Zuletzt aktualisiert am 05.12.2024 um 7:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Auf der Suche nach Lehrerpersonal hat die Universität Potsdam ein bundesweit einmaliges Förderprogramm ins Leben gerufen. Das Projekt „Refugee Teachers“ qualifiziert geflüchtete Lehrkräfte aus Krisengebieten für den Unterricht ausländischer Kinder an deutschen Schulen. Die berufserfahrenen Lehrkräfte absolvieren einen intensiven Deutschkurs und machen sich mit dem deutschen Schulsystem vertraut.
Dringend gesucht!
Schulpflichtige Flüchtlings- und Migrantenkinder stellen das deutsche Schulsystem vor ein großes Problem: Es fehlen Lehrkräfte, Dolmetscher und Sozialarbeiter, die die zusätzlichen Kinder begleiten können. Die Landesregierungen schaffen zwar neue Stellen, doch die Zahl unbeschäftigter Lehrkräfte deckt den hohen Bedarf nicht ab. Kreative Wege sind gefragt. Die Idee, syrische Lehrer für das deutsche Schulsystem fit zu machen, liegt eigentlich auf der Hand. Denn sie spielen eine wichtige Rolle bei der Integration von Flüchtlingskindern. Ihre Sprachkompetenz und ihr kultureller Hintergrund können Konfliktsituationen an Schulen beilegen oder helfen dabei, Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und ausländische Schüler profitieren davon, wenn sie schwer verständliche Lerninhalte in ihrer Landessprache vermittelt bekommen.
Qualifikation für geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer
Das Programm richtet sich bis jetzt vor allem an Flüchtlinge in Berlin und Brandenburg. Für ein Semester lernen speziell ausgewählte Lehrer aus Krisenregionen 24 Stunden pro Woche Deutsch. Der fachspezifische Teil der Ausbildung beginnt im darauffolgenden Semester. Einen Einblick ins deutsche Schulsystem sollen sie als Gast an einer deutschen Schule erhalten. Gemeinsam mit einem deutschen Lehramtsstudenten werden sie an Seminaren und Uni-Veranstaltungen teilnehmen und ein Schulpraktikum absolvieren. Deutsche und ausländische Lehramtskandidaten bilden dann ein sogenanntes Tandem, wobei sie sich gegenseitig über die Schulsysteme in den Herkunftsländern austauschen. Diese Erfahrung, so hofft man, wird für ihre spätere Arbeit an Schulen mit geflüchteten Kindern wertvoll sein.
Pilotprojekt Göttingen
Auch die Uni Göttingen arbeitet an einem Ausbildungsprogramm für zukünftige ausländische Lehrer. In diesem Zusammenhang ermöglicht ein Pilotprojekt syrischen Lehrern das stundenweise Unterrichten von Flüchtlingskindern an Schulen in Bremen und Niedersachsen. Sie unterstützen die Schüler bei Defiziten und Hausaufgaben in ihrer Muttersprache, damit diese unabhängig von ihrer Sprache fachbezogene Fortschritte machen können.
Voraussetzung: Bildung
Das Interesse syrischer Flüchtlinge zur Lehrerqualifikation ist groß. Zahlreiche Anträge gehen pro Ausbildungsplatz ein. Die Messlatte für die Auswahl liegt hoch, da nur wenige Plätze zur Verfügung stehen. Bewerber benötigen ein Hochschulstudium und etliche Jahre Berufserfahrung. Auch Englischkenntnisse sind ein Aufnahmekriterium für das Programm, weil vor allem Syrer selten über Deutschkenntnisse verfügen. Mit Englisch kann die Kommunikation in den Deutschkursen vorangetrieben werden. Nach erfolgreicher Ausbildung sollen die ausländischen Lehrer hauptsächlich Flüchtlinge unterrichten.
In Schulen mit hohem Anteil an Zuwandererfamilien sind Pädagogen aus Krisenländern wichtige Vorbilder für Schüler mit ausländischen Wurzeln. Die Flüchtlingskinder erfahren, dass Bildung berufliche Perspektiven ermöglicht. Das macht ihnen Mut. Lehrkräfte aus Krisengebieten sind mehr als nur Fachlehrer. Sie sind auch sprachliche und kulturelle Botschafter, die zwischen Flüchtlingskindern, Eltern und den deutschen Schulen intervenieren können. Es ist eine Win-win-Situation.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- spiegel.de: Flüchtlinge: Uni Potsdam will syrische Lehrer für deutsche Schulen fit machen
-
Versicherungsvergleich
Bewertung abgeben
( Abstimmen)