Zuletzt aktualisiert am 11.10.2024 um 4:52 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Beim Thema „Inklusion“ gehen die Meinungen auseinander und Befürworter sowie Gegner halten sich in etwa die Waage. Eine grundsätzliche Behauptung steht hierbei immer wieder im Vordergrund: „Inklusion ist eine Art Gleichmacherei und bedeutet als Folge Einheitsunterricht“.
Rahmenbedingungen und Kritiker
Bei einer im letzten Jahr durchgeführten Umfrage des Verbandes Erziehung und Bildung sprach sich eine knappe Mehrheit (54 Prozent) der Lehrkräfte in der Bundesrepublik trotz zum Teil extrem schlechter Rahmenbedingungen für den gemeinsamen Unterricht der Schulkinder mit und ohne Problematiken aus. 42 Prozent der Lehrkräfte vertraten die Ansicht, dass spezifische Förderschulen besser geeignet seien, um den betroffenen Kindern eine angemessene und sinnvolle Unterrichtsform zu garantieren. Hierfür müssten personelle und finanzielle Grundlagen geschaffen werden, die behinderten Kindern entsprechende Betreuung und Lernmöglichkeiten gewährleisten.
Viele Gegner der Inklusion führen in ihrer Argumentation an, dass ein zielgerichteter Unterricht in den Klassen nicht möglich sei. Genauere Begründungen zur Vertiefung dieser Aussage werden selten artikuliert. Oftmals versuchen Kritiker die Themen des Inklusionsunterrichts, sowie der Didaktik aus den Diskussionen fernzuhalten. Prof. Dr. Bernd Ahrbeck, einer der bekanntesten Inklusionskritiker hat im Zuge der langjährigen, bildungspolitischen Maßnahmen diverse Publikation veröffentlicht und befürchtet ein Absinken des Förderniveaus. Ahrbeck stellte offen die Frage, ob die Inklusion ein unerfülltes Ideal bleibt, und warnte vor dieser als eine Art totalitäres Unternehmen.
Nach einem so umfangreichen und zeitintensiven Befassen mit der Thematik sollte man zur Auffassung gelangen, dass Prof. Dr. Ahrbeck zu jeder gestellten Frage in diesem Bereich eine umfassende Expertenmeinung äußern kann, doch angesprochen auf didaktische Konzepte im Umgang mit heterogenen Lerngruppen entgegnete der Professor, dass er hierfür keinerlei Empfehlungen abgeben könne, da er hierfür kein Spezialist sei. Entziehen sich kritisch denkende Experten hier ihrer Verantwortung und besteht ihrerseits ein oftmals zu beobachtendes Desinteresse an Didaktik und Unterrichtsform?
Gegner der Inklusion
Bei anderen, schier fest verwurzelten Meinungen sind sich Gegner und Kritiker der Inklusion erstaunlich einig. Die Bedeutung der Inklusion als „Einheitsunterricht für alle“. Prof. Dr. Michael Felten nennt die Inklusion eine Falle, in deren Folge an „Einheitsschulen“ lediglich „Einheitsbrei“ gelehrt wird. Unter Bezugnahme von Feltens Argumentationen zur Thematik lehnte eine Bremer Gymnasialschulleiterin die Schaffung einer Inklusionsklasse an ihrer Schule ab. Zur Begründung äußerte die Direktorin, dass dieser „Einheitsbrei“ allen Betroffenen nicht gerecht werde. Die generelle Annahme, dass innerhalb der Inklusionsklassen alle Schüler über einen Kamm geschoren werden, ist weit verbreitet.
In allem Umfang zahlreicher Erfahrungsberichte, Untersuchungen und pädagogischen Unterrichtsanwendungen ist eine derartige stilisierende „Einheitsdidaktik“ sowie „Gleichmachung“ nicht belegbar. Im eigentlichen Sinne geht es bei der Inklusion um eine „Pädagogik der Vielfalt“. Der „Einheitsunterricht“ den die Inklusionsgegner gebetsmühlenartig herbeizitieren, findet in der Regel eher im bekannten gegliederten Schulsystem statt. In dem fest bemessenen Schulsystem der Bundesrepublik, mit den drei jeweils den persönlichen Begabungen entsprechenden Schulformen, begründet sich die Zielsetzung einer stabilen Homogenität der Schüler und damit die Vereinheitlichung einer optimalen pädagogischen Ausrichtung, die nie wirklich perfekt umgesetzt werden konnte.
Durch festgelegte Lernpläne und Inhalte in den jeweiligen Schulformen müssen selbstverständlich auch hier alle Schüler das Gleiche lernen. Ein den Pflichten entsprechendes Lernpensum, welches kaum Räume für individuelle Begabungen und Förderungen zulässt. Diese Voraussetzungen zwängen auch die Lehrkräfte in unflexible Strukturen und erschweren die Möglichkeiten einer ausgewogenen und den einzelnen Schülern förderlichen Bildungsperspektive.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
Bewertung abgeben
( Abstimmen)