Zuletzt aktualisiert am 04.09.2024 um 4:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
In einigen Bundesländern sind zwar noch Ferien, doch generell beginnt das neue Schuljahr 2017/2018 und eine Problematik zieht sich quer durch die Republik: Beinahe überall mangelt es an Lehrkräften. Wie bereits mehrfach berichtet, mahnte eine Studie der Bertelsmann-Stiftung den erheblichen Lehrermangel für die nächsten Jahre an, doch wesentlicher Fakt ist, dass dieser längst Realität ist.
Die einzelnen Länder ringen nach Lösungen
Besonders dramatisch ist die Situation inzwischen an vielen Grundschulen. Mit teilweise viel diskutierten und umstrittenen Maßnahmen versuchen viele Landesregierungen der Problematik Herr zu werden. Das Kultusministerium Sachsen, wo das neue Schuljahr vor 14 Tagen begonnen hat, will noch rund 100 ausgeschriebene neue Stellen besetzen und betonte dabei ausdrücklich, diese nicht an Seiteneinsteiger zu vergeben, sondern nur an hierfür ausgebildete Grund-, Ober- und Förderschullehrer. Das Ministerium tritt damit Spekulationen entgegen, wonach die neu zu schaffenden Stellen dieses Jahres mit bis zu 50 Prozent von Seiteneinsteigern belegt werden könnten.
Sachsen-Anhalt versuchte bereits im Februar dieses Jahres durch gezielte Werbemaßnahmen und damit verbundenen Anschreiben, pensionierte Pädagogen zum Aushelfen zu bewegen. Es wurden zwar 270 neue Lehrer eingestellt, aber auch in Sachsen-Anhalt sind noch rund 100 Stellen unbesetzt. Als weitere alternative Maßnahme will die Magdeburger Landesregierung ab Oktober eine Regelung in Kraft treten lassen, wonach Referendare bereits nach 4 Wochen eigenständig unterrichten sollen und nicht wie bisher nach 4 Monaten.
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen
In Niedersachsen konnten für die Grund-, Haupt- und Realschulen nur etwa zwei Drittel der über 600 erforderlichen Stellen besetzt werden. Das zuständige Ministerium ordnete daraufhin eine vorübergehende zwangsweise Abordnung von Gymnasiallehrern an, die nun dort fehlen. Einige betroffene Direktoren klagen nun aufgrund des Ausfalles von Arbeitsgemeinschaften und Wahlunterricht. Die damalige Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hatte durch die Anhebung des Einstiegsgehaltes bereits erste Maßnahmen getroffen. Zusätzlich wurden viele Grundschulstellen für Seiteneinsteiger zugänglich gemacht. Dennoch fehlen zu Beginn des Schuljahres vor allem an den Grundschulen viele Lehrer, sodass wie in Niedersachsen Lehrkräfte aus anderen Schulformen und Bereichen aushelfen sollen.
Bayern, Baden-Württemberg und Saarland
Auch in Bayern werden besonders viele Grundschul- und Förderlehrer gebraucht. Zur Einstellungserleichterung hat die bayerische Staatsregierung den erforderlichen Examensdurchschnitt auf 3,5 erhöht. Außerdem gibt es im Kultusministerium Planungen, dass über Anträge auf Teilzeit oder Ruhestand erst zeitverzögert reagiert wird. In Baden-Württemberg gibt es noch keine konkreten Anweisungen, doch spricht das Ministerium auch hier von Umverteilungen, was bedeutet, dass auch hier Lehrkräfte innerhalb der Schulsysteme abgeordnet werden sollen, falls die Lage dieses erfordert. Im Saarland gibt es nicht nur zu wenig Grundschullehrer, sondern auch zu wenig Raum und so muss man sich vielerorts mit Containern behelfen. Das Land konnte rund 190 neue Lehrstellen besetzen.
Berlin und Mecklenburg-Vorpommern
Der Berliner Senat startete bei der Suche nach Lehrkräften eine große Plakataktion. In Berlin ist die Anzahl der Seiteneinsteiger schon seit geraumer Zeit am größten. Zusätzlich warb man in Berlin gezielt um ehemalige Lehrer aus der DDR, die seit der Wende in Kinderhorten oder anderen Einrichtungen als Erzieher tätig sind. In Mecklenburg-Vorpommern sind von den ausgeschriebenen 449 Referendarstellen lediglich 174 besetzt worden. Auch hier wird es unweigerlich zu entsprechenden Engpässen kommen.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- Personalprobleme im Jahr 2030 im Öffentlichen Dienst
- Lehrerbedarf steigt in sämtlichen Bundesländern bis 2030 stark an
- Bertelsmann-Studie prognostiziert Schüler-Boom!
- Bertelsmann-Studie: Baden-Württemberg will Abbau von Lehrerstellen stoppen!
- tagesspiegel.de: Sag mir, wo die Lehrer sind
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