Der Personalmangel im Lehrerbereich sorgt in Berlin zum Aufflammen einer alten Diskussion. Soll das Land seine Lehrer wieder verbeamten, um im Wettbewerb gegenüber den anderen Bundesländern konkurrenzfähig zu bleiben?
Uneinigkeit innerhalb der Koalition
Wohl kaum ein anderes Bundesland führte in der jüngeren Vergangenheit ausgiebigere Diskussionen, wenn es um bildungspolitische Maßnahmen gegen den akuten Lehrermangel ging wie Berlin. Die bundesweit umfangreichste Einstellung von Quer- und Seiteneinsteigern in den Lehrerberuf und die Anhebung der Besoldung für das Eingangsamt Grundschule auf E 13 sind hierfür nur zwei Beispiele. Im Wettbewerb um die weitere Gewinnung neuer Lehrkräfte strebten Teile der Sozialdemokraten noch vor drei Monaten eine Rückkehr zur Verbeamtung der Pädagogen an, scheiterten mit ihrem Vorstoß jedoch auf dem Landesparteitag. Nun steht die Thematik nach Aussagen der bildungspolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion, Maja Lasic, erneut zur Debatte.
Die Sozialdemokratin begründet das Anliegen nicht nur mit der immer noch vorherrschenden angespannten Personalsituation im Bereich der Lehrkräfte, sondern wies auch darauf hin, dass Berlin inzwischen das einzige Bundesland sei, das seinen Lehrern die Verbeamtung und die damit einhergehenden Privilegien verweigere. Lasic plädierte dafür die Debatte besonnen zu einem endgültigen Ergebnis führen zu wollen und regte an auch nach anderen Möglichkeiten zu suchen, den Lehrermangel in der Bundeshauptstadt zu beheben. Nach Berichten der Berliner Verwaltung wandern jedes Jahr Hunderte neu ausgebildete Lehrkräfte in andere Bundesländer ab. Hierzu gehören pro Jahr auch rund 200 bis 300 nicht verbeamtete Lehrkräfte.
Weitere Faktoren und Lösungsansätze
Allein anhand der Zahlen lasse sich eine Verbesserung durch die Verbeamtung von Lehrern nicht ausmachen, sondern der Fachkräftemangel zeige auch Rückschlüsse auf andere Faktoren. Diese Ansicht teilt auch die Bildungsexpertin der Grünen, Marianne Burkert-Eulitz, während ihre Fraktion in der gegenwärtigen Situation zum Thema Lehrerverbeamtung keinen Gesprächsbedarf innerhalb der Regierungskoalition sieht. Der Regierungspartner „Die Linke“ distanzierte sich ebenfalls von den neuerlichen Vorschlägen zur Verbeamtung. Nach Meinung ihrer Bildungsbeauftragen Regina Kittler müsse zwar eine Gleichstellung in Form einer verbesserten Altersversorgung und einer angemessenen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall erfolgen, doch anhand des Beispiels in Nordrhein-Westfalen sieht die Linkenpolitikerin keinen Handlungsbedarf einer zwingenden Verbeamtung.
In Nordrhein-Westfalen fehlen trotz der dort vollzogenen Verbeamtung noch immer 3700 Lehrkräfte. Kittler schlug vor, der schon vor Jahren gegründeten Initiative „Bildet Berlin“, die eine Angleichung angestellter Lehrkräfte an die Vergünstigungen der Beamten fordert, mehr Bedeutung entgegen zu bringen. Der Handlungsbedarf innerhalb aller politischen Lager könnte allerdings schnell wieder ins Rollen gebracht werden, wenn der länderinterne Wettbewerb um die vorhandenen Lehrkräfte weiter so voran galoppiert und die besonders heikle Situation im Bereich der absoluten Fachlehrerdiskrepanz wie beispielsweise Mathematik nicht entspannt werden kann.