ähnliche Verhältnisse vor. Sicherlich, das deutliche Ansteigen der Schulkinder im Rahmen des Flüchtlingsaufkommens konnte politisch zunächst nicht vorhergesehen werden. Bei den ansteigenden Geburtenzahlen und den vorhersehbaren Zahlen der Lehrer, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand versetzt werden, kann man schon anderer Auffassung sein.
Fehleinschätzungen
Natürlich kündigt sich ein plötzlicher „Babyboom“ auch nicht Jahre vorher an, aber die weitreichenden Fehleinschätzungen im Rahmen der bildungspolitischen Verantwortlichkeit innerhalb der Bundesrepublik waren oftmals hausgemacht. Wenn Prognosen der Kultusministerien Abweichungen von mehr als 1 Million Schüler aufweisen, sind die Auswirkungen auf Personalsituation und Gewährleistung der Bildung dramatisch. Des Weiteren vorhersehbar war der politische Wille der Großen Koalition Ganztagsschulplätze zu garantieren und das angestrebte Umsetzen der Digitalisierung.
Diese Maßnahmen und Entwicklungen können nur vorangetrieben und erfüllt werden, wenn entsprechendes Personal vorhanden ist. Ohne diese Grundvoraussetzung bleibt vieles frommer Wunsch und Wahlkampfpolemik. Auf die heutigen Generationen von Schülern prasseln durch die digitale Medienwelt Tausende Informationen und Meinungen ein, bei denen Lehrer helfen sollten sie zu filtern und im täglichen Unterricht entsprechend einzusetzen, anstatt stetig mit Problematiken der Unterbesetzung oder anderen zugewiesenen Aufgaben zu kämpfen.
Der individuellen Förderung der Schulkinder und der Einbindung von gesellschaftlichen Anforderungen sowie damit verbundenen Problemlösungen muss mehr Bedeutung entgegengebracht werden. Lehrer sind hierbei ein wesentlicher Stützpfeiler, welchen die Politik lang vernachlässigt hat. Die neuen Anforderungen, beispielsweise auch die Inklusion, benötigen ausreichend vorbereitetes und gut ausgebildetes Personal. Allmählich reagieren die zuständigen Ministerien und schaffen die Voraussetzungen, um den Bildungsansprüchen der Zukunft gerecht zu werden.