Zuletzt aktualisiert am 10.11.2024 um 7:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 4-5 Minuten
Nach den Ergebnissen aus einer Umfrage sind knapp zwei Drittel der Bundesbürger/- innen für die sofortige Rückkehr aller Schülerinnen und Schüler in den Präsenzunterricht, wenn dabei alle notwendigen Hygiene- und Testmaßnahmen eingehalten werden. Die Politik diskutiert derweil, wie mit entsprechenden Lösungen und Impfstrategien ein geordneter Schuljahresbeginn für den Sommer zu erreichen ist.
Die Hoffnung auf einen geregelten Schulalltag
Mit der vom Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführten Umfrage zur umgehenden Rückkehr in den Regelunterricht wollte sich die FDP-Bundestagsfraktion einen Eindruck von der Stimmungslage innerhalb der Bevölkerung verschaffen. Das deutliche Votum von 65,2 Prozent der Teilnehmer/- innen im Gesamtdurchschnitt der Bundesländer für den sofortigen Präsenzunterricht ist dabei ein klares Signal an die Verantwortlichen. Jede/r Zehnte zeigte sich im Rahmen der Befragung eher unentschieden und 24,7 Prozent waren dagegen. In der Fragestellung zur bundesweiten Öffnung eines regulären Schulbetriebes wurde die Voraussetzung einer zeitgleichen Einhaltung der üblichen Test- und Hygienekonzepte mit angeführt.
Katja Suding, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP, verwies in diesem Zusammenhang auf das Regierungsversprechen, die Schulen bei sinkenden Inzidenzzahlen umgehend bevorzugt wieder zu öffnen und mahnte an, dass jegliche Verzögerungen in diesem Bereich einem Wortbruch gleichzusetzen seien. Bewährte Praxismaßnahmen wie Abstandsregelungen, Schnelltests, Impfungen der Lehrkräfte oder der Einsatz von Luftfiltern würden einen sicheren Präsenzunterricht an den Schulen ermöglichen, so Suding und somit wären keine Gründe mehr gegeben, den Schülerinnen und Schülern das Recht auf Bildung zu verwehren.
Die Sorge vor dem „Jo-Jo-Effekt“
Viele Verbände, Experten und Wissenschaftler sehen die Äußerungen der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Liberalen und der Befürworter einer umfassenden Schulöffnung allerdings sehr kritisch. Die angepriesenen Luftfilter sind in nahezu aller Schulen nicht vorhanden und noch sind längst nicht alle Lehrkräfte geimpft. Die Schnelltests können Infektionen nicht zuverlässig erkennen und unter Kindern sowie Jugendlichen sind die Infektionszahlen immer noch wesentlich höher als im restlichen Durchschnitt der Bevölkerung. Nach Auffassung der Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut Göttingen wiederhole sich der bisherige, im Rahmen der Corona-Pandemie nur allzu bekannte Vorgang.
Mit den umfassenden Öffnungen und Lockerungen in nahezu allen Bereichen bei sinkenden oder niedrigen Inzidenzen komme dann wiederum der „Jo-Jo-Effekt“ zum Tragen, der die Zahlen schnell wieder steigen lassen würde. Im Verlauf der Pandemie hätten sich rund 10 Prozent der deutschen Bevölkerung mit dem Virus infiziert, so die Wissenschaftlerin. Dieser Anteil habe ausgereicht, um das Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenzen zu bringen. Trotz Impfungen wären im Herbst noch rund 30 Prozent der Bevölkerung ungeschützt, die potenziell erkranken könnten, also ein dreimal so großer Anteil wie zur Hochzeit der Pandemie.
Kontroverse Diskussion
Seit Pfingsten wird die Öffnungsstrategie und besonders die Frage zur Rückkehr aller Schüler/- innen zum Präsenzunterricht in den Bundesländern zum Teil äußerst kontrovers diskutiert. Bei den politisch Verantwortlichen stehen auch hier die Inzidenzzahlen im Vordergrund. Trotz der bundesweiten Empfehlung des Robert-Koch-Institutes, den Regelunterricht für alle Schüler/- innen erst ab einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von weniger als 50 durchzuführen, öffnet das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen ab dem 31. Mai die Schulen für alle Klassen. Als neue Richtlinie und gegen die Kritik der dortigen Landeselternkonferenz gilt hier der Wert von weniger als 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner.
Auf ein wenig Normalität an den Schulen und in den Kinderbetreuungseinrichtungen hoffen alle zuständigen Bildungspolitiker/- innen der Länder. Für weitere Öffnungen im Schulbetrieb plädiert auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), die auf das sinkende Infektionsgeschehen verwies und die unter der Berücksichtigung der gängigen Hygienekonzepte einen umfangreichen regelmäßigen Schulbesuch noch vor den Sommerferien befürwortete. Laut der Bundesbildungsministerin sollte für derartige Schritte die Inzidenzen unter 100 liegen und außerdem sollten die Länder für den Beginn des neuen Schuljahres unbedingt einen Fahrplan für die Impfungen von Kindern sowie Jugendlichen ab 12 Jahren ausarbeiten.
Bildungsverband fordert Verbesserung der Infektionsschutzmaßnahmen
Neben einem von Ministerin Karliczek geforderten Impfgipfel von Bund und Ländern hat sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in die Diskussion rund um den Bildungssektor eingebracht, in dem er schnellstmögliche Impfungen für Schülerinnen und Schüler ermöglichen will. Entsprechende Impfdosen des Herstellers Biontech/Pfizer sollten spezifisch hierfür reserviert werden, so Spahn. Ein Impfangebot, welches noch nicht absehbar ist, denn es stehen noch entsprechende Empfehlungen der Impfkommission und die Zulassungen von Präparaten anderer Hersteller aus.
Der Bildungsverband VBE sowie der Städte- und Gemeindebund hatten zuvor bereits eindringlich gefordert, den Corona-Schutz an den Schulen deutlich zu verbessern. Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann sieht es in diesem Zusammenhang als geradezu fahrlässig an, den Einsatz von technisch möglichen und nützlichen Komponenten nicht zu verwirklichen und damit das schulische Umfeld erheblich sicherer zu machen. Besonders die Ferienzeit müsse genutzt werden, um stationäre Lüftungssysteme in den Schulen nachzurüsten. Hier habe man bereits über ein Jahr verloren, so der VBE-Vorsitzende.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema
- news4teachers.de –
Große Mehrheit der Bürger will Schüler sofort in den Präsenzunterricht zurückschicken - tagesschau.de –
Karliczek für weitere Öffnungen an Schulen
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