Vor wenigen Tagen wurde der alle zwei Jahre erscheinende Bildungsbericht vorgestellt. Verantwortlich für die Studie zeichnet eine Autorengruppe unter der Federführung des Leipziger Institutes für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Unterstützung erhält das Projekt von zahlreichen wissenschaftlichen Mitarbeitern, dem Bundesministerium für Forschung und Bildung sowie der Kultusminister Konferenz. Der diesjährige Schwerpunkt der Studie lag im Bereich „Bildung in einer digitalisierten Welt“.
Während der Präsentation der Studie durch den Sprecher der wissenschaftlichen Autorengruppierung, Professor Dr. Maaz, verwies dieser auf die Aktualität des Berichtes im Zusammenhang mit den Folgen der Corona-Krise, durch die der digitale Unterricht erst in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Zugegen waren auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Stefanie Hubig (SPD). Im allgemeinen Konsens wurde zunächst festgestellt, dass aus dem über 320 Seiten umfassenden Bericht positive Entwicklungen, wie eine zunehmende Beteiligung an der Bildung, der Personalaufstockung der Lehrkräfte, dem ansteigenden Bildungsniveau und den höheren Ausgaben für die Bildung, abzuleiten seien. Die digitalen Medien wären zur Informationsgewinnung im Freizeitbereich ein selbstverständlicher Begleiter, innerhalb der meisten Schulen allerdings noch nicht.
Herausforderungen für das Bildungssystem
Grundlegend legt der Bildungsbericht auch etliche Herausforderungen für das bundesdeutsche Bildungssystem offen. Mit leicht ansteigender Tendenz absolvieren immer mehr junge Menschen keinen Hauptschulabschluss. Über alle Einrichtungen hinweg sind Schüler mit geringen schriftlichen- und sprachlichen Kompetenzen erkennbar. Immer noch gibt es regionale Unterschiede, Schwierigkeiten in Sachen Migration und der soziale Hintergrund stellt einen erheblichen Faktor für den Bildungserfolg dar. Zeitgleich sind die Anforderungen an die Lehrkräfte immens gestiegen. Bundesministerin Karliczek verwies in diesem Zusammenhang auf den Digitalpakt Schule, welcher nicht nur die digitale Infrastruktur stärke, sondern auch eine Verbindung mit pädagogischen Entwicklungskonzepten unterstütze. KMK-Präsidentin Hubig machte klar, dass es natürlich weiterhin viel Arbeit gäbe, aber bescheinigte der Bildung in unserem Land eine gute Note. Die im Bericht aufgezeigten Fortschritte müssten weiter verbessert werden.
Der Deutsche Philologenverband (DPhV) reagierte prompt auf die Veröffentlichung des Berichts und erhob einige Forderungen. Innerhalb der Sommerferien sollten alle Schulen des Sekundarbereiches so ausgestattet sein, dass ein digitaler Endunterricht in einer rechtssicheren, datenschutzkonformen Weise unproblematisch durchzuführen sei. Für das neue Schuljahr fehle es immer noch an einer deutlich formulierten strategischen Zielsetzung, so die DPhV-Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing in einer Presseerklärung. Alle Voraussetzungen für einen digitalen Präsenzunterricht müssten so angepasst werden, dass bei einem erneuten Pandemiefall oder bei der phasenweisen Rückkehr zur „School at Home“, keine Leistungseinbrüche zu erwarten wären. Zusätzlich müsse die Lehrerbildung im Referendariat gestärkt werden und den Lehramtsstudierenden mehr Unterrichtszeit zugestanden werden. Bei vielen Punkten des Berichts sind sich nahezu alle Beteiligten einig. Es gehe um eine zügige Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen im Bildungsbereich und um Konzepte für ein neues Lernen.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema
- dbb.de – Bildungsbericht 2020: digital unterstützter Präsenzunterricht gefordert
- zeit.de – Nationaler Bildungsbericht: Warnschuss aus der Wissenschaft
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