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Lehrer

Aufbewahrungsstätte Ganztagsschule — ernüchternde Bildungschancen

Gespräch zwischen lehrerin und Schülern
Mai
9
2016

Gespräch zwischen Lehrerin und Schülern; Bild: contrastwerkstatt - Fotolia

Ganztagsschulen sollen Jugendliche mittels zusätzlicher Lernzeit intensiv fördern. Die damit verbundene sogenannte “verlässliche“ pädagogische Betreuung ist in den 16 Bundesländern unterschiedlich geregelt. Eine Bertelsmannstudie macht deutlich, dass erweiterter Zeitplan und personelle Ressourcen nur selten zusammenpassen.

Ganztag ist verbesserungswürdig

Ganztagsschulen haben sich in den letzten 15 Jahren rasant entwickelt. Heute sind rund 60 Prozent aller Schulen auf ganztägige Erziehung eingestellt. Jetzt hat eine Studie der Bertelsmann Stiftung ergeben, dass “Ganztag“ ein dehnbarer Begriff ist. Denn die Tagesschulen in den 16 Bundesländern sind unterschiedlich geregelt. Es gibt Diskrepanzen bei den Lernbedingungen und den Personalressourcen. Beide variieren von Bundesland zu Bundesland. Und sind abhängig von der Schulform.

Der Report

In der Studie “Die landesseitige Ausstattung gebundener Ganztagsschulen mit personellen Ressourcen — Ein Bundesländervergleich“ haben Prof. Dr. Klaus Klemm und Dr. Dirk Zorn einen Vergleich zwischen dem gesetzlich vorgegebenen zeitlichen Umfang und der personellen Ausstattung an Ganztagsschulen angestellt.

Ihre Betrachtungen beziehen sich ausschließlich auf die Form der sogenannten gebundenen Ganztagsschule – also Schulen mit verpflichtender Teilnahme am Lernangebot.

Das erweiterte Programm

Die zusätzliche Lernzeit der Ganztagsschüler ist abhängig von Schulform und Bundesland. Hintergrund sind die unterschiedlichen Richtlinien der Länder zum Umfang der Ganztage. Wechselt das Kind von der Grundschule mit verpflichtetem Ganztagsbetrieb zur weiterführenden Schule, ändert sich auch die Zeit für das Lernen nach dem Unterricht. Aus durchschnittlich 14 Stunden werden nur noch 8 Wochenstunden. In den Grundschulen variiert die zusätzliche Lernzeit pro Woche von 8 Stunden in Thüringen bis zu 22 Stunden in Hessen. Auch in der Sekundarstufe I ist Hessen mit 16 Wochenstunden Spitzenreiter. Schlusslichter bilden Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Thüringen mit gerade 4 Stunden.

Knapp bemessene Personalressourcen

Auch die Zahl qualifizierter Pädagogen variiert zwischen Schulstufe und Bundesländern. In der Grundschule erhält das Kind im Schnitt zusätzliches Personal für 12, an weiterführenden Schulen für 5 Stunden pro Woche. Bis zu 32 Wochenstunden erhält eine Ganztagsschule im Saarland. Bremen bildet das traurige Ende mit 3 Stunden pro Woche. In der Sekundarstufe I führen Berlin, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit 10 Stunden pro Woche, am Ende stehen Bremen, Sachsen und Thüringen mit nur einer Wochenstunde.

Lernzeit und Personal passen nicht

Zusätzliche Lernzeit und Personaldecke sind in den Ländern nicht aufeinander abgestimmt. Die höchste Abdeckung findet sich im Saarland, die geringste mit 22 Prozent in Hessen. Gymnasien haben eine durchschnittliche Abdeckung von 69 Prozent, in Thüringen sind es gerade 20 Prozent. Nicht gymnasiale Schulformen schneiden ähnlich ab. Bei 67 Prozent im Durchschnitt bildet Bremen mit 22 Prozent das Schlusslicht.

Berlin und das Saarland bieten ein gutes Verhältnis zwischen zusätzlicher Betreuungszeit und Personal in allen Stufen gebundener Ganztagsschulen.

Der Bertelsmann-Report kritisiert, dass Lernzeiten und Personalausstattung in vielen Bundesländern nicht aufeinander abgestimmt seien. In der zusätzlichen Nachmittagzeit fehlen Lehrer, Sozialpädagogen und Betreuer. Die entstehende Lücke muss den Autoren zufolge mit kommunalen oder privaten Mitteln gefüllt werden.

Mit Einführung der Ganztagsschulen wurde die Hoffnung geweckt, dass durch intensive Förderung und eine verlässliche pädagogische Betreuung Schülerinnen und Schüler vielversprechende Bildungschancen erhalten. Angesichts der demographischen Entwicklung machen Tagesschulen Sinn, damit beide Elterteile oder Alleinerziehende ihrem Beruf nachgehen können. “Gleiche Bildungschancen für alle” ist allerdings ein Konzept, das nur funktioniert, wenn genügend finanzielle Mittel und ausreichendes Personal zur Verfügung stehen. Die Sorge um die “Entwicklung von kognitiven, sozialen und multinationalen Kompetenzen“ wächst zu Recht, denn unsere Gesellschaft befindet sich in einem großen Wandel. Da helfen weder leere politische Versprechungen noch Schönrederei. Es besteht dringender Handlungsbedarf!

Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
  1. fr-online.de: Viel Zeit, aber zu wenig Lehrer
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