Mobbing an Schulen ist kein neues Problem, doch nun mehren sich auch Vorfälle zwischen Kindern und Jugendlichen, die einen religiösen Hintergrund haben oder Hass sowie Antisemitismus verbreiten. Besonders im Bereich der Schulen in Problembezirken oder an Schulen mit einem besonders großen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund keimt die Saat von Glaubenskriegen und der Propaganda das „Islamischen Staates“.
Gemeinsame Aufgabe
Beim Kampf gegen religiöses Mobbing müssen alle Seiten an einem Strang ziehen und unter Einbeziehung aller Kompetenzen Lösungswege herbeiführen. Die neue Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) forderte ihre Amtskollegen aus den einzelnen Bundesländern zu einer gemeinsamen Vorgehensweise auf, um Antisemitismus, Mobbing und Diskriminierung an den Schulen zu begegnen. Auch auf der nächsten Kultusministerkonferenz, die Mitte Juni in Erfurt stattfinden wird, soll das Thema auf die Tagesordnung kommen.
Die Bundesbildungsministerin sprach gegenüber der Presse die zentrale Rolle an, die den Schulen zukommt, um ein demokratisches Werteempfinden und den Grundgedanken der Toleranz gegenüber Anderen zu vermitteln. Vorausgegangen waren der Debatte und dem nun aufkommenden politischen Handlungsdrang mehrere Vorfälle, vor allem an Berliner Schulen, bei denen sich Diskriminierungen und antisemitische Äußerungen häuften. In einem Vorfall an einer Tempelhofer Grundschule wurde eine Zweitklässlerin sogar von muslimischen Mitschülern mit dem Tode bedroht, weil sie nicht an „Allah glaube“.
Schulleitung und die Berliner Bildungsverwaltung bestätigten diesen und weitere Fälle, die sich in den letzten Jahren anhäuften. Die besorgniserregende Zunahme solcher Sachverhalte rief unlängst auch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) auf den Plan, der die Sensibilisierung eines jeden Einzelnen forderte, um derartige Äußerungen und aktive Mobbingtaten zu verhindern. Die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Maja Lasic, arbeitete in der Vergangenheit selbst als Lehrerin im Problembezirk Wedding und bestätigte kulturell-religiös bedingte Denkens-und Vorgehendweisen, die zu Diskriminierung und Konflikten ausarten. Diese seien keine Einzelfälle.
Religion ist Grundrecht – Toleranz das Ziel
Auf Bundesebene soll die neue Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU) die Vorgänge analysieren und gemeinsam mit den entsprechenden Stellen der Länder an Lösungen arbeiten. Widmann-Mauz forderte dazu auf die Religionsfreiheit als Grundrecht zu verteidigen und Bedrohungen gleich, welchen Strömungen und Richtungen sie entstammen, zu bekämpfen. In Berlin sieht der Senat die Antidiskriminierungsbeauftragte der Schulverwaltung, Saraya Gomis in der Pflicht und erhofft sich geeignete Lösungen zum Eindämmen der Probleme.
Gomis, selbst Lehrerin mit Migrationshintergrund, hat augenblicklich jede Menge zu tun und traf sich bereits mehrfach mit Eltern, Schulaufsicht und Schulleitung der betreffenden Schule, an dem sich der Vorfall mit der Morddrohung zugetragen hatte. Weitere Maßnahmen sind bereits eingeleitet worden, doch blickt man auf die allein an Berliner Schulen gemeldeten 200 Fälle von Diskriminierung, Rassismus und religiösem Mobbing in einem Zeitraum von rund eineinhalb Jahren und die mit Sicherheit enorm hohe Dunkelziffer, so bleiben neben viel Arbeit auch viele Fragen nach der zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklung offen.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- Tagesspiegel – Nachhilfe in Religion und Demokratie ist nötig
- Frankfurter Allgemeine – Religiöses Mobbing alarmiert Politiker
- Stern – Hass auf Juden an deutschen Schulen – Eltern schildern erschütternde Vorfälle
- news4teachers – Integrationsbeauftragte Widmann-Mauz verurteilt religiöses Mobbing im Klassenzimmer