Zuletzt aktualisiert am 11.10.2024 um 0:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Muss das gängige Schulnotensystem neu überdacht werden? Schon länger plädieren Bildungsexperten für alternative Konzepte, da es der Schulnote an Aussagekraft und objektiver Beurteilung der schulischen Leistung fehlt.
Momentaufnahmen und bedingtes Leistungsabbild
Nicht Wenige vertreten mittlerweile die Auffassung, dass die althergebrachte Beurteilung durch die Vergabe der Schulnote nicht mehr zeitgemäß und überflüssig sei. Eine objektive Leistungsanalyse und Bewertung von Schülern ist schwierig und nicht unproblematisch, da die Notenvergabe immer nur einen kleinen, zeitlich sehr eingeschränkten Leistungsstand des Schülers darstellt. Schreibt ein Schüler beispielsweise bei einer Mathematikarbeit eine 5 und lernt anschließend den abgefragten Unterrichtsinhalt erneut, so kann er die schlechte Note erst anhand der nächsten Arbeit mit dann anderweitigem Lernumfang korrigieren.
Individuelle Entwicklung, Lernphasen und das tatsächliche Leistungsvermögen des Schülers sind schwer durch das klassische Notensystem darstellbar. Bei wiederkehrenden gleichen Benotungen ergeben sich für die Schüler fortgesetzte Eindrücke, dass Lernen keine erfolgversprechenden Veränderungen aufzeigt und sich somit eine Frustration sowie Stagnation einstellen könnte. Der eigentlich im menschlichen Wesen fest verankerte Wissensdrang sähe sich so einer Unterdrückung ausgesetzt. Gerade im digitalen Zeitalter sind oft andere Kriterien notwendig.
Braucht Schule das Notensystem?
Selbstverständlich müssen die Schulen ein ausnahmsloses und grundlegendes Niveau an Bildung vermitteln, aber gäbe es nicht auch weitere Möglichkeiten, um die individuellen Stärken des einzelnen Schülers zu fördern? Kann ein Kind, welches hervorragende kreative Texte schreiben kann, allerdings Schwächen im grammatikalischen Bereich aufweist, nicht doch im späteren Berufsleben erfolgreicher sein als die Festlegung in der klassischen Schulnote 4? Bereits jetzt zweifeln viele große, internationale Konzerne und Firmen die Aussagekraft von festgelegten Schulnoten an, da diese wenig Aufschluss über die tatsächlichen Leistungsfähigkeiten und Bewerbungsqualifikationen zulässt.
Die Schulen müssen für den Bildungswerdegang der Schüler in Form von eindeutigen Benotungen eine Dokumentation angeben, woraus allerdings beim Vermitteln des Unterrichtsinhaltes und der Analyse des Lernverhaltens keine weiteren konstruktiven Umkehrmaßnahmen abgeleitet werden. Generell fehlt das Personal, um weitreichende, konsequente Schritte einzuleiten, die individuelle Förderungen möglich machen würden. Jeder Schüler ist nun einmal anders und die Frage nach dem persönlichen Wissensstand, dem Lernverhalten und dem persönlichen Fahrplan in Sachen Bildung bleibt oftmals unbeantwortet.
Die in den Köpfen fest einzementierte Angst vor schlechten Schulnoten verursacht Stress und Druck. Auch die Elternhäuser sind hiermit oft überfordert und wissen keinen Rat. Nachhilfe, neuerlicher Stress und die Ängste vor einer wenig zufriedenstellenden Zukunftsperspektive, lassen einen reflexartigen, fatalen Kreislauf entstehen, der vorhandene positive Leistungsressourcen der Schüler blockiert und die Situation gegenüber einem aufgeschlossenen Lernen noch schwieriger macht. Das vorher erfahrene Prinzip des kindlichen Lernens, wie beispielsweise beim Fahrradfahren oder beim Schwimmen, aber auch das eigentlich dem Menschen zugeschriebene Prinzip des „lebenslangen Lernens“ wird beim Lernen im klassischen Schulnotensystem infrage gestellt.
Schulnoten haben gewiss erhebliche psychologische Auswirkungen auf die Schüler. Dennoch muss sich ein Kriterium für die Schule ergeben, um Lernen zu bewerten. Die Note muss als Begleiter und Anhalt gesehen werden und ist nach Ansicht vieler Experten in ihrer heutigen Form nicht zukunftsfähig. Aussagekräftige Kriterien über erlangtes Wissen, Leistungsvermögen und Begabungen der Schüler müssen erhebliche Änderungen erfahren und besonders den Lehrkräften müssen erhebliche Unterstützungen und ein größerer zeitlicher Rahmen gewährt werden, um individuellere Lösungen und fördernde Lernprozesse einzuleiten.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
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