Zuletzt aktualisiert am 04.09.2024 um 12:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 2-3 Minuten
Mit dem Beginn des neuen Schuljahres unterrichten in Brandenburg mehr Seiteneinsteiger/-innen denn je. Mittlerweile stammt jede achte Lehrkraft im Land aus einem anderen Beruf. Das ist Rekord und dennoch herrscht in Zeiten der Corona-Krise die Angst vor einem Lehrermangel vor.
Schon im Jahr 2019 lag die Quote der Quereinsteiger/-innen im östlichen Bundesland bei 33,3 Prozent. In diesem Jahr wurden 1.544 Lehrkräfte neu und unbefristet eingestellt. Von ihnen waren 510 Seiteneinsteiger/-innen aus anderen Berufszweigen, womit die Quote auf 34,1 Prozent anstieg. Die neuen Zahlen wurden kurz vor Schuljahresbeginn auf einer Pressekonferenz in Potsdam bekannt gegeben. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) informierte zudem darüber, dass auch bei den neuen 594 befristeten Anstellungsverträgen für Schulmitarbeiter/-innen, beispielsweise für die Elternzeitvertretungen 417 Beschäftigte, gewonnen werden konnten, welche nicht ein Lehramtsstudium absolviert hätten.
Lehrerbedarf ohne Seiteneinsteiger nicht zu bewältigen
Mit dem neuen Schuljahr stieg die Zahl der an den brandenburgischen Schulen unterrichtenden Seiteneinsteiger/-innen somit auf etwa 2.500 Lehrkräfte an. Für Bildungsministerin Ernst ein notwendiger Schritt, denn sie verwies in ihren Einlassungen deutlich darauf, dass ohne diese Kräfte, welche keinen einschlägigen Studiengang vorweisen könnten, der Lehrer- und Lehrerinnenbedarf im Land nicht abzudecken sei. Der wieder ansteigende Bedarf an neuen Lehrkräften sei damit zu begründen, dass viele Pädagogen/-innen inzwischen das Ruhestandsalter erreicht hätten, so die Ministerin. Ferner käme hinzu, dass die Zahl der Schüler/-innen vor allem in den an Berlin grenzenden Landesteilen signifikant ansteigen würden. Allein mit Beginn dieses Schuljahres seien rund 1.000 neue Stellen zu besetzen gewesen. Die Zahl der Schüler/-innen bezifferte die Ministerin mit rund 294.000.
Der Großteil der Seiteneinsteiger/-innen setze sich zusammen aus Hochschul- und Fachhochschulabsolventen/-innen mit einem entsprechenden Master-, Diplom- oder Magisterabschluss. Nach Angaben der Bildungsministerin werde aktuell intern geprüft, unter welchen Voraussetzungen die Seiteneinsteiger/-innen mit einem absolvierten Bachelor und einer unbefristeten Schuldienstanstellung in das Beamtenverhältnis übernommen werden können. Britta Ernst verwies hierbei darauf, dass derartige Schritte im Bundesland Sachsen bereits möglich gemacht wurden. Außerdem versicherte die Ministerin, dass es sich bei fast allen Seiteneinsteigern/-innen um hoch qualifiziertes Fachpersonal handeln würde, denen für die spezifische Unterrichtstätigkeit lediglich noch das notwendige Rüstzeug an die Hand gegeben werden müsste.
Gerade in diesem Bereich sei es unumgänglich, aus den Problematiken und Fehlern, die in der Vergangenheit aufgetreten seien, zu lernen. Hintergrund ist hierbei die Tatsache, dass aufgrund des enormen Zeitdrucks in den letzten Schuljahren vermehrt Crashkurse für Seiteneinsteiger/-innen durchgeführt wurden, um diese umgehend einer Verwendung an den Schulen zuzuführen. Nun soll eine überarbeitete Konzeption mit entsprechenden Maßnahmen den Einstieg für die neuen Lehrkräfte erleichtern. Dennoch scheint unklar, ob für das neue Schuljahr ausreichendes Lehrpersonal in Brandenburg vorhanden ist, denn durch die Folgen der Corona-Krise könnten Lehrer/-innen, welche zur Risikogruppe gehören, dem Präsenzunterricht fernbleiben. Entsprechende Zweifel hatte auch der Landesvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs und die Landtagsabgeordnete der Linkspartei, Kathrin Dannenberg, angemerkt.
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