Der Lehrermangel schreitet weiter voran. Besonders in der Hauptstadt fehlt es an Pädagogen. Ohnehin bereits das Bundesland mit den meisten Quer- und Seiteneinsteigern im Lehrerberuf, will die Bildungsverwaltung zu Beginn des nächsten Schuljahres eine feste „Quereinsteiger-Quote“ einführen.
Auf zahlreichen Schulleiterversammlungen wurde das neue Konzept bereits vorgelegt. Hiernach sollen in der Zukunft alle größeren Schulen ab einer Anzahl von 360 Schülern mindestens zwei nicht vollends pädagogisch ausgebildete Quereinsteiger zugewiesen bekommen. Die kleineren Schulen sollen mindestens eine Kraft weiter ausbilden. Hiermit wird jede Schule auch Ausbildungsstätte für Quereinsteiger, so formulierte es Beate Stoffers, Sprecherin der Bildungsverwaltung Berlin. Die Änderung und Festsetzung der Quote sei im Sinne der Bildungsgerechtigkeit eine notwendige Maßnahme, da sich in der aktuellen Situation rund 145 Berliner Schulen diesem Auftrag entziehen.
Mögliche Negativauswirkungen
Die Vorgaben der Bildungsverwaltung stoßen nicht nur auf Gegenliebe. Einige Schulleiter befürchten sogar großflächige Negativauswirkungen. Zwar sei die gerechtere Verteilung der Quereinsteiger an die Berliner Schulen eine grundsätzlich positiv zu bewertende Idee, doch könnten die Auswirkungen von noch größerer Tragweite sein. Viele Referendare, die lediglich mündliche Zusagen zur Festanstellung erhalten haben, könnten in andere Bundesländer wie beispielsweise nach Brandenburg abwandern. Der weitere Vorteil dort: Brandenburg verbeamtet seine Lehrkräfte!
Die Verwaltung versicherte, dass man bereits über das Unterbreiten von Alternativangeboten nachdenke und versicherte, dass weitere Quotenregelungen nicht vorgesehen sind. Die „Quereinsteiger-Quote“ soll den übermäßigen Einsatz der Quereinsteiger in sogenannten Brennpunktschulen verhindern. Lehrkräfte die an derartigen Schulen unterrichten und mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind, müssen bei der berufsbegleitenden Ausbildung der neuen Kollegen entlastet werden. Besonders viele Quereinsteiger wurden in der Vergangenheit auch an den Berliner Grundschulen eingesetzt, so auch in Problembezirken wie Neukölln oder dem Wedding. Gerade hier wären gut ausgebildete, fachlich kompetente Lehrkräfte für die Schulkinder von Nöten.
Der extreme Lehrermangel und die Versäumnisse innerhalb der Berliner Bildungspolitik, hatten dazu geführt, dass das Land rund 50 Prozent seiner neuen Lehrkräfte aus dem Bereich der Seiten- und Quereinsteiger rekrutieren musste. Daran dürfte sich auch in naher Zukunft nichts ändern, denn allein aufgrund der Tatsache, dass Berlin seine Lehrkräfte nicht verbeamtet, verlassen jährlich rund 400 Pädagogen die Stadt. Durch die Quotenregelung wird sich der Einsatzbereich der Quereinsteiger, auch an die Oberschulen verlagern, da diese größer sind, aber um langfristig mehr reguläre Lehrkräfte zu halten oder sogar neu zu gewinnen, muss ein bildungspolitisches Umdenken stattfinden.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
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