Zuletzt aktualisiert am 04.10.2024 um 12:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
In der vergangenen Woche haben sich Bund und Länder auf einen Kompromiss bei der Umsetzung des Digitalpaktes geeinigt. Damit die geplanten Bundesmittel von insgesamt 5 Milliarden Euro Investitionssumme in die Bildungskassen der Länder fließen können, haben sich die Verantwortlichen zu einer notwendigen Änderung des Grundgesetzes durchgerungen. Im Kern bleibt die Bildungskompetenz Ländersache, doch erhält der Bund in den nächsten fünf Jahren eine Kontrolleinsicht in Berichte und Akten, um die Verwendung der Fördergelder überprüfen zu können.
Etliche Parteien und Verbände aus Wirtschaft sowie Bildung begrüßten die Einigung. Nun können endlich notwendige Schritte folgen, um die digitale „Ausrüstung“ an den Schulen voranzutreiben. Schnelle WLAN-Netze, Laptops, sogenannte „Whiteboards“ und digitale Lernprogramme stehen dabei ganz oben auf den Wunschlisten der Schulleitungen. Doch Experten warnen. Ohne eine gezielte, bildungspolitische Gesamtstrategie könnte das Mammutprojekt ins Stocken geraten oder sogar scheitern. Eine der obersten Prioritäten sollte hierbei die intensive Fortbildung der Lehrkräfte einnehmen. Die technischen Voraussetzungen und Komponenten sind nur eine Maßnahme innerhalb der Bildungsoffensive. Das qualifizierte Vermitteln von digitalen Lerninhalten obliegt den Lehrkräften, denen in diesem Zusammenhang eine weitere umfassende Aufgabe abverlangt wird.
Motivierte Eigeninitiative
Auch wenn die Voraussetzungen für die Umsetzung des Digitalpaktes in fast allen Bundesländern bislang kaum gegeben waren, mangelte es vielerorts nicht an der nötigen Motivation der Lehrkräfte. Überall zeigten sich genügend Beispiele, wie Lehrer in großer Eigeninitiative die Verantwortung übernommen haben. Auf Kongressen im gesamten Bundesgebiet stellten engagierte Pädagogen selbst geschriebene Lernprogramme vor, entwickelten Ideenreichtum und übernahmen zeitgleich die Fortbildungsmaßnahmen, um Kollegen zu schulen. Zwar konnten durch Schulbuch- und Fachverlage bereits umfangreiche digitale Lernprogramme bezogen werden, doch ohne entsprechende Geräte und einen zuverlässigen technischen Support wären derartige Anschaffungen nutzlos gewesen.
Ein weiterer Wermutstropfen beim Kompromiss um den Digitalpakt. Die Bundesgelder dürfen nicht für zusätzliches Personal verwendet werden. Es ist also dringend gegeben, die Lehrkräfte angemessen vorzubereiten und im Rahmen der Digitalisierung zu unterstützen. Das endgültige „Aus“ für ein gedrucktes Schulbuch sei nach Ansicht vieler Pädagogen ohnehin fraglich. Lerninhalte müssen den Schülern übermittelt werden und ein rein digitales Lehrmaterial sei auch für die Zukunft keine Garantie für einen effektiveren Unterricht. Allein die technische Unterstützung für einen reibungslosen „digitalen“ Lehrplan und die Wartung aller Technikkomponenten ist ein umfassender, kostenintensiver Faktor.
Digitale Visionen
Die Grundstrukturen und digitalen Visionen werden von vielen Beteiligten anderes gesehen. Einige befürworten interne Länderlösungen, andere vertrauen auf länderübergreifende, europäische Umsetzungen. Fakt ist, an den meisten Schulen fehlt immer noch ein schlüssiges Medienkonzept. Die Lehrkräfte werden unzureichend geschult und fortgebildet. Die meisten Bundesländer verfallen aufgrund der neuen Investitionsmöglichkeiten in eine Art des euphorischen Handlungszwanges und zum Teil in überhasteten Aktionismus. Wichtig ist es, zunächst die Grundvoraussetzungen an den Schulen zu schaffen. In einigen Ländern, beispielsweise in Hessen, fordern die Oppositionsparteien bereits die Verdoppelung der zugeteilten Bundesmittel aus dem Landeshaushalt, wie es in der ursprünglichen Variante zum Digitalpakt vor der Kompromisslösung festgeschrieben war.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- Main Spitze – Lehrer sollen digitaler werden
- Süddeutsche Zeitung – Wie Lehrer die Digital-Fortbildung selbst in die Hand nehmen
- Spiegel Online – Lehrer fühlen sich mit digitalen Medien im Stich gelassen
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