Zuletzt aktualisiert am 16.09.2024 um 8:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Die über das soziale Netzwerk Twitter ins Leben gerufene „#MeTwo-Kampagne“ hat spätestens seit dem Vorfall des zurückgetretenen Fußballnationalspielers Mezut Özil eine breite Diskussion zum Thema Alltagsdiskriminierung und Rassismus ausgelöst. Tausende von Beiträgen beschreiben auch negative Erfahrungen im schulischen Bereich. Wann fängt der Rassismus im Klassenzimmer an?
Wenn Lehrer Grenzen überschreiten
Innerhalb des schulischen Bildungsweges sollten Lehrkräfte idealerweise individuell auf die Schüler eingehen, diese begleiten, ihre Stärken und Schwächen erkennen. Die schulische Leistung ist dann abschließend zu beurteilen und neben dem sozialen Verhalten im schulischen Klassenverbund, auch nur diese. Folgt man den Ausführungen unter dem „Twitter-Hashtag“, so entsteht der Eindruck, dass an etlichen Schulen einige Lehrkräfte es den Schülern mit Migrationshintergrund im Laufe des Bildungsweges deutlich schwerer machen. In vielen Mitteilungen und Aussagen verstecken sich Diskriminierung, Ausgrenzung und rassistische Untertöne.
So dokumentieren verschiedene mutmaßliche Äußerungen von Lehrern die Problematik im täglichen Umgang mit Schülern aus Zuwandererfamilien: „Lerne erst einmal Deutsch, bevor Du etwas fragst“, oder „Sind Sie sicher das ein Studium für Sie das Richtige ist, machen Sie doch lieber eine Ausbildung“. Ferner gibt es auffällig viele Beispiele, wie Schüler mit Migrationshintergrund von vorneherein kategorisiert und „aussortiert“ werden. Eine junge türkischstämmige Schülerin, Klassenbeste in der 4. Klasse Grundschule, erhält die Empfehlung zur Hauptschule, da sie dort, Zitat der zuständigen Lehrerin, „unter Gleichgesinnten sei“.
Unterschiedliche Studien und Ergebnisse
So unterschiedlich wie die individuellen Erfahrungen und Meinungen zur Thematik sind zahlreiche Studien und Analysen. Eine Untersuchung der Universität in Mannheim ergab, dass Lehramtsstudenten während der Praxis Grundschulkinder mit türkischen Vornamen schlechter benoteten als andere, auch wenn deren Fehleranzahl beim Diktat gleich war. Eine Studie von Berlinern Forschern stellte fest, dass Lehrer türkischstämmigen Schülern weniger zutrauen, auch wenn sich deren Leistungsniveau nicht von anderen Schülern unterscheidet. Auf der anderen Seite stellte das Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung eine gegenläufige Bewertung aus und bestätigte, dass Kinder von Zuwanderern bei vergleichbaren Noten zu deutschen Schülern ebenso oft eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten würden.
Im Ergebnis der kontroversen Diskussion und der sich zum Teil widersprechenden Forschungsergebnisse steht, dass die Thematik und die damit einhergehenden unterschwelligen oder auch offenen Diskriminierungen kein deutsches Problem sind. Seit Hunderten von Jahren und dem Beginn von völkischen Wanderungen, Flucht, Zuwanderung, Umsiedlung und Vertreibung, werden Menschen weltweit aufgrund von Rasse, Hautfarbe oder Ethnie diskriminiert. Das macht die Problematik an den bundesdeutschen Schulen natürlich nicht besser und es wird immer wieder vergleichbare Fälle eines versteckten, oftmals auch in Witzen verpackten oder ganz offen nach außen getragenen Rassismus geben. Die Natur des Menschen ist nicht frei von Vorurteilen. Als klar zu definierendes Einwanderungsland muss die Bundesrepublik alle Anstrengungen unternehmen, Pädagogen und Unterrichtsinhalte zukünftig besser auf diesen Umstand abzustimmen und vorzubereiten.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- Focus Online – Migranten beklagen Rassismus an Schulen: 3 Lehrer sprechen über ihre Erfahrungen
- Spiegel Online – Wenn Lehrer zu Rassisten werden
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