Zuletzt aktualisiert am 08.09.2024 um 8:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Das neue Schuljahr beginnt im „Ländle“ und die Frage der zu besetzenden Lehrerstellen für das Schuljahr 2017/2018 wird zum Streitpunkt zwischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Fakt ist, es herrscht Lehrermangel und offenbar gibt es auch zu wenig Bewerber.
Planungen für das neue Schuljahr
Die ursprünglichen Planungen der neuen grün-schwarzen Landesregierungen sahen jeweils nach Bedarf anfallende Umverteilungen von Lehrkräften innerhalb der Schulsysteme vor, wobei genaue Zahlen und Vorgehensweisen bislang nicht öffentlich wurden. Nun, da die Landesregierung im Vorwege geringeren Sparmaßnahmen im Bildungssektor zugestimmt hatte und damit die Hoffnung hegte, für Ruhe an den Schulen zu sorgen, mahnt die Gewerkschaft GEW an, dass ein erheblicher Mangel an Lehrkräften den Schulbetrieb im Südwesten vor enorme Herausforderungen stellen wird.
Die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz äußerte sich am vergangenen Dienstag in Stuttgart zu der Problematik und gab ab, dass an den rund 4500 Schulen in Baden-Württemberg etwa 700 Lehrerstellen weniger besetzt sind als noch im vorigen Schuljahr. Laut Moritz werden dementsprechend bei Schulbeginn Lehrer fehlen und es wird Pflichtunterricht ausfallen. Unter der Situation leiden dann vor allem die Grundschulen und die sogenannte Inklusion, also der Regelunterricht unter Einbeziehung von behinderten Kindern. „Die Unruhe und die Unzufriedenheit an den Schulen sind seit dem Regierungswechsel zu Grün-Schwarz größer geworden“, beschreibt die GEW-Landesvorsitzende die aktuelle Stimmung an den Schulen. „Viele der Lehrerkollegen denken ernsthaft über berufliche Alternativen nach!“
Kultusministerin unter Druck
Die Gewerkschafterin Moritz macht hierbei auch zu Teilen die zuständige Kultusministerin Eisenmann verantwortlich, welche in der Vergangenheit die Arbeit an den Grundschulen kritisierte, in dem sie diese als ursächlich für ein schlechtes Abschneiden des Landes bei einigen Leistungsvergleichen ansah. Doro Moritz kann diese Position nicht vertreten und wies ihrerseits auf ein mangelndes Engagement der Stuttgarter Landesregierung hin, sei es bei der Inklusion, der Unterstützung von Flüchtlingskindern oder bei gesellschaftlichen Fragen. „Für Ethikunterricht oder den islamischen Religionsunterricht fehle es an finanziellen Mitteln“, so Moritz. „Die Digitalisierung, welche die grün-schwarze Landesregierung in den Vordergrund stellen wollte, findet nur verbal statt“, so die Einschätzung der GEW-Landeschefin.
Als Reaktion auf die Äußerungen seitens der Gewerkschaft verteidigte Kultusministerin Susanne Eisenmann ihre Position und erläuterte, dass sie vor allem das Defizit der genannten 700 Lehrerstellen nicht nachvollziehen könne. „Die Stellenrechnung der GEW ist unseriös. Tatsächlich stehen bei leicht zurückgehenden Schülerzahlen nur rund 350 Stellen weniger zur Verfügung“, so Eisenmann. „Mit Blick auf zunehmende Schülerzahlen und mehr Unterricht gerade in den Grundschulen ist es aber richtig, dass wir entschieden haben, den von der alten Landesregierung beschlossenen Abbaupfad von Lehrerstellen ab 2018 beenden“, ergänzte die Kultusministerin gegenüber Vertretern der Presse.
Ein weiteres Problem ist die zu geringe Anzahl an Bewerbern, was auch daran liegt, dass in den vergangenen Jahren zu wenige Studienplätze für das Grundschulamt vorhanden waren. Die Kultusministerin bekräftigte die Absicht der Landesregierung, die Kapazitäten an den pädagogischen Hochschulen wieder zu erhöhen, welches die momentane Situation aber nicht entspannen wird. Diese Ansicht teilt auch der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, der einen erheblichen Mangel an Lehrkräften zu Beginn des Schuljahres feststellte. Brand vertrat die Auffassung, dass selbst Maßnahmen, wie beispielsweise die Reaktivierung von Pensionären eine Sicherstellung des Pflichtunterrichts gewährleisten könnten.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- News4teachers.de: GEW und Eisenmann zanken sich um die Frage, wieviel Lehrerstellen es zum kommenden Schuljahr weniger gibt – unstrittig ist aber: Es herrscht Bewerbermangel
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