Zuletzt aktualisiert am 08.10.2024 um 16:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Nach neuen Prognosen über stetig ansteigende Schülerzahlen sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die baden-württembergische Landesregierung in der Pflicht. Hierzu bedürfe es eines intensiven Engagements im Kampf gegen den Lehrermangel!
Hauptgrund für die neuerliche Forderung der Gewerkschaft ist die eigens in Auftrag gegebene Studie, vorgenommen durch den renommierten Bildungswissenschaftler Klaus Klemm. Die Landesvorsitzende der GEW, Doro Moritz, bekräftigte Anfang Februar in Stuttgart, einen Bedarf von rund 6.000 zusätzlichen Lehrerstellen bis zum Jahr 2030. Dieser analysierte Mindestbedarf betreffe die weiterführenden Schulen sowie die Einrichtungen im sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungssektor.
Bedarf, Ausbau und Reserve
Moritz betonte, dass es für die zukünftige Entwicklung weitere Faktoren zu berücksichtigen seien. Als Beispiel nannte die GEW-Landesvorsitzende den Ausbau des Ganztagsschulangebotes und die Bildung notwendiger Vertretungsreserven. Unter Einbeziehung dieser Notwendigkeiten bezifferte Moritz die Bedarfszahlen an Lehrkräften für die nächsten Jahre sogar auf 10.500 Stellen. Die 400 zusätzlichen Studienplätze für die Lehramtsausbildung, die von der Landesregierung kurzfristig geschaffen wurden, seien unzureichend und sind nicht zeitnah berücksichtigt worden. Man müsse in die Prognosen einbeziehen, dass für das Jahr 2025 benötigte Lehrkräfte bereits jetzt mit der Ausbildung begonnen haben müssten, so Moritz.
Die Gewerkschafterin forderte zur aktuellen Lageentspannung eine dringend notwendige Vertretungslehrerreserve, damit im Besonderen der Bedarf an den Gymnasien aufgestockt werden könne. Des Weiteren müssten sich die politischen Bestrebungen darauf ausrichten, dass Anreize geschaffen werden, um sicherzustellen, dass mehr Lehrkräfte bis zur Altersgrenze unterrichten. Momentan erreichen diese nur 26 Prozent aller Pädagogen. Moritz sprach von unrealistischen Planungen und Berechnungen seitens des Bildungsministeriums. Dort gehe man von einer nicht mehr stark anwachsenden Steigerung der Schülerzahlen aus und auch die angemessene Berücksichtigung von Lehrkräften, die in den Ruhestand treten, findet nach Meinung der GEW-Landesvorsitzenden unzureichende Beachtung.
Fehler der Politik
Bildungsforscher Ulrich Trautwein von der Universität Tübingen, begründet die Entstehung des Lehrermangels in Versäumnissen und Fehlern innerhalb der baden-württembergischen Bildungspolitik. In Kenntnis des vor vielen Jahren aufgerufenen „Bildungspaktes“ und dem Bestreben hin zu einer „Bildungsrepublik“ hat die Politik viele konkrete Warnsignale unbeachtet gelassen, so Trautwein. Alle Planungen seien so konstruiert worden, dass im Prinzip nur das Allernötigste veranlasst wurde. Im Endergebnis sei der Bildung nur wenig Wertschätzung entgegengebracht worden. CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann wies gegenüber den Medien die Kritik der Gewerkschaft zurück. Innerhalb ihres Ministeriums werde aktuell bereits an langfristigen Prognosen bezüglich des Lehrkräftebedarfs gearbeitet. Hierfür werden alle notwendigen Zahlen und Faktoren berücksichtigt.
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