Zuletzt aktualisiert am 22.09.2024 um 0:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Nach Auswertung einer internationalen Studie erhielt das System der deutschen Altersversorgung nur eine mittelmäßige Benotung. Von 37 untersuchten Ländern landete die Bundesrepublik lediglich auf Platz 13. Der sogenannte „Mercer-Index“ deckte mit seinen Studienanalysen im Bereich Vorsorge, Wirtschaft und Sicherungssysteme rund zwei Drittel der gesamten Weltbevölkerung ab und ist seit dem Jahr 2009 ein anerkanntes, wegweisendes Prognoseinstrument.
Der „Melbourne Mercer Global Pension Index 2019“ ist ein umfassender Report des Beratungsunternehmens „Mercer LLC“. Dr. David Knox, ehemaliger Professor für versicherungsmathematische Studien an der Universität von Melbourne und derzeitiger Senior Partner von Mercer, erstellt den Report in enger Zusammenarbeit mit dem staatlichen „Center für Finanzstudien Australien“ und dem „Monash Centre for Fiancial Studies“ unter der Leitung von Professor Deep Kapur. In der aktuellen Studie ging es im Besonderen darum, die Stärken und Schwächen der weltweiten Altersvorsorgesysteme zu untersuchen. Berücksichtigt wurden hierbei auch die privaten Vorsorgeanlagen, die staatlichen Sicherungssysteme sowie die betrieblichen Altersversorgungen.
Zusammensetzung der Analysemethodik
Der Gesamtindex des Reportes bezieht drei wesentliche Unterfaktoren in die Analyse ein. Den wichtigsten Anteil von 40 Prozent hat hierbei das Segment „Angemessenheit“ mit Unterkriterien wie beispielsweise Einsparungen, Leistungen, steuerliche Unterstützung, Wohneigentum oder Wachstumsvermögen. Danach folgt mit 35-prozentigen Anteilen die Sparte „Nachhaltigkeit“ mit Punkten wie Rentenversicherung, Bilanzierung, Beitragszahlungen, Demografie, staatliche Verschuldung und wirtschaftliches Wachstum. Abschließend fließt mit 25 Prozent der Sektor „Integrität“ mit den Bereichen Verordnungen, Schutz, Kommunikation und betriebliche Kosten in die Bewertung ein.
Zum zweiten Mal in Folge konnten die Niederlande den ersten Platz der Rangliste für sich entscheiden. Mit einem Gesamtwert von 81 Punkten platzierten sie sich wiederum knapp vor Dänemark. Unsere nördlichen Nachbarn kamen ebenfalls über die magische 80-Punkte-Marke und waren damit zusammen mit den Niederlanden die einzigen zwei Nationen, die von den Analysten mit einer A-Benotung bedacht wurden und damit am besten auf die Anforderungen an eine alternde Gesellschaft vorbereitet sind. Dennoch zeigt die Analyse klar auf, dass auch sehr gute Rentensysteme Mängel beinhalten und ein stetiges Reagieren notwendig machen.
Bundesrepublik punktet im Segment „Angemessenheit“
Deutschland wurde von den Analysten mit einer B-Note auf dem Gesamtrang 13 eingeordnet. Das bundesdeutsche Altersversorgungssystem verfügt dabei über eine solide Grundstrukturierung und viele gute Eigenschaften, wobei sich etliche verbesserungsfähige Bereiche ergeben, welche sich deutlich von einem A-Noten-System unterscheiden. Der Gesamtwert der Bundesrepublik im Index beträgt 66,1 Punkte und stellt eine leichte Verschlechterung gegenüber dem Jahr 2018 dar. Im Untersegment „Angemessenheit“ konnte sich Deutschland mit 78,3 Punkten eine Platzierung unter den besten fünf Ländern sichern. Der Sub-Index „Integrität“ wurde mit 76,4 Punkten als zufriedenstellend bewertet.
Anlass zur Sorge und mit einer unterdurchschnittlichen Punktzahl von 44,9 bereitet der Sektor „Nachhaltigkeit“. Die zugrunde liegenden Indikatoren verweisen darauf, ob die derzeitige Struktur des Rentensystems den zukünftigen Anforderungen gewachsen ist. Hier gibt es nach Auffassung der Analysten erheblichen Handlungsbedarf, wozu vor allem die nachhaltige Stärkung des Altersvorsorgesystems gehört. Der gewichtige Anteil im Niedriglohnsektor mache so beispielsweise neben soliden Finanzierungsmodellen, eine umfangreiche Bereitstellung der betrieblichen Altersversorgung in der Bundesrepublik notwendig.
Erste Ansätze seitens der Politik durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz sind hierbei nahezu wirkungslos geblieben und sollten dringend durch individuelle, flexible Lösungen ergänzt werden. Um die Teilannahmequoten der betrieblichen Altersversorgung zu erhöhen, sind die Tarifparteien oder auch die Unternehmen im Einzelnen gefordert. Die weiteren spezifischen Empfehlungen aus dem Mercer-Report betreffen die Erhöhung der Mindestrente für Rentner aus dem Niedriglohnsektor und die Anhebung der Erwerbsquote bei älteren Arbeitnehmern. Kapital gedeckte Modelle sollten das umlagefinanzierte System ergänzen und sich erhebliche Verbesserungen im kommunikativen Bereich für die Empfänger von Leistungen einstellen.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
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