Zuletzt aktualisiert am 12.11.2024 um 15:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Auch Wochen nach den ersten Flüchtlingswellen sieht es in Deutschland mit der Lehrerkapazität noch nicht wirklich besser aus. „Wie wird das erst 2016 werden?“, fragen daher viele Experten. Zehntausende Flüchtlinge werden zum neuen Jahr eingeschult werden. Lehrer fehlen noch immer an allen Ecken und Enden und vor allem an Deutschlehrern mangelt es noch immer. Die Lehrerverbände fordern daher eine zweite Einstellungswelle.
Verrauchter Optimismus?
Dem anfänglichen „Wir-schaffen-das“-Optimismus folgte im Hinblick auf die ungeklärten Probleme im neuen Jahr bereits Ernüchterung. Knapp 3 Monate sind die „Merkel-Selfies“ mit den Flüchtlingskindern von Kreuzberg bereits her und seitdem ist auch noch niemandem eine Patentlösung eingefallen. Dennoch weichen die Schulen nicht von ihrer lobenswerten Meinung ab, nämlich dass es sich lohnt, sich um jedes einzelne Kind zu kämpfen. Um diesen Kurs beizubehalten, wird mit viel Kreativität und Mut an diese große Herausforderung herangegangen. Mehr als 7000 Lehrstellen wurden bereits neu geschaffen. Der Rest der benötigten Fachkräfte wird so gut es geht mit Pensionären, Studenten oder Hilfskräften gedeckt. Auch wenn dieses Jahr bereits der Ausnahmezustand an den Schulen ausgerufen wurde, wird es 2016 wohl noch einmal anziehen. Denn momentan warten noch immer viele Kinder aus den Flüchtlingsfamilien in den Erstaufnahmelagern. Diese werden erst 2016 an die Schulen kommen.
Großteil der Flüchtlinge noch gar nicht an Schulen
Experten gehen davon aus, dass das nächste Jahr eine echte Zerreißprobe für die Schulen wird. Es wird vermutet, dass nicht mal die Hälfte der angekommenen Flüchtlingskinder bislang an den Schulen angekommen sind. Das Ausmaß der noch zu erwartenden Kinder kann nur grob geschätzt werden, denn auch bei der Registrierung sind keinesfalls alle schulpflichtigen Jugendlichen erfasst worden. Gerechnet wird mit etwa 325.000 schulpflichtigen Flüchtlingskindern in ganz Deutschland. Dafür würde man eigentlich knapp 25.000 neue Lehrer benötigen. Doch seit der letzten Kalkulation sind schon wieder neue Flüchtlinge immigriert, was die Schätzungen nahezu unbrauchbar macht. Ein weiteres Problem ist, dass viele Familien noch gar nicht in der Stadt angekommen sind, in der sie bleiben sollen. Das bedeutet, dass die für die Flüchtlingskinder zuständigen Schulen größtenteils noch gar nicht zugeordnet werden können. Vor allem räumlich gesehen wird es an vielen Schulen eng werden. Einige Einrichtungen haben sich bereits mit Unterricht in Containern selbst geholfen. Doch ist lediglich als kurzfristige Lösung zu betrachten.
Erneute Einstellungswelle
Wer den pädagogischen Berufsweg eingeschlagen hat, der hat momentan auf dem Arbeitsmarkt so gute Chancen wie kaum ein andere. Derzeit werden in nahezu allen Bundesländern neue Planstellen für arbeitslose Lehrkräfte, Quereinsteigern oder Referendars-Frischlinge eingerichtet. Da der immense Bedarf dennoch nicht gedeckt werden kann, werden momentan auch Pädagogen im Ruhestand wieder aktiviert. Allein Hamburg stellte für die Versorgung der Flüchtlingskinder 350 neue Lehrer ein. Berlin schuf 420 neue Stellen und in NRW gibt es seit diesem Jahr gut 2400 neue Lehrstellen. Vor allem Deutschlehrer werden reihenweise von Volkshochschulen abgeworben, aber auch die Ruheständler lassen sich nicht lumpen. Diese werden vor allem aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung mit Jugendlichen eingesetzt. Der Philologenverband spricht bereits von einer Notsituation und schaut mit Sorge auf 2016.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- welt.de – Flüchtlingskinder überfordern deutsche Schulen
- waz.de – 2016 wird es ohne neue Lehrer eng an deutschen Schulen
- spiegel.de – Flüchtlingskinder an Schulen: So wird das nichts mit der Integration
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