Zuletzt aktualisiert am 03.03.2025 um 23:54 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Der eklatante Lehrermangel läuft Gefahr, in einen Dauerzustand auszuarten. Denn in Baden-Württemberg ist das Thema besonders brisant. Vor allem an Grundschulen und Sonderschulen bleiben viele Lehrämter unbesetzt. Dabei gilt Baden-Württemberg als ein vergleichsweise finanzstarkes Land und hätte theoretisch die Möglichkeit, mit langfristigen Verträgen, in Aussicht gestellten Verbeamtungen und höheren Gehältern Lehrer aus anderen Ländern abzuwerben und damit dem Lehrermangel entgegenzutreten.
Doch die Arbeitsbedingungen sind alles andere als ideal. Unregelmäßiger Schulbetrieb, erschwerte Arbeitssituationen und ein Mangel an Stimuli sowie das Fehlen einer glaubwürdigen Perspektive auf Beamtenstatus tragen dazu bei, dass eine lediglich befristete Einstellung für Anwärter auf unbesetzte Lehrerposten natürlicherweise unattraktiv wirkt. Die Landesregierung spart, wo sie kann, deshalb erhalten viele neue Lehrkräfte auch weiterhin nur Verträge, die vor Beginn der Sommerferien ablaufen. Damit kann das Kultur- und Bildungsministerium durch geringere Gehaltszahlungen kräftig Einsparungen vornehmen und überlässt desillusionierten Junglehrern ihrem Schicksal, die wiederholt auf Stellensuche geschickt werden. Eine unethische Methode? Kein Wunder, wenn sich frisch ausgebildete, ambitionierte und kompetente Junglehrer an Privatschulen um wohldotierte Lehrämter kümmern oder im deutschsprachigen Ausland Festanstellungen erhalten, die außer einem zufriedenstellenden Gehalt und dem guten gesellschaftlichen Lehrerstatus auch optimale Arbeitsbedingungen mit sich bringen. Wer aber übernimmt die langfristig anfallenden gesellschaftlichen Kosten der Abwanderung von hoch qualifizierten Lehrkräften? Es handelt sich um eine zutiefst widersprüchliche Entwicklung, wenn Bundesländer in die Ausbildung fachkompetenter Pädagogen investieren, ohne anschließend das Potenzial dieser leistungsstarken Hochschulabsolventen optimal nutzen zu wollen.
Kontraste auf dem Lehrerarbeitsmarkt spitzen sich zu – ältere Lehrkräfte müssen wieder länger arbeiten
Dabei sollte die Landesregierung doch in der Lage sein, die Perspektiven richtig abzuschätzen. Denn ganz gleich wie flexibel das Ruhestandsalter für Lehrer letztendlich gestaltet wird, Tatsache bleibt, dass im Zuge eines sich über die kommenden Jahre hinwegziehenden mächtigen Pensionierungsprozesses die Lehrerknappheit bedrohliche Ausmaße annehmen wird. Und so sind ältere Pädagogen gezwungen, wieder länger zu arbeiten und statt der ihnen zustehenden Ermäßigungsstunden erneut mehr Unterrichtsstunden in ihr Wochenpensum einzubeziehen. Um Unterrichtsausfall abzuwenden, haben sich viele Pensionäre dazu bereit erklärt, dem Hilferuf zu folgen und aushilfsweise an Schulen zu unterrichten. Doch dies sind Maßnahmen, die den angespannten Zustand lediglich zeitweise erträglicher machen. Prinzipiell bedarf es fundamentaler Lösungen, die auch auf lange Sicht landesweit den Lehrerbedarf effektiv decken können. Wenn es um die Bildung und Erziehung der jungen Generation geht, dann sollten dringend zukunftsorientierte Prioritäten gesetzt werden.
Das Kultusministerium des Bundeslandes besitzt die Kompetenz einen Durchbruch zu bewirken
Es bedarf eines kühnen Pilotprojekts, konzipiert von fähigen Bildungsexperten und Pädagogen mit visionären Ideen, um aus dem Notstand eine Herausforderung zu machen, die eine beispielhafte und zukunftsweisende Reformation auf dem Gebiet der Lehrkraftverwaltung herbeizuführen vermag. Ein wesentlicher Faktor dieser potenziellen Lösung stellt die einheitliche Verbeamtung aller Pädagogen in Deutschland als Grundvoraussetzung in den Mittelpunkt. Gleichzeitig müssen die Studienbedingungen an den Universitäten und Fachhochschulen, soweit verbessert werden, dass jährlich eine adäquate Anzahl an Universitätsabsolventen gewährleistet werden kann, die letztendlich den Beruf des Lehrers mit Hingabe, Dynamik, Initiative und Interesse ausüben werden. Essenziell für eine erfolgreiche Strategie ist die regelmäßige Erstellung einer Analyse zur Feststellung des Lehrerbedarfs, welche analoge fachspezifische Verteilungen von Lehrern sicherstellen kann. Ein besonderes Augenmerk gilt der Anpassung an die neuen technologischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, die es zwingend erforderlich machen, Unterrichtsfächer wie Informatik oder Nachhaltigkeit besonders auszubauen und zu intensivieren.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- stuttgarter-nachrichten.de: Lehrer in Baden-Württemberg sollen länger arbeiten
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