Zuletzt aktualisiert am 17.02.2025 um 7:54 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Der Lehrermangel in der Bundesrepublik hat viele Diskussionen sowie situationsbedingtes Handeln zutage gefördert. Seiten- und Quereinsteiger sind in großer Anzahl in das Lehramt gewechselt. Dabei ist der Lehrberuf anspruchsvoll und verlangt oft mehr als nur eine reine fachliche Grundbefähigung. In diesem Zusammenhang stellt sich gerade im Land Bayern die Frage, ob gezielte Auswahlverfahren für Lehrkräfte notwendig und sinnvoll sind.
Studie der Universität Passau
In der Praxis gibt es ihn, den Eignungstest für Lehrer, auch Lehrer-Casting genannt. Viele dieser Tests ergaben, dass sich mitunter 20 bis 40 Prozent der Bewerber als für das Lehramt ungeeignet erwiesen. Nach Aussage von Professor Norbert Seibert, Lehrstuhlinhaber für Pädagogik und Lehrerausbildung an der Universität Passau ist es kaum möglich, im Studium erhebliche Mängel auszugleichen, da ein Lehrer kein Handwerker sei, sondern im ersten Sinn eher eine Führungskraft. Seibert bemängelte zugleich die schlechte pädagogische Ausbildung im Land Bayern und mahnte an, dass es mehr als reines Handwerkszeug zum Lehramtsstudium bedürfe. Den Ausführungen vorangegangen waren die Ergebnisse einer Studie der Universität über Berufswahlmotive, welche ergab, dass etwa ein Viertel der Lehramtsstudenten die sichere Beamtenlaufbahn einschlagen wolle.
Ein Lehrer, der später ohne Selbstbewusstsein und ängstlich vor der Klasse auftritt, sich nicht selbst beherrscht, hat an einer Schule eigentlich nichts zu suchen. So sind diese Lehramtscastings auch als eine Art Selbstschutz für die Anwärter gedacht, da sie sonst später mit vielen Problemen im Beruf belastet werden würden, welche bis zum Burn-out führen könnten. Hierbei würden alle Seiten verlieren. Der Lehrer, die Schüler und auch der Dienstherr, den ein Burn-out im Schnitt um die 375 000 Euro kostet.
Das skandinavische Model
In Skandinavien wird in speziellen Gesprächsrunden an den Universitäten vorab sondiert, welcher Anwärter für den Lehrerberuf infrage kommt. Es gilt herauszukristallisieren, ob Teamfähigkeit, emotionale Intelligenz, soziale sowie kommunikative Kompetenz vorhanden ist. Das Wichtigste ist auch hier die Umgangsweise mit den Kindern. Eine gute Abiturnote der Absolventen garantiert diese Voraussetzungen und Fähigkeiten noch lange nicht. In Finnland werden von 1000 Bewerbern etwa 150 ausgewählt, von denen dann 98 Prozent das Lehramtsstudium abschließen.
In Bayern kommen viele Diskussionsteilnehmer und Experten zu dem Schluss, dass sich nicht nur bei der Auswahl der Bewerber, sondern besonders bei der Lehrerausbildung vieles ändern müsste. Viele sehen das zu intensiv angesetzte Fachstudium als problematisch an und fordern dafür mehr Pädagogik, Methodik, Schulpsychologie und Didaktik. Außerdem sollten längere Praktika, wie es sie früher schon gab, wieder einen größeren Stellenwert einnehmen, damit die Absolventen ein reales Berufsbild erfahren und später kein frustrierender Praxisschock entsteht. Schließlich besteht die aktuelle Schulwelt aus jeder Menge Problematiken wie überforderten Schülern und Eltern, Digitalisierung, Inklusion, rechtlichen Vorschriften sowie Verwaltungsakten.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- Mittelbayrische.de: Ist ein Lehrer-Casting nötig?
-
Versicherungsvergleich
Bewertung abgeben
( Abstimmen)