Zuletzt aktualisiert am 27.09.2024 um 4:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Aktuell werden von den Landesregierungen Pädagogen, Verwaltungsbeamte, Polizisten und Soldaten gesucht, die bereit sind, sich bei der Integration der Flüchtlinge zu engagieren. Die Kultusministerien wollen aus diesem Grund gezielt pensionierte Lehrer anschreiben, um sie für den Unterricht zu gewinnen. Durch die Aufhebung der Hinzuverdienstgrenzen erhofft man sich, dass eine größere Zahl Pensionäre den landesweiten Aufrufen folgen werden. Bislang durften Beamte abhängig vom Ruhegehalt nur einen bestimmten Betrag hinzuverdienen. Wird er überschritten, werden die Pensionsbezüge gekürzt.
Aufhebung der Zuverdienstgrenze
Die Länder prüfen zurzeit die rechtlichen Voraussetzungen, um Pensionäre einsetzen zu können. In Baden-Württemberg soll die Änderung des Landesversorgungsgesetzes bereits Anfang Dezember gelten. Diese temporäre Ausnahmeregelung ist bei dringend dienstlichem Interesse, wie etwa in der Flüchtlingssituation, möglich. Beamte dürfen nämlich nicht mehr verdienen als die Differenz zwischen der Pension und dem früheren Gehalt als aktiver Beamter. Aber nicht nur finanzielle, auch versicherungstechnische und arbeitsvertragsrechtliche Fragen müssen geklärt werden. Pensionäre erhalten in diesen Tagen Schreiben der jeweiligen Ministerien, die um Mithilfe in dieser außergewöhnlichen Situation bitten. Auf Vorschlag der SPD sollen vorzeitig in den Ruhestand geschickte Mitarbeiter für bis zu zwei Jahren wieder in den Dienst gestellt werden — auf freiwilliger Basis oder auf Weisung. Das sei dienstrechtlich möglich.
Polizisten, Soldaten und Verwaltungsangestellte — ihr Einsatz
Pensionierte Polizisten, Soldaten und Verwaltungsbeamte sollen in Flüchtlingsheimen helfen, werden in Ausländerbehörden oder bei der Erstaufnahme eingesetzt. Sie sollen bei der Registrierung der Flüchtlinge, der Organisation der Aufnahmen mithelfen und bei Sicherheitsfragen beraten. Das Verteidigungsministerium wird prüfen, wer von den Beamten und Soldaten qualifiziert ist, um bei der Bearbeitung von Asylanträgen zu helfen. Die Mitarbeiter müssen das Asylrecht kennen, Befragungstechniken beherrschen und Detailwissen über die Herkunftsländer besitzen. Eine Aufgabe, die Fachwissen voraussetzt. Da händeringend neue Leute gesucht werden, ist auch geplant, Studenten der Verwaltungswissenschaften im mittleren Dienst einzusetzen.
Lehrer mit Zusatzqualifikation – Deutsch als Zweitsprache
Die zahlreichen Flüchtlingskinder binden die Ressourcen der Deutschlehrer. Und deshalb kehren pensionierte oder ausscheidende Lehrer ins Klassenzimmer zurück. Eine Altersgrenze für Rückkehrer gibt es nicht. Besonders gefragt sind Pädagogen mit der DaZ-Qualifikation. Sie werden in Vorbereitungsklassen eingesetzt, um junge Asylsuchende durch Vermittlung von entsprechenden Sprachkenntnissen auf den regulären Schulbesuch vorzubereiten. Die Kinder aus Syrien, Afghanistan und den Balkanländern sprechen kein Deutsch und bringen unterschiedliche Schulkenntnisse mit. Für sie werden dringend Lehrer, die für das Fach Deutsch speziell ausgebildet sind, benötigt. Es ist angedacht, dass sie befristete Verträge von sechs Monaten bis zu zwei Jahren erhalten. Ihr Verdienst orientiert sich an dem, was sie in ihrer aktiven Laufbahn verdient haben. Weil die Zahl der verfügbaren Deutschlehrer bei weitem nicht ausreicht, werden Weiterbildungs- und Fortbildungsangebote ausgebaut, um Studenten und Lehrern die Lehrbefähigung im Fach DaZ zu ermöglichen.
Das Angebot der Regierung sollte nicht unterschätzt werden. Für Beamte im Ruhestand ist es eine Möglichkeit, die lebenslang erworbenen Kompetenzen ehrenamtlich einzusetzen und gut dafür bezahlt zu werden. Für Schulen, Kommunen und Bundeswehr ist die Aktivierung dieser Kräftereserve vor allem eine wichtige Entlastung in der Bewältigung der aktuellen Flüchtlingssituation.
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